In einem Monat 3.500 Kilometer schaffen
Da biegt der Angesprochene mit dem Fahrrad um die Ecke. Der „Quirl“ ist heute 39 Jahre alt, durchtrainierte 1,98 Meter groß und verfolgt ein Ziel: „3.500 Kilometer später gut in Marrakesch ankommen“, sagt Uhlemann. Und das möglichst innerhalb von 30 Tagen. Länger reicht sein Urlaub trotz angesparter Überstunden nicht. Und er wolle nicht das im Urlaub machen, was jeder macht. Sichtlich verschlafen und wortkarg um diese Uhrzeit begrüßt der Extrem-Sportler seine Eltern und Tante.
„Lars braucht immer Action. Das war als Kind auch schon so.“
- Brigitte Uhlemann, Mutter des Extrem-Radfahrers
Ja, mit Freunden habe er abends noch „bissel Abschied“ gefeiert. Drei davon sind auch ans Alte Rathaus gekommen. Sie blicken ebenfalls müde drein beim Betrachten des sorgfältig gepackten Rennrads vor ihnen. 20 Kilogramm in mehreren Taschen verstaut, auch Schlafsack und Zelt. „Ich habe geplant, alle 50 Kilometer anzuhalten und etwas zu essen, denn ich wollte nicht kiloweise Konservendosen mit rumschleppen“, sagt Lars Uhlemann. Freundin Angelina Dominska hört sich die Erklärungen ihres Kumpels an und gibt zu, dass sie seine Entschlossenheit auch bewundert. „Die ganze Fahrt ist ein bisschen verrückt. Für mich wäre das ja reinster Stress.“
Respekt vor den Bergen und Skorpionen
Für Lars Uhlemann ist es Entspannung und der Jahresurlaub. Auf seine Abenteuer-Fahrt hat er sich schon seit Wochen vorbereitet. Zuletzt waren es täglich 50, 60 Kilometer mit dem Mountain-Bike und Extra-Packtaschen vor und nach der Arbeit. Während der Arbeitszeit ist der Servicetechniker Windräder, auf denen er zu tun hatte, möglichst schnell hoch und wieder hinunter geklettert.
„Vielleicht hätte ich doch ins Fitnessstudio gehen sollen“, überlegt der 39-Jährige, schiebt den Gedanken aber gleich beiseite. „Wird schon.“ Respekt hat er vor den Bergstrecken in den Pyrenäen und der Hitze in Marokko. „Ich hoffe auf warmes Wetter. Aber in Marrakesch sind gerade 46 Grad. Das muss auch nicht sein.“
„Ich hoffe auf warmes Wetter. Aber in Marrakesch sind gerade 46 Grad. Das muss auch nicht sein.“
- Lars Uhlemann, Extremsportler aus Leipzig
Nachdem der Leipziger mit dem Fahrrad schon bis an die Ostsee geradelt war und von Hamburg aus ans Nordkap, soll die Fahrt nach Nordafrika nun die nächste Herausforderung sein. Nur Schlangen und Skorpionen will er unterwegs möglichst nicht begegnen. Schlafen will er im Zelt, alle zwei, drei Tage die beiden Powerbanks mit Strom aufladen und unterwegs über sein nächstes Fahrrad-Abenteuer nachdenken. „Ich hatte da an Moskau gedacht. Das muss man mal sehen.“
Sorgen und Lachen zum Abschied
Uhlemanns Familie hört genau zu – mit skeptischen Blicken. Dann erhebt seine Patentante Einspruch. „Jetzt komm‘ erst mal von dieser Fahrt gesund wieder. Dem MDR hast Du gesagt, dass Du Dich von unterwegs aus alle zwei Tage meldest.“ Lars Uhlemann sagt nichts dazu, umarmt seine Tante, steigt aufs Fahrrad und rollt los: „Nächster Halt Tankstelle, Schokoriegel“, ruft er winkend. Bis Nordhausen will der Sportler am Sonnabend kommen, 140 Kilometer weit. Freunde und Familie blicken ihm nach. Im Gehen fragt Angelina in die Runde: „Na, wer wettet, dass er sich jeden zweiten Tag meldet?“ Alle lachen. Und die Turmuhr schlägt zwei Mal.