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Leipziger Malerin Doris Ziegler erhält Max-Pechstein-Ehrenpreis für Lebenswerk: Ausstellung in Zwickau

Die Ehrung der Leipziger Malerin Doris Ziegler

Die Leipziger Malerin und Kunstprofessorin Doris Ziegler gehört zu den wenigen Frauen der Leipziger Schule. In diesem Jahr wird sie mit dem Max-Pechstein-Ehrenpreis für ihr Lebenswerk geehrt. Doris Ziegler ist eine gut organisierte Frau, die zur Pressekonferenz zur bevorstehenden Preisverleihung Weintrauben und Gebäck mitbringt. Dies ist eine Gewohnheit, die sie schon seit ihrer Zeit als Professorin hat, da sie der Meinung ist, dass ein voller Magen einen besseren Meinungsaustausch ermöglicht.

Doris Ziegler wird oft als fröhliche Person beschrieben, und auch während des Presserundgangs durch ihre Ausstellung „In den Booten“ in den Kunstsammlungen Zwickau strahlt sie. Vor einigen Jahren war sie und ihr Werk nur wenigen Eingeweihten bekannt, hauptsächlich ehemaligen Studentinnen und Studenten der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB). Doch dann wurde sie, vor allem dank des Kunstwissenschaftlers Paul Kaiser, wiederentdeckt. Dabei hatten Zieglers Bilder schon in den 1980er-Jahren Aufsehen erregt, obwohl sie selten Einzelausstellungen hatte und hauptsächlich auf Kunstausstellungen der DDR vertreten war. Besonders das Selbstporträt „Selbst mit Sohn II“, auf dem sie nackt und verletzlich mit ihrem Sohn abgebildet ist, löste auf der X. Kunstausstellung der DDR in den Jahren 1987 und ’88 in Dresden Kontroversen aus.

Doris Ziegler gehört zu den bedeutendsten Vertretern der zweiten Generation der „Leipziger Schule“ und wird oft in einem Atemzug mit Künstlern wie Heinz Zander, Heinz Plank, Volker Stelzmann, Ulrich Hachulla, Arno Rink, Petra Flemming und Wolfgang Peuker genannt. Diese Künstlergeneration operierte im Schatten der bekannteren Künstler wie Heisig, Mattheuer und Tübke und trug so zur Etablierung der „Leipziger Schule“ bei.

Doris Ziegler wurde 1949 als Doris Ulrike Hecker in Weimar geboren und wuchs in einer kulturinteressierten Familie auf. In ihrer Schulzeit gehörte sie eher der rebellischen Gruppe an und weigerte sich als einzige Grundschülerin, das Pionierhalstuch zu tragen. Obwohl ihr der Abschluss der Polytechnischen Oberschule weniger gut gelang, fand sie ihre Berufung in der Malerei. Nachdem sie mehrere Zeichenzirkel, eine Radierwerkstatt und einen Aktzeichenkurs besucht hatte, wurde sie 1969 als Malerei- und Grafik-Studentin an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst angenommen. Dort gehörten Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer zu ihren Lehrern. Besonders die Ausbildung bei Tübke prägte sie und ermutigte sie zu harter Arbeit und Selbstkritik.

Doris Ziegler arbeitete zunächst als freischaffende Künstlerin in Leipzig und erhielt kurz vor der Wende ein Lehramt an der HGB. 1993 wurde sie zur Professorin ernannt. Sie war die erste Frau, die nach Elisabeth Voigt diese Position an der HGB innehatte. Obwohl die meisten der berühmten Leipziger Maler Männer waren, hat sie die traditionelle Rollenverteilung nie als Hindernis angesehen. Auch heute noch legt sie Wert darauf, dass sowohl Männer als auch Frauen nach ihren Fähigkeiten beurteilt werden und nicht nur aufgrund ihres Geschlechts eine Stelle erhalten.

Trotz ihrer Tätigkeit an der HGB hat Doris Ziegler immer weiter gemalt. Ihre Bilder reflektieren die Zeit vor und nach der Wende auf individuelle und sensible Weise. Vielfigurige Darstellungen und Selbstporträts zeigen die Hoffnungen und Enttäuschungen während der Jahre der kreativen Agonie in der späten DDR. Doris Ziegler selbst sagt, dass man in jedem Gesicht etwas entdecken kann, und sieht sich mehr als Mensch denn als Künstlerin.

In den 1990er-Jahren gerieten viele ostdeutsche Künstlerinnen und Künstler fast in Vergessenheit, so auch Doris Ziegler. Doch ab 2014 arbeitete sie wieder freischaffend und wurde 2019 von Paul Kaiser wiederentdeckt. Dank ihm erhielt sie die Anerkennung, die sie verdient. Bei der Verleihung des Max-Pechstein-Ehrenpreises in Zwickau zeigt Doris Ziegler ihre Freude über die Ehrung. Sie hätte nie gedacht, dass ihre Bilder sonst bei einem Trödler landen würden. Die Ausstellung „In den Booten“ mit ihren Werken ist bis Januar 2024 in den Kunstsammlungen Zwickau zu sehen.

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