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Die Richtervereinigung tritt gegen Justizminister Lambrecht ein

Berlin / München. Im Streit um die möglicherweise politisch motivierte Besetzung von Positionen des Obersten Gerichtshofs tritt der Deutsche Richterverband gegen Bundesjustizministerin Christine Lambrecht an. Der Berufsverband beschuldigte den SPD-Politiker am Freitag, den Ruf der Justiz gefährdet zu haben: „Es wirft kein gutes Licht auf die Unabhängigkeit der Justiz, wenn der öffentliche Eindruck entsteht, dass Spitzenpositionen der Justiz in erster Linie parteipolitisch besetzt werden Überlegungen „, sagten die beiden Vorsitzenden des Verbandes, Barbara Stockinger und Joachim Lüblinghoff.

Anlass ist die bevorstehende Ernennung eines neuen Präsidiums beim Bundesfinanzgericht (BFH) in München, dem höchsten deutschen Steuergericht. Berichten zufolge will Lambrecht zwei Kandidaten in Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftsposten befördern, die nach Ansicht von Kritikern politisch akzeptabel sind, ohne die vom Ministerium und den Bundesgerichten im Jahr 2016 vereinbarten Anforderungen zu erfüllen. Dies wurde jedoch nicht offiziell bestätigt, aber Die unterlegenen Bewerber wurden letzte Woche darüber informiert, dass die Entscheidung getroffen worden war.

Minister wirft etablierte und transparente Verfahrensregeln „über Bord“

Der geplante Präsident ist Hans-Josef Thesling, ein Beamter des von der CDU geführten nordrhein-westfälischen Justizministeriums, und Vizepräsidentin Anke Morsch, derzeit Präsidentin des Finanzgerichts des Saarlandes und ehemalige SPD-Staatssekretärin. „Wir sehen das Verfahren des Bundesjustizministeriums darin, die vakanten Spitzenpositionen beim Bundesfinanzgericht mit Besorgnis zu besetzen“, sagten die Vorsitzenden der beiden Richterverbände.

Denn das von Lambrecht überschriebene „Anforderungsprofil“ für Führungspositionen bei den Bundesgerichten sieht fünf Jahre Erfahrung am jeweiligen Gericht vor, die sowohl Thesling als auch Morsch fehlen. „Es ist zu kritisieren, dass der Bundesjustizminister ohne überzeugenden Grund einfach etablierte und transparente Verfahrensregeln über Bord geworfen hat“, kritisierte der Richterverband, der nach eigenen Angaben 17.000 der 25.000 Richter und Staatsanwälte vertritt.

Auch die Präsidenten der anderen Bundesgerichte hatten in den letzten Monaten Einwände gegen eine einseitige Änderung der Anforderungen des Ministeriums erhoben.

Das Bundesfiskalgericht ist seit Monaten führerlos, weil die Große Koalition die Nachfolge nicht rechtzeitig geklärt hat. Der frühere Präsident Rudolf Mellinghoff ging im Sommer in den Ruhestand, seine Stellvertreterin Christine Meßbacher-Hönsch im Herbst.

Der Streit wird unter Anwälten lebhaft diskutiert – vor allem, weil Politiker, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, regelmäßig die Bedeutung der unabhängigen Justiz für die Rechtsstaatlichkeit betonen. Experten halten es für unwahrscheinlich, dass Thesling und Morsch in naher Zukunft tatsächlich ernannt werden. Die erfolglosen Antragsteller können zunächst Widerspruch einlegen und auch nach einer Amtseinführung klagen.

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