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Erzählreihe erinnert an das Ende im Jugendwerkhof Torgau: Letzter Jugendlicher wurde am 17. November 1989 entlassen

Erzählreihe erinnert an das Ende im Jugendwerkhof

Im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau sollten 4046 Kinder und Jugendliche zu sozialistischen Persönlichkeiten umerzogen werden. Ein Albtraum, der am 17. November 1989 endete. Daran erinnert jetzt eine Erzählreihe.

Entlassung am 17. November 1989

Torgau. Am 17. November 1989 verließ der letzte jugendliche Insasse den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau. Insgesamt 4046 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren sollten dort im Auftrag des einstigen DDR-Ministeriums für Volksbildung zu sozialistischen Persönlichkeiten umerzogen werden. Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau nimmt dieses Datum zum Anlass, um in den Sozialen Medien mit einer biografischen Erzählreihe an den denkwürdigen Moment zu erinnern.

Einweisung in Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau

Zwang, Kontrolle und Gewalt prägten Marnos Alltag. Als er dies nicht mehr aushielt und mehrfach weglief, beantragte die Heimleitung die Disziplinierung im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau. Eine folgenschwere Entscheidung für den sensiblen Jungen, der nach seiner Entlassung aus dem Geschlossenen Jugendwerkhof mit den belastenden Erlebnissen zu kämpfen hatte.

Umerziehung bei 135 000 Kindern und Jugendlichen

„Diese Biografie steht exemplarisch für etwa 135 000 weitere Kinder und Jugendliche, die von der menschenverachtenden Umerziehungspraxis in der DDR betroffen waren. Sie ist zudem der Auftakt zu einem größeren Erinnerungsprojekt“, erklärt Gabriele Beyler, die Vorsitzende des Trägervereins der Gedenkstätte.

Das markante Haus im Torgauer Fischerdörfchen hat eine wechselvolle Geschichte: Im Jahre 1901 wurde es als Militärarrestanstalt mit Gerichtsräumen erbaut. Nach dem Ersten Weltkrieg war dort ein Gerichtsgefängnis untergebracht. Im September 1945 zog ein Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Geheimpolizei NKWD ein. Zwischen 1952 und 1963 folgte ein Jugendgefängnis. Nach dessen Verlegung 1964 in die Strafvollzugsanstalt Torgau (Fort Zinna) wurde das Gebäude dem Ministerium für Volksbildung übergeben. Im Mai 1964 nahm dort schließlich der Geschlossene Jugendwerkhof bis 1989 seine Arbeit auf. Aktuell arbeitet die hier ansässige Gedenkstätte an einer Neukonzeption der Dauerausstellung, die schon im kommenden Jahr zu sehen sein soll.

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