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Schwule Eltern kämpfen für ihr Kind

„Ich habe mich in den letzten sieben Jahren ganztägig um unsere kleine Tochter gekümmert“, antwortete Andreas im Interview, als er gefragt wurde, warum er nach seinem Abschluss nicht als Ingenieur gearbeitet habe. Der Personalchef verzieht das Gesicht und sieht zu seinem Kollegen hinüber. „Wir melden uns“, lautet die Antwort – wie so oft, wenn Sie nicht in Kontakt treten möchten.

Wenn es um Kindererziehung geht, ändern sich die Vorbilder. Aber auf dem Arbeitsmarkt haben Väter, die sich verantwortungsbewusst um ihre Nachkommen kümmern, die gleichen Erfahrungen wie viele Mütter: Familie und Beruf lassen sich immer noch nicht gut miteinander vereinbaren. Die vierteilige ARD-Serie „Väter allein zu Hause“ (26. Februar, 20.15 Uhr) beleuchtet das sich wandelnde Bild von Männern und Vätern und konzentriert sich auf eine Gruppe von vier männlichen Erziehungsberechtigten, die ihren Job ernst nehmen und sich um ihre Liebe kümmern auf die Kleinen aufpassen.

Deutsches vierteiliges Set eher bescheiden im Gegensatz zum australischen Modell

Die ersten beiden Teile „Gerd“ und „Mark“ wurden im September 2019 ausgestrahlt. Nun folgen die letzten beiden Folgen mit „Timo“, das vor einer Woche ausgestrahlt wurde, und der aktuellen Folge „Andreas“. Gemessen an der australischen Serie „House Husbands“, die als Modell diente und das Thema über fünf Staffeln und 58 Folgen beleuchtete, ist das deutsche Format eher bescheiden. Aber auch hier versucht man, ein möglichst breites Spektrum moderner Varianten der Elternschaft abzudecken, und so geht es in „Andreas“ nun um die Höhen, Tiefen und Hürden eines schwulen Paares.

Als Christians Schwester (Steve Windolf) bei der Geburt ihres Kindes starb, wurde ihm und seinem Ehemann Andreas (Tobias van Dieken) schnell klar, dass sie das Kind adoptieren würden, dessen Vater nicht gefunden werden konnte. Inzwischen ist die helle Stella (Sophia Heinzmann) bereits sieben Jahre alt und bringt ihrem Vater Andreas sanft bei, dass sie jetzt alleine zur Schule gehen kann. Während Christian als Feuerwehrmann seinen Lebensunterhalt verdient, kümmerte sich Andreas nach Abschluss seines Studiums um die Kinder und den Haushalt. Er fühlt sich bereits wie seine Mutter (Gitta Schweighöfer), die ihr ganzes Leben lang Hausfrau war und gerade ihren Ehemann Herbert (Dietrich Adam) aus der Tür geworfen hat.

Außerdem darf Stella, die ihre schwarze Hautfarbe von ihrem leiblichen Vater geerbt hat, nicht einmal „Opa“ sagen, weil sie nicht genetisch verwandt sind. Und dann steht eines Tages Stellas leiblicher Vater vor der Tür und möchte nun, nachdem er von der unbekannten Tochter erfahren hat, eine Rolle in Stellas Leben spielen. Der Mann macht tatsächlich einen lockeren Eindruck. Bevor sie es jedoch wissen, befinden sich die drei Väter in einem Sorgerechtsverfahren vor Gericht. Der Richter hat einen konservativen Ruf. Die schwulen Eltern scheinen schlechte Karten zu haben.

Viel Konflikt für 88 Minuten Fernsehen

Die Drehbuchautorin Kirsten Peters („Billy Kuckuck“) hat viel Konfliktmaterial in diese Geschichte gepackt. Selbst eine versierte Regisseurin wie Esther Gronenborn („Ein Wochenende im August“) findet es schwierig, all dies innerhalb von 88 TV-Minuten zu einem Happy End zu bringen. Im Gegensatz zur vorherigen Folge „Timo“, bei der auch Gronenborn Regie führte, ist die letzte Folge etwas angespannt und steifbeinig.

Den Dialogen und Beziehungen der Charaktere fehlt der Geruch des Alltags sowie die emotionale Glaubwürdigkeit. Die Tatsache, dass das Sonnenscheinkind Stella auch eine Tumoroperation haben muss, damit alle wieder miteinander auskommen können, ist fast telenovela-Niveau. Der Chor der vier Vaterfreunde hingegen funktioniert gut, und einer hat sie in den letzten drei Folgen mit ihren verschiedenen männlichen Macken ein wenig gemocht. Sie erinnern vor allem an die besseren Folgen der vierteiligen Serie, deren tragfähiges Konzept zu einer größeren, mutigeren Serie erweitert werden könnte.

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