Magdeburg. Der sächsisch-anhaltische Ministerpräsident Reiner Haseloff hat sich dafür eingesetzt, dass neue EU-Sanktionen gegen Russland ausschließlich gegen die Verantwortlichen für die Inhaftierung des Kremlkritikers Alexej Navalny verhängt werden.
Der CDU-Politiker teilte der Deutschen Presseagentur mit, dass er keine Patentlösung habe, es jedoch wichtig sei, das russische Regime direkt zu treffen. „Wenn wir der lokalen Bevölkerung durch Maßnahmen Schaden zufügen, erreichen wir wahrscheinlich am wenigsten das, was wir erreichen wollen.“
Video
Russland: Proteste für Navalny
Zahlreiche Russen reagierten auf den Aufruf des inhaftierten Putin-Kritikers Alexej Navalny, am Sonntag kleinere Proteste gegen Präsident Wladimir Putin zu starten. © Reuters
Am Montag einigten sich die Außenminister der EU-Länder darauf, weitere Sanktionen gegen Russland einzuleiten. Bisher ist geplant, die Verantwortlichen zu treffen und ihnen EU-Einreiseverbote und Einfrierungen von Vermögenswerten aufzuerlegen.
Russland sanktioniert: Haseloff wirbt für Proportionen
Der Anlass ist mit Navalny zu tun. Die EU fordert seit etwa drei Wochen erfolglos die Freilassung des Kremlkritikers. Der 44-Jährige wurde zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er aus Sicht des Richters in früheren Strafverfahren wiederholt gegen Bewährungsauflagen verstoßen hatte.
In der Vergangenheit hatte die EU Russland bereits wegen der russischen Annexion der Krim Wirtschaftssanktionen auferlegt. Haseloff hatte dieses Instrument wie andere ostdeutsche Ministerpräsidenten mehrfach kritisiert.
Die Strafmaßnahmen hätten sich im Hinblick auf den Konflikt als unwirksam erwiesen, sagte Haseloff beispielsweise im Jahr 2018. Gleichzeitig betreffen die Sanktionen viele ostdeutsche Unternehmen.
Vor diesem Hintergrund setzte sich Haseloff für ein angemessenes Verhältnis zu den neuen Sanktionen ein: Europa muss seine Werte für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in seinen Beziehungen zu Russland klarstellen. Andererseits können wirtschaftliche Probleme nicht ignoriert werden.
Die Zusammenarbeit mit russischen Partnern spielt für die ostdeutsche Wirtschaft nach wie vor eine wichtige Rolle. Darüber hinaus seien Deutschland und insbesondere der Osten existenziell von russischem Gas und Öl abhängig, sagte der CDU-Politiker.