Die Ausstellung beschäftigt sich mit einem Thema, das bisher nur teilweise behandelt wurde. Todesmärsche führten durch ganz Deutschland – durch Städte und Dörfer. Die mehr als 15.000 KZ-Häftlinge, die aus den aufgelösten Außenlagern des KZ Buchenwald in Leipzig zusammengetrieben wurden, wurden ebenfalls auf Todesmärschen in verschiedenen Gruppen und in verschiedene Richtungen gefahren. Nur wenige von ihnen überlebten.
Nur 250 von 2.400 überlebten
Eine Gruppe von 2.400 Häftlingen verließ am 13. April 1945 das Außenlager der Erla-Werke in Leipzig in Richtung Theresienstadt. Nach 500 Kilometern und vier Wochen später wurden am 9. Mai 1945 in Fojtovice in der heutigen Tschechischen Republik nur 250 Überlebende von Soldaten der russischen Armee befreit.
Fotos mit einer analogen 35mm Kamera
Vom 13. April bis 9. Mai 2017 ging Herbert Naumann diese „historische“ Route von Leipzig nach Fojtovice und machte mit seiner analogen 35-mm-Kamera Doppelbelichtungsfotos auf Schwarzweiß-Negativfilmen. Mit dieser Methode hat sich der Fotograf bewusst einem Prozess der unkontrollierten Bilderzeugung ausgesetzt, der keinen Versuch einer perfekten Inszenierung zulässt.
Zwei Zeitstufen pro Motiv
Diese Bilder zeigen keine einfachen Ansichten von Orten. Jedes einzelne Motiv erfasst zwei Zeitebenen in einer zeitgenössischen Landschaft. Die auf diese Weise erreichte Auflösung der gewohnten zeitlichen Ordnung, das auf diese Weise erreichte Eindringen von Jetzt und Nachher, gestört. Sie lädt die Betrachter dieser Kunstwerke ein, ein zweites Mal genauer hinzuschauen und herauszufinden, was für sie geboten wird. Herbert Naumann erwartet das Ergebnis dieser erneuten Prüfung und Reflexion nicht.
Texte basierend auf historischen Aufzeichnungen
Die Bilder sind untrennbar mit Texten auf den jeweiligen Tafeln verbunden. Die Texte sind historische Dokumente, Protokolle und Augenzeugenberichte, insbesondere Notizen und Aufzeichnungen aus einem Tagebuch der entführten KZ-Häftlinge, die diesen Marsch überlebt haben. Sie enthalten die erschütternden Details in nüchterner Sprache.
Die berührende Dokumentation dieses Marsches ist in der Fotoausstellung zu sehen und auch in einem Buch (Lehmstedt-Verlag, 2020) festgehalten. Es beschreibt zum ersten Mal einen Todesmarsch Stunde für Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche, Kilometer für Kilometer von Anfang an bis zur Befreiung. Das allein macht diese Arbeit besonders wertvoll für Historiker und diejenigen, die sich für diese Geschichte interessieren.
Offen für Besucher, die hygienischen Anforderungen unterliegen
Die Tafelausstellung ist während der Besucherstunden am Montag, den 12. April 2021 im Neuen Rathaus im unteren Foyer zu sehen. Besucher werden gebeten, die geltenden Hygienerichtlinien zu beachten. Dazu gehört das Tragen einer medizinischen Gesichtsmaske und der Abstand zu anderen Besuchern.
Öffnungszeiten:
Neues Rathaus, unteres Foyer
04092 Leipzig
Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr und Samstag von 10 bis 14 Uhr
Der Eintritt ist frei.
.