Zukunftszug auf erster großer Fahrt
Die Bewerbung der Städte Leipzig und Plauen als Standorte für das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ nimmt Fahrt auf: Am 8. September 2022 absolvierte der Zukunftszug – ein zentraler Bestandteil der Bewerbung – erfolgreich seine erste Fahrt von Leipzig nach Plauen mit Zwischenhalten in Chemnitz und Reichenbach. Mit an Bord: Die Oberbürgermeister Burkhard Jung (Leipzig) und Steffen Zenner (Plauen) sowie rund 150 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Kultur, Bürgerschaft und Medien.
„In diesem Zug zu sitzen, 33 Jahre nach der Friedlichen Revolution, und mit so vielen Menschen zu sprechen über ihre vielfältigen Erfahrungen von damals, und daraus neue Erkenntnisse mitzunehmen für die Zukunft – das ist das gelebte Zukunftszentrum. Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam mit Plauen diesen Zug auf die Schiene gebracht haben und hoffentlich dauerhaft bringen werden. So schaffen wir es, den Menschen zuzuhören, ihre Geschichten aufzunehmen und Veränderungen einzuleiten. Mit den Menschen wollen wir in Verbindung bleiben“, sagte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung.
„Der Zukunftszug zeigt, wie wir mit dem geplanten Zukunftszentrum etwas bewegen können – wir werden auf diese Weise den Dialog zu den Bürgern bringen. Das ist unser Vorschlag an die Jury: Neben den zwei festen Standorten in Leipzig und Plauen möchten wir eine mobile Version der Kommunikation etablieren, die verbindet. Außerdem vernetzen wir so alle Bewerberkommunen – es gäbe keine Verlierer. Und: Wir sind schnell! Denn mit den Zukunftszügen bringen wir die Arbeit und die Idee des Zukunftszentrums schnell unter die Menschen, nicht erst mit der Eröffnung eines noch zu füllenden Gebäudes nach mehreren Jahren Bauzeit. Somit wird der Begriff vertraut – und die Menschen identifizieren sich mit der Einrichtung. Ein optimaler Start für ein großes und wichtiges Projekt“, erklärte Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner.
Gespräche im Zug
Der von der Mitteldeutschen Regiobahn (MRB) bereitgestellte und für die Bewerbung umgestaltete Zug bot den Mitreisenden einen Vorgeschmack auf seine Möglichkeiten, sollte das Städtetandem den Zuschlag erhalten. So konnten die Passagiere an Gesprächstischen Platz nehmen und mit Politikern, Zeitzeugen der Friedlichen Revolution, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden ins Gespräch kommen, Fragen stellen und eigene Transformationserfahrungen teilen. Schulklassen aus Leipzig, Plauen und Groitzsch gestalteten eigene Workshops zu Zukunftsthemen und Schriftstellerinnen wie Kathrin Wildenberger und Julia Gondchar luden im Lesewaggon zu Lesungen ein.
Unterwegs stiegen Kooperationspartner der Bewerbung zu, darunter Vertreter der Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz sowie der Bürgermeister der tschechischen Stadt Aš. Pavel Klepáèek. In Reichenbach wurde der Zukunftszug, der auch durch Städte wie Riesa und Döbeln fuhr, mit Live-Musik auf dem Bahnsteig begrüßt. Mit seiner vielfältig gestalteten ersten Fahrt griff der Zug die wichtigsten Anliegen des geplanten Zukunftszentrums auf: Menschen zusammenbringen und den Dialog über die Transformationserfahrungen seit 1989 und die aktuellen Umbrüche fördern. Die Ausschreibung des Bundes für das Zukunftszentrum formuliert den Anspruch, über das Zentrum Menschen in ganz Deutschland und Mittel- und Osteuropa zu erreichen. Diesen Ansatz haben die Bewerber Leipzig und Plauen weitergedacht und die Idee des Zukunftszugs entwickelt, der nicht nur zwischen den beiden Standorten des Zukunftszentrums, sondern in Deutschland und Europa unterwegs sein soll. Das Zukunftszentrum kommt durch die Züge zu den Menschen, in die Zentren und in den ländlichen Raum und ermöglicht ihnen durch Dialogformate, kulturelle Angebote und die Beteiligung an Forschungsprojekten die Auseinandersetzung mit eigenen Umbruchserfahrungen und Zukunftserwartungen.
Bürger sollen unterstützen
Auch Bürgerinnen und Bürger können die Bewerbung von Leipzig und Plauen unterstützen. Dazu rufen die Oberbürgermeister Burkhard Jung und Steffen Zenner unter dem Motto „Holen wir das Zukunftszentrum nach Sachsen!“ auf. Wer die Bewerbung unterstützen will, kann sich unter https://buergerbeteiligung.sachsen.de/ in eine Namensliste einzutragen.
Zukunftszentrum
Anlässlich der 30. Jahrestage der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit hatte eine Expertenkommission unter Vorsitz des früheren Ministerpräsidenten Matthias Platzeck die Einrichtung eines „Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ in einer ostdeutschen Stadt empfohlen. Die Entscheidung über den Standort des Zukunftszentrums trifft die Bundesregierung bis Ende 2022. Der Bau soll bis 2028 errichtet werden. Der Bund wird dafür einen dreistelligen Millionenbetrag investieren und das Zukunftszentrum jährlich mit etwa 40 Millionen Euro finanzieren.