Das Stadtmodell von 1823 ist jetzt digital erlebbar
Einmal auf Spuren Theodor Fontanes durch Leipzig wandern, wir schreiben das Jahr 1823: Ein kurzer Halt in der Adler Apotheke in der Hainstraße, wo der junge Autor, derzeit noch ein Kleinkind, in ein paar Jahren ganz profan seine Ausbildung zum Apotheker beginnen wird. Dann am Markt vorbei, die Grimmaische Gasse hinauf zum Augustusplatz: Von Gewandhaus und Oper ist hier noch keine Spur, dafür viele Bäume, der Schneckenberg und der Schwanenteich. Aber Achtung: Wir befinden uns bereits außerhalb der Stadtmauern, also schnell wieder zurück…
Was bisher nur bei einem Besuch im Alten Rathaus des Stadtgeschichtlichen Museums möglich war, haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes für Geoinformation und Bodenordnung nun in virtuelle Sphären gehoben: Unter www.leipzig.de/historisches-3d-stadtmodell bietet eine Web-Anwendung ab sofort ein digitales Abbild des historischen Stadtmodells von 1823, das in der ersten Etage der ständigen Ausstellung im Alten Rathaus Besucherinnen und Besucher zur Zeitreise einlädt. In der interaktiven Anwendung können Nutzer 26 historische Gebäude direkt im Modell oder aus einer Liste auswählen, um sich darüber zu informieren. Berühmte Gäste und Einwohner Leipzigs werden vorgestellt, historische Zeichnungen und Stiche visualisieren ausgewählte Adressen. Insgesamt sind 1.658 Häuser und Gebäudekomplexe modelliert, ein Stadtplan von 1823 dient als weitere Grundlage.
Grundlage ist historisches Stadtmodell von 1823
Das historische Stadtmodell wurde vom Leipziger Tapezierer und Möbeltischler Johann Christoph Merzdorf 1823 im Maßstab von 1:390 gefertigt, zuvor hatte er mehrere Jahre lang die Gebäude, ihre Dächer, Fenster und Gauben in Leipzig vermessen und dann aufwändig modellieren lassen. Zuletzt wurde das 25 Quadratmeter große Objekt im Jahr 2015 umfangreich restauriert. Während der Sanierungsarbeiten im Alten Rathaus von 2020 bis 2022 konnte es nicht ausgestellt werden – diese Zeit wurde genutzt, um das aus sechs Teilen bestehende Modell sachgerecht zu digitalisieren. So lässt es sich nun virtuell begehen, auch neue Versionen davon können mit einem 3D-Drucker erzeugt werden. „Natürlich dient die Digitalisierung der Archivierung des fragilen Modells. Aber wir sichern damit auch ein Kulturgut“, sagt Matthias Kredt, Leiter des Amtes für Geoinformation und Bodenordnung.
Online-Anwendung
Die Navigation in der Anwendung ist leicht – indem die Karte mit dem Modell verschoben wird oder in der mobilen Version über das Touch-Display. Wer mit dem Handy in der Innenstadt unterwegs ist, kann sich zudem über die Schaltfläche „Eigene Position“ im digitalen Modell verorten. Über das Suchfeld können spezielle Adressen ausgesucht werden, die dann gezielt angesteuert werden. Verlinkt ist das Modell natürlich mit dem aktuellen 3D-Stadtmodell, Geodaten und Karten sowie mit dem Audioguide des Stadtgeschichtlichen Museums.
Das Projekt wurde gemeinsam mit dem Entwicklerteam des IT-Dienstleisters Lecos GmbH, dem Stadtgeschichtlichen Museum sowie dem Stadtplanungsamt umgesetzt. Das Ausstellungsstück wurde dafür etwa 450 Mal aus verschiedenen Perspektiven fotografiert und daraus dann ein digitales Geländemodell erstellt. Die Rechenzeit hierfür betrug eine Woche bei einer Datenmenge von 148 Gigabyte.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zum historischen Stadtmodell sowie den Zugang zur Anwendung gibt es unter www.leipzig.de/historisches-3d-stadtmodell.