Brüssel. Die Türkei sollte vorerst nicht auf der europäischen schwarzen Liste für Steueroasen stehen. Laut Diplomaten haben sich Experten aus den EU-Ländern am Montag geeinigt. Das Land bleibt somit auf der sogenannten grauen Liste der Länder, in denen die EU auf absehbare Zeit eine bessere Zusammenarbeit in Steuerfragen für möglich hält.
Zwölf Staaten auf der schwarzen Liste der EU
Auf der schwarzen Liste stehen zwölf Länder mit sehr geringen oder keinen Unternehmenssteuern oder solche, die nicht mit der EU gegen Steuerhinterziehung zusammenarbeiten. Dazu gehören beispielsweise Panama oder die Seychellen. Einige EU-Staaten wollten die Türkei auf die schwarze Liste setzen, weil sie den türkischen Behörden vorwarfen, keine Informationen auszutauschen.
Diplomaten zufolge kam die von allen 27 EU-Staaten geforderte einstimmige Entscheidung jedoch nicht zustande. Die Türkei wird ihren derzeitigen Status mindestens bis Oktober beibehalten. Die ursprünglich geplante inhaltliche Debatte zwischen den Wirtschafts- und Finanzministern der EU auf ihrem Treffen am Dienstag sollte nicht stattfinden.
Kritiker halten den Kampf für ineffektiv
Kritiker halten den Kampf der EU gegen Steuerhinterziehung für weitgehend ineffektiv. Die Entwicklungsorganisation Oxfam fordert, dass Länder ohne und mit sehr niedrigen Unternehmenssteuern automatisch einbezogen werden, wenn die schwarze Liste reformiert wird.
Hohe Direktinvestitionsraten und passives Einkommen in bestimmten Ländern sollten als Warnkriterien identifiziert werden. Darüber hinaus sollten die EU-Mitgliedstaaten dieselben Standards erfüllen müssen, die auch für Drittländer gelten, forderte Oxfam.
Bundesregierung plant Steueroasenschutzgesetz
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) plant derzeit ein sogenanntes Steueroasenschutzgesetz. Dies soll Menschen und Unternehmen davon abhalten, Geschäfte mit Ländern zu tätigen, die sich nicht an internationale Steuerstandards halten. Für Scholz ist der Maßstab die schwarze Liste der Steueroasen der EU.
Der Green Finance-Experte Sven Giegold stellte Scholz eine „Soft and Soft Announcement Policy“ vor, da sein neues Gesetz, das auf der vorherigen EU-Liste basiert, unwirksam bleiben würde. Strengere Kriterien sind erforderlich. Auch Steueroasen in der EU können nicht mehr gewährt werden.