Die Sterblichkeit von Lungenkrebskranken ließe sich nach Einschätzung von Experten mit einer früheren Diagnostik deutlich reduzieren. Deshalb wird derzeit ein bundesweites Screeningprogramm vorbereitet, das den etablierten Vorsorgeuntersuchungen für Darm- und Brustkrebs ähneln könnte. Auch die Uniklinik Leipzig (UKL) will mitmachen.
Lungenkrebs ist laut UKL trotz vieler neuer Behandlungsansätze weiterhin eine der tödlichsten Krebserkrankungen. Etwa 56 000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland neu an einem Lungenkarzinom, etwa 44 000 sterben daran. Insgesamt ist die Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten zwar gestiegen, bleibt mit einer Fünf-Jahres-Überlebensrate von etwa 20 Prozent aber weiterhin vergleichsweise niedrig.
„Wir müssen die hohe Sterblichkeit senken“
Die ungünstige Prognose ist vor allem damit verbunden, dass die Tumoren meist spät entdeckt werden, denn Lungenkrebs verursacht lange keine Beschwerden. In fortgeschrittenen Stadien ist der Krebs aber nach wie vor nur schlecht behandelbar. „Diese hohe Sterblichkeit müssen wir senken“, sagt Professor Hubert Wirtz, Leiter der UKL-Pneumologie. Dazu seien eine verstärkte Tabakentwöhnung oder -vermeidung nötig sowie eine möglichst frühe Therapie durch Früherkennung. Kleine Tumoren in der Lunge könnten erfolgreich operiert und notfalls mit einer begleitenden Chemotherapie behandelt werden. „In diesen Fällen besteht eine echte Chance auf Heilung“, erklärt der Pneumologe. Im Gegensatz zu anderen Krebserkrankungen gibt es aber bisher kein Früherkennungsprogramm.
Bei dem nun geplanten Screening erfolge eine Untersuchung per Niedrigdosis-Computertomografie mit extrem niedriger Strahlung, beschreibt Professor Timm Denecke, Radiologie-Chef am UKL. Das mache die Untersuchung schonend und ungefährlich. „Der Scan im Gerät dauert genau einen tiefen Atemzug lang“, betont der Radiologe. Wird eine verdächtige Stelle entdeckt, folgen je nach Beurteilung unterschiedliche Maßnahmen von einer Beobachtung mit engmaschiger Kontrolle über Biopsien bis hin zur minimal-invasiven Entfernung des Gewebes. Zusätzlich könnten mit einem CT gleichzeitig Hinweise auf koronare Herzerkrankungen erfasst werden, die bei der betroffenen Bevölkerungsgruppe ebenfalls ein Risiko darstellen, so Denecke.
Screening berücksichtigt Alter und Rauchhistorie
Das Programm zielt vor allem auf die Risikogruppe der starken Raucher – bemessen in sogenannten ‚Packungsjahren’. „Wer 20 Jahre lang täglich eine Packung Zigaretten geraucht hat, kommt auf 20 Packungsjahre und gilt als stark gefährdet, an Lungenkrebs zu erkranken“, erklärt Hubert Wirtz. Raucht jemand sogar zwei Schachteln täglich, kommt dieser im gleichen Zeitraum auf 40 Packungsjahre. Das Screening berücksichtigt damit Alter und Rauchhistorie. Früherkennung mittels Screening senkt laut UKL effektiv das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben. Das hätten verschiedene Studien gezeigt.
Mit einem Start ist frühestens im nächsten Jahr zu rechnen. Die UKL-Mediziner seien bereit, das Programm gemeinsam mit niedergelassenen Kollegen in Leipzig umzusetzen. „Die Patienten fragen jedenfalls teilweise schon heute danach“, berichtet Professor Wirtz.
Hier geht es zur Rauchfrei-Ambulanz der Uniklinik Leipzig.
Quelle
LVZ