Im Kampf gegen die sich ausbreitende südafrikanische Corona-Variante hat das österreichische Bundesland Tirol am Donnerstag (11. Februar) neue Ausreisebeschränkungen in Kraft gesetzt.
Ein Verlassen des Bundeslandes nach Deutschland oder in die benachbarten österreichischen Bundesländer ist nur in den nächsten zehn Tagen mit einem negativen Koronatest möglich, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Deutschland will ab Sonntag mit eigenen Maßnahmen auf die Verbreitung der Corona-Varianten reagieren. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, möchten am Freitagmorgen (10.15 Uhr) über die Situation in Corona informieren.
Die Tschechische Republik und Tirol sind Virusmutationsgebiete
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums wurden die Tschechische Republik und Tirol am Donnerstag als sogenannte Virusmutationsgebiete eingestuft. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) habe beschlossen, zusätzlich zu den seit der Flüchtlingskrise bestehenden Binnengrenzkontrollen mit Österreich vorübergehende Grenzkontrollen an den Grenzen zur Tschechischen Republik einzuführen, sagte ein Sprecher. Die Bundesregierung koordiniert derzeit mit allen beteiligten Partnern „insbesondere mögliche Ausnahmen“ und wird dies in Kürze mitteilen.
In Tirol gibt die südafrikanische Version der Corona Anlass zu großer Sorge. Zwischen dem 23. Dezember und dem 9. Februar wurden dort 438 bestätigte und teilweise unbestätigte Fälle dieser Virusvariante gefunden. Die Variante gilt als ansteckender. Die Einhaltung der neuen Maßnahme soll von rund 1200 Polizisten und Soldaten genau überwacht werden. Ein Verstoß kann bis zu 1450 Euro kosten. Ausgenommen von dieser Regel sind Kinder sowie Güterverkehr und Transit ohne Zwischenstopp.
Unter den Ländern, die als Virusmutationsgebiete eingestuft wurden, für die ein Transportverbot nach Deutschland gilt, gibt es kein Nachbarland. Derzeit dürfen fast nur Deutsche und Ausländer mit Wohnsitz in Deutschland aus den bereits definierten Mutationsgebieten ins Ausland einreisen. Es gibt auch spezielle Regeln für medizinisches Personal, Transitpassagiere und den Warenverkehr.
Negativer Koronatest bei der Einreise aus der Tschechischen Republik
Die Tschechische Republik ist stark von der Corona-Krise betroffen. Bundesweit meldeten die Behörden am Donnerstag 9.446 neue Fälle. Der EU-Mitgliedstaat mit rund 10,7 Millionen Einwohnern wurde bereits als Hochrisikogebiet eingestuft. Reisende aus der Tschechischen Republik müssen bei der Einreise einen negativen Koronatest vorlegen. Die Ausweisung als Virusvariantenbereich würde die Reisemöglichkeiten noch weiter einschränken.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) protestierte am Donnerstagabend im ZDF-Programm „Markus Lanz“ gegen die Formulierung, dass die Grenzen zu Tirol und der Tschechischen Republik „geschlossen“ würden. Er sagte, dass jeder, der aus Tirol oder der Tschechischen Republik reisen möchte, in Zukunft einen negativen Koronatest vorlegen muss. Es gibt keine Ausnahmen.
Nach Angaben der bayerischen Landesregierung hat die ansteckendere Variante des Coronavirus aus Großbritannien in einigen ostbayerischen Regionen bereits die Oberhand unter Pendlern aus der Tschechischen Republik gewonnen. Der Anteil der mutierten Variante an positiven Koronatests liegt in Tirschenreuth bei rund 70 Prozent und in Wunsiedel bei über 40 Prozent, sagte Söder bei „Markus Lanz“. Beide Städte liegen nahe der tschechischen Grenze. Angesichts der drastischen Corona-Zahlen in der Tschechischen Republik hatte Sachsen bereits vor der Entscheidung des Seehofer eine erhebliche Einschränkung des Pendlerverkehrs angekündigt.
Die Deutsche Bahn stoppt den Fernverkehr
Aufgrund der neuen Verordnung über virenvariante Gebiete wird die Deutsche Bahn ab Sonntag den Fernverkehr nach Tirol und in die Tschechische Republik einstellen. Die EG-Linie München-Innsbruck-Verona ist in Richtung Tirol betroffen. „Für die Haltestellen in Büchen, Ludwigslust und Wittenberge werden durch zusätzliche ICE-Haltestellen zusätzliche Reisemöglichkeiten geschaffen“, sagte die Eisenbahn am Freitag. Die EC-Linie Hamburg-Berlin-Prag wird ebenfalls eingestellt.
Nach der Verbreitung neuer Virusvarianten verschärfte die Bundesregierung erneut die Einreisebestimmungen aus mehreren EU-Ländern und ordnete in einigen Fällen stationäre Grenzkontrollen an. Neben der Tschechischen Republik und Tirol in Österreich gilt ab Sonntag aufgrund der Koronapandemie auch ein Transportverbot für die Slowakei.
Drei tschechische Grenzbezirke sind abgeriegelt
Die Tschechische Republik kündigte an, an diesem Freitag drei Grenzbezirke von der Außenwelt abzusperren. Die betroffenen Bezirke sind Sokolov (Falkenau) an der Grenze zu Sachsen, Cheb (Eger) an der Grenze zu Bayern und Sachsen und Trutnov (Trautenau) an der Grenze zu Polen bei Sachsen. Diejenigen, die dort leben, dürfen den jeweiligen Bezirk nicht mehr verlassen, sagte Gesundheitsminister Jan Blatny in Prag. Externe Personen sind nicht zugelassen. Ausnahmen gelten für den Weg zum Arbeitsplatz.
Während der ersten Sperrung im Frühjahr wurden drei Monate lang nationale Grenzkontrollen eingeführt, um zu verhindern, dass das Virus so weit wie möglich aus dem Ausland importiert wird. Zu dieser Zeit wurde diese Maßnahme in einigen Bundesländern kritisiert, weil Pendler, Familien und Unternehmen darunter litten.
Am Freitag befasste sich der Bundestag mit dem Plan der Großen Koalition, die Grundlage für mehrere Koronaregulierungen zu schaffen, beispielsweise für Impfungen und Tests, die über Ende März hinaus fortgesetzt werden sollen. Sie beruhen auf der Tatsache, dass der Bundestag weiterhin eine „epidemische Situation von nationalem Ausmaß“ feststellt – aber das Parlament sollte künftig regelmäßig neue Entscheidungen treffen müssen.
Strengere Einreisebestimmungen auch für die Slowakei
Aufgrund der Koronapandemie gelten ab Sonntag auch für die Slowakei strengere Einreisebestimmungen. Die Bundesregierung hat das EU-Land am Freitag als Gebiet mit besonders gefährlichen Virusmutationen eingestuft, wie das Robert Koch-Institut auf seiner Website angekündigt hat. Dies bedeutet, dass Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen ab Sonntag keine Passagiere mehr von dort nach Deutschland in der Slowakei befördern dürfen. Ausnahmen bilden in Deutschland lebende deutsche Staatsbürger und Ausländer.
Die genauen Regeln für den privaten Transport, zum Beispiel mit Ihrem eigenen Auto, werden derzeit noch ausgearbeitet. Nach Angaben des Bundesinnenministers werden diese wahrscheinlich auf den Ausnahmen für das Transportverbot beruhen.
In der Slowakei ist die Zahl der Infektionen seit Oktober so dramatisch gestiegen, dass Experten vor einem bevorstehenden Zusammenbruch des Gesundheitssystems warnen. Eine besonders wichtige Rolle spielt die britische Variante B.1.1.7 des Coronavirus. Nach mehreren Studien ist der weitaus größte Anteil der Neuinfektionen auf diese zurückzuführen.
160 der fast 200 Länder weltweit sind heute Risikobereiche
Die Bundesregierung hatte die Einreise nach Deutschland in den letzten Wochen und Monaten Schritt für Schritt erschwert. Rund 160 der fast 200 Länder weltweit sind mittlerweile in eine von drei Koronarisikokategorien eingeteilt. Für das Niedrigste gilt eine Testverpflichtung spätestens 48 Stunden nach der Einreise und eine zehntägige Quarantänepflicht, von der man sich nach fünf Tagen mit einem zweiten negativen Test befreien kann.
Mehr als 40 Länder werden als Virusvariante oder Hochrisikogebiete mit besonders hoher Infektionsrate eingestuft. In der letzteren Kategorie wurden am Freitag das arabische Bahrain, die Seychellen im Indischen Ozean sowie St. Lucia und St. Vincent und die Grenadinen in der Karibik neu klassifiziert. Im Gegensatz dazu wurde der Status eines sogenannten Gebiets mit hoher Inzidenz für das afrikanische Namibia widerrufen.
Eine strengere Testanforderung gilt sowohl für Gebiete mit hoher Inzidenz als auch für Gebiete mit Virusvarianten: Bei der Einreise aus diesen Ländern muss ein negativer Test direkt eingereicht werden.
Die Schweiz erweitert die Quarantäneanforderungen
Reisende aus Sachsen-Anhalt und Brandenburg müssen bald nach der Einreise in die Schweiz in die Corona-Quarantäne. Das Bundesamt für Gesundheit hat am Mittwoch die Liste der Risikobereiche aktualisiert. Es ist gültig ab dem 22. Februar. Thüringen und Sachsen waren schon vorher dabei. Sachsen wird von der neuen Liste gestrichen.
Wer sich in den zehn Tagen vor der Einreise in die Schweiz in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg aufgehalten hat, muss sich bei den Behörden melden, zehn Tage in Quarantäne sein und darf das Haus oder die Ferienwohnung nicht verlassen. Ab dem 7. Tag kann die Quarantäne mit einem negativen Koronatest verkürzt werden.
Teilnehmer aus allen anderen Bundesländern müssen sich nur elektronisch anmelden. Jeder, der mit dem Flugzeug ankommt, muss vor dem Einchecken einen negativen PCR-Test vorweisen.
Die 14-tägige Inzidenz ist entscheidend für die Schweizer Risikoliste. Wenn die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einem Gebiet 60 höher ist als in der Schweiz, wird das Land oder die Region auf die Liste gesetzt.
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dpa