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Altenburg-Nord: Eine Diskussion über die Vor- und Nachteile des Stadtteils beim OVZ-Stammtisch

Altenburg-Nord: Der Stadtteil im Wandel

Wenn der OVZ-Stammtisch am Donnerstagabend eines gezeigt hat, dann, dass Altenburg-Nord so einiges zu bieten hat – nur leider wird das viel zu oft vergessen, da sind sich die Anwesenden einig. „Wir wohnen und leben gerne hier“, sagten beispielsweise die Anwohner Sonja und Wolfgang Lozar über ihr Wohngebiet und sprachen vielen aus der Seele. Dennoch wurde nicht nur über die schönen Seiten Altenburg-Nords gesprochen. Ob schlechte Gehwege und heruntergekommene Gebäude, ob herumliegender Sperrmüll oder das schmerzlich vermisste gesellschaftliche Miteinander: Beim OVZ-Stammtisch wurden die Themen ungeschönt serviert und diskutiert.

„Nord, der größte Stadtteil der Skatstadt, begeht in diesem Jahr sein 50. Jubiläum. Grund genug, die Anwohnerinnen und Anwohner miteinander, aber auch Vermieter und sozial Engagierte ins Gespräch zu bringen.“

Die Vorzüge des Stadtteils

Zum Auftakt mit positiven Gedanken: „Was gefällt Ihnen in Altenburg-Nord?“, fragte OVZ-Redaktionsleiter Kay Würker zu Beginn des Abends in die Runde in der Awo-Begegnungsstätte in der Barlachstraße 26. Eine Anwohnerin, Irmgard Minkwitz, schätzte die guten Einkaufsmöglichkeiten, das viele Grün im Viertel und die Nähe zum Stadtzentrum. Auch junge Familien kämen auf ihre Kosten: „Es gibt schöne Spielplätze für die Kleinen“, sagte Minkwitz, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Awo-Begegnungsstätte engagiert. Andere Gäste des Stammtisch stimmten zu und ergänzten die günstigen Mieten in Altenburg-Nord als weiteren Vorteil.

Die Eheleute Sonja und Wolfgang Lozar sind echte Urgesteine in Nord. Seit 48 Jahren leben sie schon dort. Sie haben die Entwicklung und Veränderungen des Stadtteils hautnah miterlebt. „Hier hat sich einiges bewegt“, fand Sonja Lozar. Aber es müsse noch mehr passieren. Beim Stammtisch bemängelte sie den hohen Leerstand in den Häuserblöcken. Ihr Vorschlag: Rückbau der oberen Etagen, wie es in Leipzig-Grünau praktiziert wurde. Das sei ein guter Vorschlag, aber leider schwer umsetzbar, da teuer und kompliziert, erklärte Nico Kraft daraufhin. Zumal es für große Wohnungen in oberen Geschossen durchaus Nachfrage bei jungen Familien gebe. Der Kaufmännische Vorstand der Wohnungsgenossenschaft „Altenburg-Glashütte“ (WAG) hat selbst in Nord gelebt. Rund 25 Jahre ist das her. „Als ich wiederkam, habe ich den gewaltigen positiven Unterschied bemerkt“, berichtete er. Mehr Grün, viele Parkplätze sowie Kindergärten und Schulen. „Es ist alles an Infrastruktur da, was die Menschen brauchen“, sagte Kraft.

Die Wünsche der Bewohner

Aber was brauchen und wünschen sich die Menschen in Altenburg-Nord denn, um sich noch wohler zu fühlen? Mehr Ordnung und Sauberkeit, weniger Graffiti und weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit den großen Vermietern AWG, WAG und SWG, lauteten einige der Antworten.

Sozialarbeiter Janek Rochner-Günther hofft, dass der Stadtteil „seinen schlechten Stempel verliert, den er bei einigen hat, die nicht hier wohnen.“ Die Menschen sollten sich auf Augenhöhe begegnen, um gemeinsam etwas zu bewegen, betonte er. „Ich wünsche mir, dass die Menschen miteinander klarkommen und sich nicht gegenseitig anklagen“, sagte Barbara Heilmann, Frauenvertreterin beim Sozialverband VDK in Altenburg. Ivy Bieber vom Integrativen Zentrum Futura pflichtete ihr bei und wünschte sich, dass „die Menschen kritisch, aber respektvoll miteinander reden“. Das Zusammenleben von Menschen verschiedener kultureller Hintergründe im Stadtteil birgt zwar Herausforderungen, aber Ansätze für einen besseren Umgang miteinander sind möglich. Das wurde beim OVZ-Stammtisch deutlich.

Die Herausforderungen der Wohnungssituation

Wohnungstechnisch hat Altenburg-Nord sich gewandelt. Einst Vorzeige- und Prestigeobjekt der DDR-Regierung, sind in den vergangenen Jahrzehnten viele Menschen weggezogen. „Es werden weniger“, sagte Peter Müller (Pro Altenburg), Stadtrat und Vorsitzender des Altenburger Bau- und Stadtentwicklungs-Ausschusses. Der Wegzug führe dazu, dass es zwangsläufig zum weiteren Rückbau einiger Wohnblöcke im Altenburger Norden kommen werde. Anwohner Dietmar Brandl stellte es überspitzt dar: „Altenburg-Nord wird irgendwann ein Park mit vereinzelten Häusern.“ Doch viele der Anwesenden beim OVZ-Stammtisch sprachen sich gegen zu viel Abriss aus. Die Vermieter sollten die Häuser lieber sanieren, um das Wohnen attraktiver zu machen.

Auch Wohnungswechsel wurden thematisiert. Gerne würden sie sich verkleinern, erzählten Sonja und Wolfgang Lozar. Anderen geht es genauso: Wenn die Kinder aus dem Haus sind, brauche man nicht mehr so viel Wohnfläche, während Familien auf größere Quartiere warten. Doch ein Umzug in eine kleinere Wohnung bedeutet einen neuen Mietvertrag – und damit auch höhere Mietkosten, trotz weniger Quadratmeter. Das schreckt ab.

Anders funktioniere das nicht, erklärte Nico Kraft von der WAG. Wer umzieht, kommt in der Regel in sanierte Räume. „Und eine Sanierung kostet pro Wohnung schnell mal 25 000 Euro“, sagte er. Das müsse sich in der Miete niederschlagen.

Nach zwei Stunden endete ein Abend, der die Möglichkeit gab, sich miteinander auszutauschen, Probleme anzusprechen und Lösungen zu diskutieren. Deutlich wurde, dass Altenburg-Nord ein Stadtteil im stetigen Wandel ist. Wohin es geht, daran werden auch die Anwohnerinnen und Anwohner ihren Anteil haben.

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