„Der Verlust eines Kindes ist das Schlimmste, was einem Elternteil passieren kann“: Dieser Satz beschreibt nicht einmal den Albtraum, den die Hauptfigur der Neo-Serie „Unbroken“ durchmacht. Der hochschwangere Duisburger Kriminalpolizist Alex Enders (Aylin Tezel) verschwand sechs Tage lang spurlos. Jetzt taucht sie halbnackt und voller Blut wieder auf, ohne Erinnerung; und ohne Baby. Sie weiß nur, dass sie entführt wurde. Als sie drei Monate später zur Station zurückkehrt, hat sie nur ein Ziel: ihr Kind zu finden.
„Ungebrochen“ ist der Höhepunkt von Aylin Tezels Karriere
Die einzelnen Episoden folgen einer internen Dramaturgie, aber Marc O. Seng und Andreas Linke (Idee und Buch) erzählen ihre Geschichte als Spielfilm in sechs Kapiteln; Regisseur Andreas Senn sorgte mit seiner extrem dichten Umsetzung dafür, dass es keine Minute zu lang wurde. Dies ist auch und vor allem Aylin Tezel zu verdanken. Sie hat bereits einige extreme Rollen gespielt, aber „Unbroken“ dürfte vorerst die Krönung ihrer Karriere sein, zumal sie in vielen Szenen körperlich und geistig an ihre Grenzen stößt.
Alex ist sowieso eine Figur aus einem Hollywood-Thriller: Die Polizistin, die dazu neigt, alleine zu gehen, wartet nicht auf die SEC, wenn die Gefahr einer Flucht besteht, und dank ihres Nahkampftrainings tut sie das nicht. Ich brauche keine Waffe, um mit Kriminellen umzugehen.
Ungewöhnlich: Das Opfer leitet die Untersuchung
Die besondere Attraktion der Serie liegt jedoch in der Kombination von Schicksalsschlag und Krimi. Auf den ersten Blick ist dies nichts Besonderes, denn bei Stoffen dieser Art geht es immer darum, Verbrechen aufzuklären. Aber normalerweise leitet das Opfer die Untersuchung nicht.
Die zweite Besonderheit steht auch für die große Qualität des Drehbuchs, denn Seng („Lerchenberg“) und der Linke, der in diesem Genre viel erfahrener ist, nicht zuletzt wegen seiner guten Anpassungen an Charlotte Link, kommen zu einem Punkt im Kurs der Geschichte: Je näher Alex der Lösung des Rätsels kommt, desto mehr Menschen um sie herum sind davon überzeugt, dass sie den Verstand verlieren.
Kann sich die Heldin noch vertrauen?
Immerhin fragt sie sich sogar, ob das vermeintlich kohärente Bild nur in ihrem Kopf existiert. Bis dahin hatte sie alle in ihrer Nähe nacheinander verdächtigt, sie entführt und das Baby gestohlen zu haben, vor allem den Chef ihres Vaters (Özgür Karadeniz): Er steht offenbar auf der Gehaltsliste eines rumänischen Verbrechers (Aleksandar Tesla) Zwangsprostituierte und Leihmütter.
Und schließlich weiß Alex nicht mehr, ob sie überhaupt jemandem vertrauen kann, am allerwenigsten sich selbst. Zumal sie unter erheblichen Schuldgefühlen leidet, weil sie die Schwangerschaft gerne rückgängig gemacht hätte. Die einzige Person, die ihr vorbehaltlos zur Seite zu stehen scheint, ist der Polizeipsychologe (Leslie Malton). Die Art und Weise, wie Seng und Linke am Ende (fast) alle Kreise plausibel schließen, ist großartige Drehbuchkunst.
Tezel abonniert Schwangerschaftsrollen
Sehenswert waren die letzten Thriller von Andreas Senn, aber auch „Unbroken“ sollte in seiner Filmografie eine Sonderstellung einnehmen. Dies ist auch Leah Striker zu verdanken, die für das hervorragende Bilddesign in den Senn-Filmen „Träume“ (zuletzt „Usedom Crime Story“, 2015) und zuletzt in „Der Kommissar und die Wut“ (2020) und den Aufnahmen verantwortlich war hier vertrieb konsequent jedes Wohlbefinden. Florian Tessloffs Musik untermauert die Bilder mit einer permanenten „Gefahr im Rückstand“ -Stimmung und sorgt für einige Schockeffekte.
Für Tezel hingegen war die Rolle ein Déjà Vu: Sie hat mehrere Male schwangere junge Frauen gespielt, aber nur die nachdenkliche Degeto-Komödie „Little Ships“ (2013) hatte ein Happy End. Zuvor spielte sie eine Studentin im Kinodrama „Am Himmel der Tag“ (2012), deren Kind im sechsten Monat stirbt, und auch Dortmunds „Tatort“ -Kommissarin Nora Dalay verlor ihr Baby.