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„Cabaret“ in Leipzig: Eine spektakuläre und farbenfrohe Inszenierung, bei der der Sinnlichkeit jedoch die Tiefe fehlt

„Cabaret“ feiert Premiere in Leipzig

Nachdem das beliebte Musical „Cabaret“ bereits in Chemnitz seine Premiere hatte, ist es nun auch in Leipzig zu sehen. Allerdings bleibt die Inszenierung in Leipzig hinter den Erwartungen zurück, wenn es darum geht, den Inhalt des Musicals auf der Bühne zu vermitteln.

Mit beeindruckenden Oberkörperschwüngen lässt eine Burlesque-Tänzerin die mit Pads an ihren Brüsten befestigten Quasten rotieren. In einer lasziven Darbietung entledigt sie sich elegant fast ihrer gesamten Bekleidung, während die Schambereiche nur knapp bedeckt bleiben. Diese kunstvolle Nackttanznummer bildet den Höhepunkt der Leipziger Inszenierung von „Cabaret“ und überzeugt das Publikum von Anfang an. Auch die Überladung der Inszenierung mit Klamauk, durch den Regisseur Hubert Wild das Musical am Schauspiel Leipzig inszeniert, stört das Publikum nicht, im Gegenteil.

Im Vergleich zur Inszenierung in Chemnitz liegt der Fokus in Leipzig eher auf einer spektakulären Nummernrevue. Die konzentrierte Darstellung des Chemnitzer Theaters wird durch einen vielfältigen und bunten Mix in Leipzig ersetzt. Der Saal ist wie ein Varieté gestaltet, mit bestuhlten Tischchen in der nullten Reihe, an denen die Gäste Sekt trinken können. Das Dreh-Bühnenbild wechselt zwischen Showtreppe und Entree mit Balkon und blinkt und glitzert. Es wird Konfetti ins Publikum geschossen und alles ist in Bewegung.

Dirk Lange überzeugt als Conférencier mit einer hervorragenden Darstellung, in der er zwischen leicht tuntig und mondän wechselt. Seine Darbietung bewegt sich stets an der Grenze zum Kitsch, selbst als er Marilyn Monroes berühmten Moment aus „Das verflixte 7. Jahr“ parodiert. Auch stimmlich kann er überzeugen.

Die Darsteller Thomas Braungardt als Cliff Bradshaw und Christoph Müller als Herr Schulz bleiben hingegen etwas blass. Anna Maria Sturm ist sichtlich bemüht in ihrer Rolle als Sally Bowles, allerdings geht sie im Vergleich zur Burlesque-Tänzerin Mama Ulita nach der Pause völlig unter. Mama Ulita ist eine Größe in der Leipziger Kleinkunstszene und ihr Auftritt wird mit großem Applaus empfangen. Besonders beeindruckend ist ihre Striptease-Nummer mit brennenden Bommeln.

Der Abend ist jedoch unfair zu den Studierenden des Schauspielstudios der Leipziger Hochschule für Musik und Theater, die immerhin zwanzig Darsteller stellen. Sie sind keine Profis im Bereich Musiktheater oder Musical, und ihre tänzerischen und akrobatischen Einlagen wirken teilweise eher amateurhaft. In Leipzig gibt es mit dem Krystallpalast-Varieté und einer eigenen Burlesque-Szene bereits etablierte Kunstformen dieser Art, die mit den Leistungen des Ensembles nicht mithalten können.

Die Live-Band unter der Leitung von Stehpan König ist hervorragend und betont den professionellen Anspruch der Inszenierung. Dennoch stellt sich die Frage, warum am Schauspiel Leipzig, in einer Stadt mit Oper und Musical-Spielstätte, Musiktheater gezeigt wird, bei dem alle Darsteller ernsthaft über Mikrofone singen.

Die Inszenierung von „Cabaret“ in Leipzig bietet Unterhaltungspotenzial, erreicht jedoch nicht die Qualität guter Musiktheaterproduktionen. Die Darbietung legt den Schwerpunkt auf visuelle Effekte und zeigt weniger Sinnlichkeit und Erotik, die eigentlich das Wesen eines Cabaret-Besuchs ausmachen.

Weitere Aufführungen von „Cabaret“ finden am 19.10., 28.10., 17.11. und 7.12. statt, jeweils um 19.30 Uhr. Auch an Silvester wird das Musical aufgeführt. Weitere Informationen sind unter www.schauspiel-leipzig.de zu finden.

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