Langer Bauverzug im Leipziger Straßenbahnnetz: Was ist bloß im Rathaus los?
Sieben Jahre Zeitverzug gibt es beim Umbau des Leipziger Straßenbahnnetzes für breitere Bahnen. Das erklärt jetzt die Verwaltung, nachdem sie im Juni noch vom planmäßigen Verlauf gesprochen hatte. Die Vorgänge wecken Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Rathauses, meint LVZ-Redakteur Andreas Tappert.
Leipzig. Die neue Ratsvorlage zum Umbau des Leipziger Straßenbahnnetzes für breitere Straßenbahnen liest sich wie aus einer anderen Welt. Gleich um sieben Jahre wollen die Planer der Stadt den Umbauplan strecken, obwohl die Entscheidung zur Einführung der breiten Straßenbahnen schon vor mehr als 20 Jahren gefallen war. Reicht so viel Vorlauf nicht mehr für eine Punktlandung im Jahr 2030 aus?
Und: Noch im Juni hat die Bauverwaltung auf eine Stadtratsanfrage der AfD verkündet, dass der Netzumbau im Zeitplan liege. 75 Prozent der Gleistrassen seien bereits umgebaut und der Rest bis 2030 zu schaffen, hieß es. War das nur ein verspäteter Aprilscherz?
Entwickelt sich Sachsen zurück?
Oder sind im Rathaus Verschweigen und Vertuschen angesagt? Und erst wenn sich eine Fehlentwicklung gar nicht mehr unter den Tisch kehren lässt, wird die ganze Misere eingestanden? Jetzt sollen sogar Planungsverfahren eingedampft und die Umbauprojekte im Schweinsgalopp durch die Instanzen gehievt werden. Wird in Leipzig nicht mal mehr richtig geplant? Was ist da los?
Weil für wichtige Umbaustrecken noch Geld und Planungsvorlauf fehlen, spielt das Rathaus auch schon Szenarien für eine noch längere Bauzeit durch. Dann könnten speziell signalisierte „Begegnungsabschnitte“ entstehen, damit die breiteren Bahnen aneinander vorbeifahren können. Verspätungen, Anschlussverluste und sinkende Fahrgastzufriedenheit würden die Folgen sein, heißt es in der Ratsvorlage.
Das liest sich, als ob sich Sachsen zurückentwickelt. Unfassbar. So klappt die Verkehrswende in Leipzig nicht.