Hamburg. Was Reinhold Beckmann als Journalist, Reporter, Moderator und Interviewer erlebte, reicht für mehrere Berufsleben: Als WDR-Reporter fuhr er 1983 mit dem Panikrocker Udo Lindenberg zum Palast der Republik nach Ostberlin, als Sportmoderator hatte er das Die wichtigsten Fußballgrößen vor Microphone, für Sat.1 entwickelte er die Fußballprogramme „ran“ und „ranissimo“, er war lange Zeit ein Gesicht der ARD „Sportschau“ und als Redner brachte er gerne persönliche und emotionale Themen hervor von Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft. Aber seit zwei oder drei Jahren hat sich der aus Niedersachsen stammende Mann, der am 23. Februar 65 Jahre alt wird, beruhigt.
Zumindest im Fernsehen. Der Hamburger hat sich weitgehend vom Bildschirm zurückgezogen, um seiner Leidenschaft nachgehen zu können, die seit langem im Hintergrund gepflegt wird. Die Musik. Zu seinem 65. Geburtstag hat Beckmann daher vor allem einen Wunsch: „Ich möchte ein normales Leben zurück. Dass die Bühnen, die Theater, die Museen wieder geöffnet sind. Und dass die Kulturszene eine andere, bessere Aufmerksamkeit und Wertschätzung erhält “, sagte er.
Reinhold Beckmann: „Was mir nicht fehlt, ist Fußball“
Er bereut seinen Rückzug aus dem Sportfernsehen nicht. „Was ich nicht vermisse, ist Fußball. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, als 65-Jähriger am Rande zu stehen und junge Millionäre zu interviewen. Das vermisse ich nicht. „Andererseits sieht er jetzt viel mehr gerne Fußball – weil er anders und entspannter aussehen kann. „Weil ich es nicht mehr klassifizieren oder professionell verwenden muss.“
Hamburg: Der ARD-Moderator Reinhold Beckmann während einer Fotosession vor einer Pressekonferenz von ARD und ZDF. Beckmann wird am 23. Februar 2021 65 Jahre alt. © Quelle: Bild Allianz / dpa
Andererseits vermisst er manchmal das Reden. „Hin und wieder habe ich eine Art Phantomschmerz – das gebe ich zu. Interviews in diesem Detaillierungsgrad und die Möglichkeit, einen Gast allein 75 Minuten lang zu interviewen, sind im öffentlichen Fernsehen leider nicht mehr verfügbar.“ Ob Angela Merkel, Gerhard Schröder, Helmut Schmidt, Elton John, Jan Fedder, Sylvester Stallone, Cat Stevens und Natascha Kampusch – Beckmann haben rund 2000 Gäste interviewt. Derzeit wird es jedoch keine neue Talkshow geben. „Ich möchte nur die Dinge tun, die mir wirklich nahe stehen Herz. Und das bedeutet, hier und da einen Dokumentarfilm zu machen, und ansonsten liegt der Fokus auf der Musik. „
Journalist, Reporter und Moderator: Beckmann wird von Kollegen geschätzt
Beckmann wurde und wird von Kollegen geschätzt. Die Süddeutsche Zeitung schrieb über ihn, der einst zu den „jungen Wilden“ gehörte, „Maßstäbe“ im Fernsehen – kurz nachdem er das Ende seiner Talkshow „Beckmann“ angekündigt hatte. Ein „echter Draufgänger“, der später „die Fußballberichterstattung auf den Kopf stellte“. Er bot den Sport frischer und mutiger an und prägte die moderne Art der Fußballpräsentation.
So sieht es der heutige „ran“ Sportdirektor bei Sat.1, Alexander Rösner. Beckmann stellte 1992 am 1. August 1992 „ein spezielles Team (…) aus kreativen, mutigen, talentierten und fleißigen Sportjournalisten, Fußballfans und TV-Machern“ zusammen. Viele von ihnen würden unter der Kontrolle einer Reihe von TV-Leitartikeln stehen Büros in Deutschland heute. „Reinhold war nicht nur Moderator, Kommentator und Sportleiter, sondern auch ein äußerst erfolgreicher und harter TV-Manager und Programmmacher“, fuhr Rösner fort.
Reinhold Beckmanns 65. Geburtstag: Ruhestand ist kein Thema
Beckmann hat bereits seine Rentenmeldung erhalten. „Das Glück ist begrenzt. Ich habe nur neun Jahre Vollzeit gearbeitet. Aber ich werde es zu Hause einrahmen. „Und Ruhestand ist für Beckmann sowieso kein Thema. „Mein Vater hat uns ein Beispiel gegeben. Er hatte eine kleine Futter- und Düngemittelfabrik im Land und arbeitete dort bis zu seinem 90. Lebensjahr. „
Außerdem tut ihm die Arbeit gut. „Nur in der Sonne zu fahren und die Füße hochzulegen, ist nicht mein Ding. Und ich kann auch nicht Golf spielen. Stattdessen geht er lieber tagelang ins Büro. Beckmanns Firma „beckground tv“ produziert seit Jahren Programme mit der Sängerin und Moderatorin Ina Müller, der Komikerin Olli Dittrich und der Moderatorin Bettina Tietjen sowie Dokumentationen und Talkshows.
Beckmann bleibt bei der Musik: Neues Album erscheint im März
Im Moment hat er auch alle Hände voll zu tun mit seinem neuen dritten Album („Durable till the end“). Es kommt im März heraus und vor ein paar Tagen hat er ein neues Video dafür gedreht. Sein letzter Auftritt ist trotz Corona nicht so weit zurück. Ende Januar war er noch in Luxemburg auf der Bühne, um die neuen Songs zu testen. „In Luxemburg gelten Theater und Museen als Grundnahrungsmittel und sind daher geöffnet“, sagt Beckmann.
Baden-Württemberg, Karlsruhe: TV-Moderator Reinhold Beckmann tritt mit seiner Band zu Beginn seiner Deutschlandtournee im Karlsruher Tollhaus auf. © Quelle: Bild Allianz / dpa
Musik machen – das ist einfach gut für den Mann aus Hamburg, den seine Freunde Becki nennen. „Musik ist mein alter Ort der Sehnsucht, deshalb genieße ich jedes Live-Konzert. Diese direkte Nähe zum Publikum kann das Fernsehen nicht. Vor der Koronapandemie war er 50 bis 60 Konzerte pro Jahr unterwegs.
Neues Hobby in der Koronakrise
Eine neue Leidenschaft entstand im Vater von zwei erwachsenen Kindern während der Corona-Zeit. „Kochen war in den letzten 24 Monaten definitiv eine neue Entdeckung, auch eine Art Lockdown. Ich koche fast jeden Tag. „“
Deshalb will der Hamburger das auch an seinem Geburtstag machen. „Die besten Partys haben immer in der Küche stattgefunden. Aber diesmal wird es eine Online-Video-Kochsitzung sein. Ich werde die große Party zum 66. aufholen. Dann ist bekannt, dass das Leben wirklich beginnen sollte. „“