Zu wenige Wohnungen in Leipzig: Ursachen und Lösungsansätze
Es herrscht landesweit eine Knappheit an Wohnraum, und auch Leipzig bleibt davon nicht verschont. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vermutet, dass dies an der mangelnden Koordination der Stadt liegen könnte. Um dem entgegenzuwirken, wurde der Vorschlag einer Wohnungsbaukoordinatorin bzw. eines Wohnungsbaukoordinators gemacht. Das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung sieht dies als eine mögliche Lösung an, obwohl die Stadt bereits deutlich mehr Wohnungen genehmigt hat, als tatsächlich gebaut wurden.
Eine der Hauptursachen für den Mangel an Wohnungen ist der Anstieg der Bauzinsen und -kosten. Dies führt dazu, dass weniger Sanierungs- und Neubauprojekte geplant und umgesetzt werden. Gleichzeitig zieht die Bevölkerung weiterhin in großer Zahl in die Stadt, was die angespannte Wohnungsmarktsituation weiter verschärft.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen geht davon aus, dass die langwierigen Abstimmungsprozesse in der Verwaltung viele Wohnungsbauvorhaben verzögern. Die Klärung von Konflikten zwischen den verschiedenen Dezernaten erfordert oft viel Zeit, und der Oberbürgermeister nimmt seine Zuständigkeit in diesem Bereich nicht ausreichend wahr. Hier besteht deutliches Optimierungspotenzial, um die Planung und Genehmigung von Wohnungsbauvorhaben zu beschleunigen.
Eine Stellungnahme des Amts für Wohnungsbau und Stadterneuerung gibt Aufschluss über die aktuellen Zahlen und verdeutlicht die Situation in Leipzig. Angesichts des gestiegenen Bedarfs an Wohnraum, insbesondere im bezahlbaren Preissegment, prognostiziert die Stadt Leipzig bis 2030 einen jährlichen Bedarf von durchschnittlich 2.000 neuen Wohneinheiten. Die Stadt schafft mit der Erteilung von Baugenehmigungen und der Aufstellung neuer Bebauungspläne die Voraussetzung für die Umsetzung dieses Ziels.
Allerdings folgt auf eine Baugenehmigung nicht immer auch ein Baubeginn. Im Jahr 2022 wurden in Leipzig 2.659 neue Wohneinheiten fertiggestellt, während die Zahl der unvollendeten Bauvorhaben auf 10.601 angestiegen ist. Davon betreffen 8.745 Wohneinheiten neu errichtete Gebäude. Bei 34% dieser Wohnungen wurde bisher noch nicht mit dem Bau begonnen. Zusätzlich werden derzeit durch die Aufstellung neuer Bebauungspläne Flächen für etwa 9.000 Wohneinheiten planungsrechtlich vorbereitet.
Ein weiterer Faktor, der die Situation erschwert, ist der komplexere Rechtsrahmen. Eine mögliche Maßnahme zur Beschleunigung der ämterübergreifenden Abstimmungsprozesse wäre die Einführung einer verwaltungsinternen Wohnungsbaukonferenz in Verbindung mit einer Wohnungsbaukoordinatorin bzw. einem Wohnungsbaukoordinator. Dadurch könnte die interne Zusammenarbeit verbessert und ein frühzeitiger Dialog mit Wohnungsbauinvestoren etabliert werden. Ziel ist es, effiziente und ausgewogene Entscheidungen zu treffen und umzusetzen.
Die geplante Einrichtung dieser Wohnungsbaukonferenz ist für das vierte Quartal 2023 vorgesehen. Nach drei Jahren ist eine Evaluierung geplant, um ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Die endgültige Entscheidung über den Antrag und die Stellungnahme liegt jedoch bei der Ratsversammlung.
Insgesamt müssen sowohl auf kommunaler als auch auf Landes- und Bundesebene Maßnahmen ergriffen werden, um den Wohnungsbau voranzutreiben und dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Der Einsatz einer Wohnungsbaukoordinatorin bzw. eines Wohnungsbaukoordinators in Leipzig könnte ein wichtiger Baustein sein, um die Prozesse zu optimieren und den Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren zu stärken. Nur so kann die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt entschärft und ausreichend bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden.