Leipzig. Wegen des Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) müssen sich Zugfahrende in Sachsen ab Mittwochabend auf umfassende Einschränkungen im Nah- und Fernverkehr einstellen. Die GDL hat für Mittwoch, 22 Uhr, bis Donnerstagabend, 18 Uhr, zu einem 20-stündigen Ausstand aufgerufen.
Wie eine Sprecherin der Leipziger Regionalstelle der Deutschen Bahn (DB) am Mittwoch mitteilte, sei die Gewerkschaft in Sachsen stark organisiert. Das Verkehrsunternehmen gehe daher von einer sehr hohen Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. „Es wird zu massiven Einschränkungen kommen“, warnte sie – sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr.
Notfahrplan im Fernverkehr, Zugausfälle im Nahverkehr
Für den Nahverkehr hat der Konzern einen Notfahrplan erstellt, der ein begrenztes Grundangebot sichern soll. Der Fokus liegt dabei auf der Nord-Süd-Anbindung als stark befahrene Strecke. Für die Verbindungen von Hamburg über Berlin, Halle, Leipzig, Erfurt bis nach München soll während des Streiks aller zwei Stunden eine Fahrt angeboten werden – das sei zumindest das Ziel, räumte die DB-Sprecherin ein. Auf der ebenfalls viel genutzten ICE-Strecke zwischen Leipzig und Dresden kommt es zu Zugausfällen.
Schlecht sieht es auch für diejenigen aus, die auf den Nahverkehr in und um die Messestadt angewiesen sind. „Am Donnerstag können, je nachdem, wie hoch die Beteiligung am Streik ist, nur vereinzelt Züge fahren“, so die DB-Sprecherin. Abhängig ist das von der Beteiligung am Streik. Deswegen können die Fahrten, die stattfinden, erst kurzfristig über die Fahrplanauskunft bekannt gegeben werden. Priorisiert werden auch hier die viel befahrenen Strecken.
Die Deutsche Bahn rät deswegen ihren Fahrgästen, anstehende Reisen zu verlegen. Wie die Deutsche Bahn auf ihrer Website informiert, können Tickets für Fahrten, die wegen des Streiks nicht stattfinden können, zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden. Die Zugbindung ist aufgehoben. Pendlerinnen und Pendler sollten möglichst ein anderes Verkehrsmittel wählen, so die DB.
Busnotverkehr zwischen Leipzig und Chemnitz
Auch die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) rechnet mit Beeinträchtigungen auf allen Linien. Der Konzern wies in einer Mitteilung am Nachmittag darauf hin, dass es bereits am Mittwoch vor Beginn des Streiks und am Donnerstag nach dessen Ende zu Einschränkungen kommen könne.
Deswegen fallen die Zugfahrten der Linie RE6 zwischen Leipzig und Chemnitz sowie der Linie RB 110 zwischen Leipzig und Döbeln für die Dauer des Streiks vollständig aus. Das Unternehmen arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, einen Busnotverkehr einzurichten, mit dem unter anderen auf diesen beiden Strecken vereinzelte Fahrten ermöglicht werden sollen. Allerdings stehen dafür nur wenige Busse zur Verfügung.
Für die Verbindungen RE3 Dresden – Chemnitz – Hof, RB30 Dresden – Chemnitz – Zwickau, RB45 Chemnitz – Elsterwerda sollen zusätzlich zum Busnotverkehr auch einige Zugfahrten angeboten werden. Diese stehen jedoch in Abhängigkeit von möglichen Streikbeteiligungen der Fahrdienstleiter der Deutschen Bahn, heißt es in der Mitteilung. Fahrgäste sind gebeten, sich vor Fahrtantritt über die aktuelle Lage und alternative Reisemöglichkeiten zu informieren.
Gewerkschaftschef Claus Weselsky verschärft mit dem Warnstreik schon nach der ersten Verhandlungsrunde die Gangart in dem Tarifkonflikt. Die MRB sieht die Forderung der GDL auf Absenkung der Arbeitszeit als „überzogen und unverhältnismäßig“ an. Sie sagt: „Die geforderte Absenkung der Arbeitszeit würde mutmaßlich den täglichen Betrieb gefährden, weil unter anderem mehr Personal eingestellt werden müsste.“ Dabei bestehe ohnehin schon ein Mangel an Personal.
Warnstreik bei der GDL: 20 Stunden Arbeitsausstand
Der Streik betrifft nicht nur die Nah- und Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn, sondern auch weitere Eisenbahnunternehmen, deren Angestellte von der GDL vertreten werden. Laut Claus Weselsky vertritt die GDL mittlerweile rund 40.000 Arbeitnehmende.
Die GDL bleibt demnach bei ihren Forderungen und will für ihre Mitglieder unter anderem mindestens 555 Euro mehr pro Monat und eine Inflationsausgleichsprämie. Außerdem soll die Wochenarbeitszeit für Schichtarbeitende ohne Lohnminderung von 38 auf 35 Stunden abgesenkt werden. Für Weselsky selbst wird es die letzte Verhandlungsrunde als GDL-Vorsitzender sein. Er will seinen Posten 2024 an Mario Reiß, seinen bisherigen Stellvertreter, übergeben.