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Wie Twitter mit der Hype-App Clubhouse konkurrieren könnte

Hannover. In der Medienblase ist es momentan das „Große“: Die Clubhouse-App zieht seit fast zwei Wochen unzählige Prominente, Technologieexperten, Journalisten, Comedians und sogar Spitzenpolitiker an. In zahlreichen Audio-Chatrooms diskutieren die Referenten über Marketing, Politik oder Süßigkeiten. Die Frage, was tatsächlich vom Hype übrig bleibt – und ob es überhaupt bleiben wird – ist noch unbeantwortet. Eines ist jedoch bereits klar: In naher Zukunft wird das Clubhaus einem ernsthaften Wettbewerb ausgesetzt sein.

Niemand weniger als der Kurznachrichtendienst Twitter arbeitet derzeit an einem Tool, das dem von Clubhouse verdammt ähnlich ist. Das Twitter-Gegenstück heißt Spaces, sollte direkt über die Twitter-App bedienbar sein und könnte im schlimmsten Fall die bisherige Hype-App Clubhouse völlig überflüssig machen.

Eine kleine Gruppe kann testen

Bereits im Sommer wurde klar, dass Twitter offenbar mehr in den Audiobereich investieren wollte. Zu dieser Zeit präsentierte der Dienst seine Sprach-Tweets – seitdem war es möglich, zusätzlich zu Tweets mit 280 Zeichen Sprachnachrichten mit einer Länge von 140 Sekunden zu senden. Die ersten Gerüchte über die neuen Audio-Chat-Räume wehten im Herbst durch das Netz. Und eine Beta-Version davon ist seit Dezember verfügbar.

Dies ist jedoch noch exklusiver als die Elitegruppe, die derzeit im Clubhaus herumhängt. Derzeit können nur wenige ausgewählte Personen die Funktion testen. Konten mit einer großen Anzahl von Followern wurden in dieser Beta-Phase offenbar bewusst vermieden.

Wenn Sie an Spaces teilnehmen möchten, können Sie sich nicht direkt über Twitter registrieren. Die Auswahl der Testergruppe erfolgt derzeit über ein Antragsformular, in dem Sie Ihr Twitter-Handle angeben können. Weitere angeforderte Informationen: Warum Sie Spaces verwenden möchten und wen Sie zu Ihren Gesprächen einladen möchten.

Wenn Sie Glück haben, werden Sie von Twitter manuell zur sogenannten Feedback-Gruppe hinzugefügt. Ähnlich wie bei Clubhouse steht dies derzeit offenbar nur iPhone-Nutzern zur Verfügung – Nutzer von Android-Geräten können sich in der Liste registrieren, die Funktion aber offenbar noch nicht nutzen.

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Wie funktioniert Spaces?

Im Einzelnen funktioniert Spaces folgendermaßen: Sie benötigen keine eigene App. Direkt in der Twitter-App drücken Sie lange auf die Schaltfläche „Posten“, die auch zum Senden von Tweets verwendet wird. Wenn Sie die Funktion aktiviert haben, erscheint hier die neue Spaces-Schaltfläche. Der Benutzer hat dann die Möglichkeit, zehn Twitter-Benutzer einzuladen, in einem Raum mit ihnen zu sprechen. Der in Spaces geschaffene Raum ist momentan immer öffentlich, es gibt offenbar noch keine Funktion für Privatzimmer – im Gegensatz zum Clubhaus.

Der Rest ist jedoch genau das gleiche wie bei der Clubhaus-App: Jeder kann die erstellten Räume anhören – aber nur Personen, die tatsächlich auf die „Bühne“ gehoben werden, dürfen sprechen. Die Beteiligten können Emojis senden – zum Beispiel, wenn sie ihre Hände heben möchten, um etwas zu sagen. Maximal zehn Personen können gleichzeitig miteinander diskutieren, eine unbegrenzte Anzahl von Personen kann zuhören. Die Räume im Clubhaus sind derzeit auf 5000 Hörer begrenzt.

Screenshots der neuen Räume sind bereits online verfügbar. Auch hier wird deutlich, dass die Clubhouse-Hype-App hier offenbar die Inspiration war. Das Design der Audioräume ist fast identisch, man sieht viele kleine Blasen mit Köpfen. Der „Teilen“ -Button, der in dieser Form im Clubhaus nicht verfügbar ist, ist viel auffälliger. So können Sie Ihren Audio-Talk ganz einfach mit Ihren Followern twittern.

Und es gibt noch eine andere Funktion, die sich vom Clubhaus unterscheidet: Bei Spaces testet Twitter die Live-Transkription von Audioanrufen, wodurch diese auch dauerhaft verfügbar sein könnten.

Twitter übernimmt Podcast-App

Aber auch wenn das Projekt noch in den Kinderschuhen steckt – Spaces scheint viel mehr als nur ein Experiment für Twitter zu sein. Dies zeigt auch eine Übernahme des Unternehmens Anfang Januar. Dann kaufte das Technologieunternehmen die Breaker-App – eine Podcast-App, die mit sozialen Elementen arbeitet. Hier können Podcasts beispielsweise in einem Kommentarbereich besprochen werden.

Als Grund für den Kauf gibt Twitter an, dass sie die Breaker-Mitarbeiter verwenden möchten, um „die Gesundheit der öffentlichen Konversation zu verbessern“. Anscheinend bedeutet dies nicht die Twitter-Plattform selbst. Vielmehr dürfte die Übernahme mit der Erweiterung der Spaces-Funktion zu tun haben. Es wäre dann auch denkbar, dass Twitter mit der Erfahrung von Breaker-Audio-Podcasts auch On-Demand anbieten könnte, dh nicht nur live. Das wäre auch dem Clubhaus weit voraus.

Inzwischen ist Twitter mit der Übernahme nicht allein: Verschiedene Tech-Unternehmen haben in den letzten Wochen Podcast-Anbieter übernommen. Amazon zum Beispiel kaufte Wondery für 300 Millionen Dollar und Stitcher ging für einen ähnlichen Betrag zu Sirius. Spotify hatte in den letzten Monaten auch stark in das Podcast-Geschäft investiert. Der Trend zu Audioinhalten scheint ungebrochen.

Vom Kurznachrichtendienst zur Allrounder-App

Inzwischen scheint Twitter selbst eine Strategie zu verfolgen, die Facebook bereits demonstriert hatte: Die Gruppe will offenbar vom 280-Zeichen-Netzwerk weg zu einer Allrounder-App. Erst im November führte das Unternehmen Fleets ein, eine Story-Funktion, die einst von Snapchat erfunden wurde und heute in fast allen großen Netzwerken zu finden ist. Sie war am besten durch Instagram bekannt.

Einige Jahre zuvor, Periscope, war eine Live-Streaming-App übernommen worden. Die Funktion ist nun fest in Twitter integriert – Periscope selbst wird Ende März eingestellt.

Die Erweiterung der Plattform kann als Änderung der Strategie verstanden werden: Während Facebook seinen Apps im Laufe der Jahre immer mehr Funktionen hinzufügte, vom Einkaufen bis zum Dating, blieb Twitter seinem Konzept als Kurznachrichtendienst weitgehend treu. Diese Strategie scheint längst angenommen worden zu sein.

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