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„Weiß noch nicht, ob geimpfte Menschen auch immun sind“

Berlin. Die Koronasituation in Deutschland scheint sich allmählich zu entspannen. Die Zahl der Neuinfektionen ist seit Mitte Januar sichtbar zurückgegangen. Bis Freitagmorgen hatte das Robert Koch-Institut (RKI) 14.022 neue Fälle registriert – rund 3800 Fälle weniger als letzte Woche. Es gibt auch einen Rückgang der landesweiten Inzidenz von sieben Tagen. Am Donnerstag lag sie erstmals seit Ende Oktober unter der Schwelle von 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.

Immer mehr Fälle mit neuen Corona-Varianten

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„Wir sehen derzeit einen positiven Trend“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag auf der Bundespressekonferenz in Berlin. „Aber das reicht nicht. Wir wollen die Zahlen niedrig halten. „Die Reduzierung der Anzahl der Fälle ist auch im Hinblick auf die neuen Coronavirus-Varianten wichtig, die sich verbreiten. Denn bei hohen Inzidenzen ist das Mutationsrisiko größer.

Laut RKI-Präsident Lothar Wieler werden jetzt „immer mehr Fälle und Ausbrüche“ mit den neuen Virusvarianten gemeldet, deren Eigenschaften noch weitgehend unbekannt sind. Beispielsweise ist noch unklar, ob die Varianten gefährlicher sind als der Wildtyp von Sars-CoV-2. Und: „Wir wissen noch nicht, ob geimpfte Menschen auch gegen die neuen Varianten immun sind“, sagte Wieler.

Die EMA entscheidet heute über die Zulassung des Astrazeneca-Impfstoffs

2,2 Prozent der deutschen Bevölkerung haben bisher eine Erstimpfung erhalten. Ziel ist es, allen über 80-Jährigen im ersten Quartal ein Impfangebot anbieten zu können, sagte Bundesgesundheitsminister Spahn. Er kündigte auch die Zulassung des Corona-Impfstoffs Astrazenca für heute an. Die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema diskutiert in diesen Stunden den Vektorimpfstoff, der erstmals in Großbritannien zugelassen wurde.

Es bleibt abzuwarten, ob der Astrazeneca-Impfstoff von der EMA für alle Altersgruppen zugelassen wird. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte den Impfstoff am Donnerstag nur für Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen. Der Grund für die Einschränkung ist, dass es immer noch „unzureichende Daten“ gibt, um die Wirksamkeit des Impfstoffs ab 65 Jahren zu beurteilen.

Spahn: „Es liegen noch einige harte Wochen vor uns, in denen der Impfstoff knapp wird.“

Bisher wurden die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Pfizer sowie Moderna in Europa zugelassen. Laut Bundesgesundheitsminister Spahn haben die Bundesländer inzwischen mehr als 3,5 Millionen Impfstoffdosen erhalten. Davon wurden 2,2 Millionen Dosen geimpft – rund 400.000 davon waren Zweitimpfungen.

„Der Start der Impfkampagne war schwierig“, gab Spahn zu. Im ersten Quartal erwartet er von Biontech / Pfizer und Moderna rund zwölf Millionen Impfstoffdosen. Sollte der Astrazeneca-Impfstoff zugelassen werden, wären weitere drei Millionen Dosen verfügbar. Aber Spahn machte klar: „Es liegen noch einige harte Wochen mit Impfstoffmangel vor uns.“

Paul Ehrlich Institut: Corona-Impfstoffe werden gut vertragen

Marylyn Addo, Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, beschrieb die Corona-Impfstoffe als einen großartigen wissenschaftlichen Erfolg. Ob der Impfstoff auch vor den neu auftretenden Corona-Varianten schützt, wird derzeit sehr aktiv untersucht. Frühere Preprint-Studien legen zumindest nahe, dass die Impfstoffe gegen die Mutanten wirksam sind. Ansonsten bietet die mRNA-Technologie die Möglichkeit, den Impfstoff wieder anzupassen. „Insgesamt denke ich, dass wir sehr gut positioniert sind“, sagte Addo.

Auch hinsichtlich der Kompatibilität gebe es keine ernsthaften Bedenken, sagte Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, auf der Bundespressekonferenz. Die bisher beobachteten Reaktionen auf die Impfstoffe waren meist leicht bis mäßig. „Alles in allem haben wir es mit Impfstoffen zu tun, die von Millionen von Menschen sehr gut vertragen werden“, machte Cichutek klar.

Wieler: Koronarmaßnahmen bis Mitte Februar konsequent umsetzen

Die aktuellen Kontaktbeschränkungen bleiben eine weitere Waffe gegen die Virusvarianten. „Die Maßnahmen helfen gegen alle Varianten“, stellte RKI-Chef Wieler klar. Daher müssten die Corona-Regeln bis Mitte Februar konsequent eingehalten werden. Er selbst ist ein Befürworter der von mehreren Wissenschaftlern entwickelten No-Covid-Strategie, die eine siebentägige Inzidenz von zehn Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in Deutschland anstrebt.

Wenn sich andererseits die britische Coronavirus-Variante B.1.1.7 in Deutschland weiter verbreitet, was nach bisherigem Kenntnisstand ansteckender ist als der Wildtyp von Sars-CoV-2, könnte es zu einem exponentiellen Anstieg der Anzahl kommen von Fällen. „Die Intensivstationen wären derzeit definitiv nicht in der Lage, einen neuen starken Anstieg der Fallzahlen zu bewältigen“, warnte Wieler – und appellierte an die Bevölkerung: „Wir sind auf dem richtigen Weg und müssen dies konsequent fortsetzen Pfad.“

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