Stadtgeschichtliches Museum zeigt „Leseland DDR“
Lesen war Volkssport in der DDR – genau wie das Suchen nach der Literatur, die es kaum zu kaufen gab oder nicht geben durfte. „Mein Vater, der selbst Professor für Literatur war, hatte Schwierigkeiten, an die Bücher zu kommen, die er lehren sollte“, berichtet Dr. Anselm Hartinger, Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums, aus eigenen Erfahrungen. In seinem Haus wird bis zum 18. Juni 2023 die Studioausstellung „Leseland DDR“ gezeigt, die sich mit diesem und anderen Aspekten des Lesens im untergegangenen Staat befasst.
Die Schau ist nicht neu – konzipiert von Stefan Wolle im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, war sie seit 2009 bereits auf der ganzen Welt zu sehen, etwa in Los Angeles, Sao Paulo oder Singapur. Auf 20 Tafeln, die im Untergeschoss des Hauses Böttchergäßchen in Leipzig hinterleuchtet im Zickzack aufgestellt wurden, sind Themen wie Märchen, Science Fiction oder Kochbücher – allesamt oft Bückware – zu finden.
Vier Leipzig-Tafeln
Das Stadtgeschichtliche Museum hat die Schau zudem um vier eigene Tafeln erweitert: Darin geht es um das Grafische Viertel, einst Herz des DDR-Buchdrucks, die Leipziger Buchmesse als Treffpunkt und Gelegenheit, seltene Westliteratur zu ergattern, das 1955 gegründete Institut für Literatur und den besonderen Doppelverlag Reclam, der nach der deutschen Teilung in Leipzig verstaatlicht und in Stuttgart als Neugründung parallel weiter existierte.
Bücherecke von Peter Sodann
Neben den Tafeln gibt es auch eine Leseecke mit Büchern aus der DDR-Bibliothek von Schauspieler Peter Sodann, die sogar mitgenommen werden können. Wer DDR-Bücher im Tausch abgeben will, kann das ebenfalls hier tun.