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Trotz großer Namen fehlte die Strahlkraft: Neue Chipfabrik in Dresden als Investition fürs sächsische Gemüt

Neue Chipfabrik in Dresden: Eine Investition fürs sächsische Gemüt

Nicht jede Hoffnung, die mit dem neuen Milliarden-Projekt des Chipherstellers TSMC verbunden ist, wird sich erfüllen, sagt LVZ-Chefkorrespondent Kai Kollenberg. Aber der Deal hat die Strahlkraft, die Sachsen suchte.

Dresden. Großansiedlungen samt Milliardenförderung der öffentlichen Hand? Laut einigen Wirtschaftsforschern könnte man sich solche Pläne gleich sparen: Im Vergleich brächten die Großprojekte nicht viel, lautet eines der Argumente. Das Fördergeld sei bei kleineren und mittleren Unternehmen besser angelegt. Auch bei der neuen Chip-Produktion in Dresden, die das taiwanesische Unternehmen TSMC bis 2027 hochziehen will, wird diese Kritik aufkommen. Dennoch hat Sachsen allen Grund zur Freude. Die Zehn-Milliarden-Euro-Investition ist genau das Zeichen, das der hiesige Wirtschaftsstandort benötigt.

Trotz großer Namen fehlte die Strahlkraft

Nicht nur die Landesregierung hat zuletzt neidisch nach Sachsen-Anhalt geschaut, wo Chip-Produzent Intel in Magdeburg mit seinem Werk einen im Vergleich noch größeren Aufschlag plant. Sachsen hatte sich gute Chancen ausgerechnet, diesen Deal selbst an Land zu ziehen. Als dann das Nachbar-Bundesland im vergangenen Jahr den Zuschlag bekam, war das ein empfindlicher Dämpfer für die sächsische Unternehmerseele. Denn obwohl beispielsweise klangvolle Namen wie Bosch und Infineon in der Landeshauptstadt neue Werke bauten und bauen, fehlte ein bisschen die Strahlkraft. Andere potenzielle Vorhaben – wie eine Pulverfabrik des Rüstungskonzerns Rheinmetall – gerieten ins Stocken. Es hatte seine Gründe, warum Sachsen mit einem neuen Beauftragten für Großansiedlungen entgegensteuerte.

In der regionalen Wirtschaft mehrten sich die pessimistischen Stimmen. Das lag an der allgemeinen Konjunkturlage, an den hohen Energiepreisen, am Fachkräftemangel. Aber es gab auch nichts, das einen Stimmungswechsel versprach. Zuversichtlich stimmte wenig. Seit der TSMC-Ankündigung erscheint vieles rosiger. Immerhin hat der Freistaat den Weltmarktführer von sich überzeugen können – und will jetzt die Früchte ernten.

Sachsen wirkt wieder konkurrenzfähig

Neben den 2000 Jobs bei TSMC hofft die Landesregierung auf bis zu 8000 neue Jobs in der Region. Auch deswegen will sie ein Ausbildungszentrum aufbauen, dass die Firmen mit den notwendigen Fachkräften versorgt. Da klingt dann plötzlich selbst die ansonsten so kritische Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft in ihrem Statement versöhnlicher. Über die Förderung in Höhe von 5 Milliarden Euro verlieren die wenigsten ein schlechtes Wort. Das sei eben notwendig gewesen, heißt es von vielen Seiten.

Nicht jede Hoffnung wird sich am Ende erfüllen: Ob die neue Chipfabrik wirklich die Automobilbranche befeuern wird, ob die Nachfrage bei Zulieferern wie erhofft steigt, muss sich zeigen. Aber die neue Chipfabrik ist bereits nicht nur eine Investition in den Mikroelektronik-Standort Dresden, sie ist eine Investition fürs sächsische Gemüt. Der Freistaat wirkt wieder konkurrenzfähig. Plötzlich ist man wieder wer. Dieser Effekt sollte nicht unterschätzt werden.

LVZ

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