Redaktioneller Artikel: Probleme im Bürgerservice von Leipzig während der Corona-Pandemie
Seit Beginn der Corona-Pandemie müssen die Bewohner von Leipzig mit zahlreichen Problemen im Bürgerservice der Stadt kämpfen. Überlastete Websites, wochenlanges Hoffen auf einen Termin und überfüllte Ämter sind nur einige der Herausforderungen, mit denen die Leipzigerinnen und Leipziger konfrontiert werden. Einen Einblick in diese problematische Situation gewährte kürzlich Familie Hoffmann, die eine Tortur bei der Beantragung eines Reisepasses für ihre eineinhalbjährige Tochter durchleiden musste.
Florian Hoffmann, Familienvater, erzählt von den Schwierigkeiten, die sie bei der Terminbuchung hatten. Trotz mehrerer Versuche gelang es ihnen nicht, online einen Termin zu erhalten. Entweder waren keine Termine verfügbar oder der Server stürzte ab und der Termin war weg. Auch ein persönlicher Besuch des Bürgeramts in Schönefeld war erfolglos, da bereits um 9 Uhr, bei Öffnung der Türen, alle Termine vergeben waren. Sogar der Besuch des Bürgeramts in Stötteritz wurde ihnen abgeraten, da dieses aktuell mit den meisten Terminen zu kämpfen hatte.
Schließlich empfahlen Freunde das Bürgeramt Wiederitzsch. Hier erfuhr die Familie jedoch, dass das Amt wegen einer Softwareumstellung bis Ende Oktober geschlossen bleibt. Florian Hoffmann unternahm also am nächsten Tag einen erneuten Versuch im Bürgerbüro Gohlis-Center. Trotz des frühen Zeitpunkts um 6:30 Uhr waren bereits zahlreiche Leute vor Ort. Die Familie Hoffmann konnte schließlich einen Termin ergattern, während die anderen Wartenden wieder gehen mussten.
Nach einer weiteren Stunde des Wartens hatte die Familie Hoffmann endlich den Reisepass für ihre Tochter erhalten. Dabei trafen sie noch eine andere Person in der Schlange, die die Nummer 68 hatte. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie lange die anderen Personen noch hätten warten müssen.
Die Situation im Leipziger Bürgerservice wurde auch von Marianne Küng-Vildebrand, Mitglied der Linken-Fraktion im Stadtrat, kritisiert. Sie bezeichnete den Service als „katastrophal“ und betonte, dass es inakzeptabel sei, dass die simpelste Daseinsvorsorge in der Stadt nicht mehr funktioniere. Die Linke hat bereits einen Antrag eingereicht, der vorsieht, dass zumindest diejenigen Bürger, die sich zwischen 9 und 12 Uhr anstellen, angenommen werden. Sie hofft, dass dieser Antrag im Oktober behandelt wird.
Auch die SPD arbeitet an Besserungen im Bürgerservice. Es werden Softwareumstellungen durchgeführt und zusätzliches Personal ist im Gespräch. Das Ziel ist es, den Bürgerinnen und Bürgern einen schnellen und unkomplizierten Service zu bieten.
Die Stadtverwaltung Leipzig ist sich der Probleme bewusst, vor allem in den Sommermonaten, wenn viele Menschen verreisen und kurz vorher ihre Personaldokumente prüfen. Zusätzlich haben die Corona-Pandemie und die Aufnahme von Schutzsuchenden aus der Ukraine den Bürgerservice vor weitere Herausforderungen gestellt. Zudem ist eine Softwareumstellung im Gange, um schnellere und digitalere Prozesse zu ermöglichen. Diese soll im November abgeschlossen sein. Die Mitarbeiter werden derzeit geschult, was zu Einschränkungen beim Personal führt.
Einige Bürgerbüros in Leipzig bleiben bis Ende Oktober geschlossen, da die Mitarbeiter an anderen Standorten eingesetzt werden. Die Stadtverwaltung betont, dass sie mit den vorhandenen Ressourcen haushalten muss und dass die Mitarbeiter ihr Bestes geben, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Ab November erhofft sich die Stadt eine Besserung der Lage, sowohl durch die abgeschlossene Softwareumstellung als auch durch die Ausschreibung von zehn weiteren Stellen für das Amt Bürgerservice.
Die Situation im Bürgerservice von Leipzig während der Corona-Pandemie ist weiterhin herausfordernd. Die Stadtverwaltung arbeitet jedoch an Verbesserungen und hofft, den Bürgerinnen und Bürgern bald wieder einen reibungslosen Service bieten zu können.