Shreveport. Ein internationales Forscherteam in den USA hat nicht weniger als sieben neue Coronavirus-Varianten identifiziert. Sie alle teilen eine Mutation im Gen für die Aminosäure 677 des Spike-Proteins. Diese Änderung könnte es dem Virus erleichtern, in menschliche Zellen einzudringen. Die Studie, die die Wissenschaftler auf dem Preprint-Server medRxiv veröffentlicht haben, ist noch nicht abschließend geklärt, ob dies auch die Virusstämme ansteckender macht.
Ab Oktober war in Proben eine Mutation nachweisbar
„Mit dieser Mutation stimmt eindeutig etwas nicht“, sagte Jeremy Kamil vom Health Sciences Center Shreveport der New York Times der Louisiana State University. Der Virologe wurde während der Genomsequenzierung auf die neuen Virusvarianten aufmerksam. Er fand später heraus, dass sie alle zur gleichen Linie gehören. Er datierte das früheste Virus am 1. Dezember.
Aber er sollte mit dieser Entdeckung nicht allein gelassen werden. Nach dem Hochladen der Virusgenome in eine Online-Datenbank meldeten sich Kollegen der University of New Mexico. Sie hatten auch die Mutation der 677. Aminosäure in Proben vom Oktober gefunden. Als sie schließlich die Datenbank genauer durchsuchten, fanden Kamil und sein Team sechs weitere Virenlinien. Das Besondere daran: Sie haben wahrscheinlich unabhängig voneinander dieselbe Mutation erworben.
Die Ursache ist möglicherweise eine konvergente Entwicklung
Die Wissenschaftler vermuten eine konvergente Evolution als Ursache. Arten, die nicht eng verwandt sind, entwickeln analoge Eigenschaften. Zum Beispiel bildeten Fledermäuse und Vögel im Laufe ihrer evolutionären Entwicklung Flügel, mit denen sie sich gegen andere Tierarten behaupten und neue ökologische Nischen besetzen konnten. Es ist noch nicht bekannt, ob die Mutation im Gen für die Aminosäure 677 des Spike-Proteins bei den Coronavirus-Varianten einen Selektionsvorteil darstellt. „Ich denke, es gibt eine klare Signatur für einen evolutionären Vorteil“, sagte Kamil.
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Auffällig ist auch, dass sich die Virusvarianten mit dieser Mutation im Süden der USA zunehmend verbreitet haben. Im US-Bundesstaat Louisiana trugen zwischen dem 1. Dezember 2020 und dem 19. Januar 2021 fast 28 Prozent der sequenzierten Viren diese Mutation. Im Bundesstaat New Mexico waren es 1,3 Prozent.
In den USA werden Coronavirus-Proben selten sequenziert
Wann und wo die Virusvarianten entstanden sind, ist noch unklar. „Ich würde im Moment nur sehr ungern einen Ursprungsort für eine dieser Linien angeben“, sagte Emma Hodcroft, Epidemiologin an der Universität Bern und Mitautorin der Studie, gegenüber der „Times“.
In den USA werden positive Sars-CoV-2-Proben noch relativ selten einer Genomsequenzierung unterzogen. Dieses Verfahren hilft bei der Identifizierung neuer Virusvarianten. Darüber hinaus können Forscher mithilfe der Genomsequenzierung die Ausbreitung von Coronavirus-Mutanten überwachen. Die weltweit häufigste Virusvariante ist derzeit B.1.1.7, die erstmals in Großbritannien entdeckt wurde.