In Leipzig-Thekla sorgen aktuelle Entwicklungen für unrestliche Stimmung, insbesondere unter den älteren Einwohnern. Geplant war die Errichtung eines Seniorenheims in neugebauten Wohnanlagen, doch die Stadtverwaltung umschwenkte daraufhin und plante stattdessen eine Unterkunft für Flüchtlinge. Diese Entscheidung kam für viele überraschend, und die Anwohner fühlen sich mit ihrer Unsicherheit und Ungewissheit zurückgelassen.
Die Sorgen der Anwohner
Die Situation ist angespannt, besonders nach einem Brandanschlag auf eine der neuen Einrichtungen, der von einem 24-jährigen Mann aus der Nachbarschaft verübt wurde. Verfassungsfeindliche Symbole an den Wänden haben die Furcht vor einer Eskalation erhöht. „Das sind keine Ausländer, die hier ein Problem sind, sondern rechte Extremisten, die die Situation ausnutzen“, sagt ein besorgter Anwohner. Laut der Stadt leben in Thekla über 57 Prozent der Bewohner bereits über 65 Jahre, viele seit den DDR-Zeiten. „Diese Menschen haben ein Recht auf Sicherheit und ein geeignetes Zuhause für ihren Lebensabend“, so eine 81-Jährige, die sich ein Seniorenheim gewünscht hatte.
Petition für ein Seniorenheim stößt auf breite Zustimmung
Ein weiterer Ausdruck des Unmuts ist die Petition, die von über 2.750 Bürgern unterzeichnet wurde und sich für die Rückkehr zum ursprünglichen Plan für ein Seniorenheim einsetzt. „Wir möchten nicht gegen Flüchtlinge sein, wir wollen nur unseren Bedarf an Pflege und Unterkunft in der Nachbarschaft gedeckt haben“, erklären die Unterzeichner. Dieser Widerstand unterstreicht die Frustration, die durch die mangelnde Kommunikation der Stadtregierung über die Änderungen in der Nutzung der neuen Gebäude verstärkt wurde.
Stadtverwaltung unter Druck
Die Stadtverwaltung Leipzig hat sich zu den Ängsten der Bürger geäußert und erklärt, dass über die Nutzung der Immobilien der Eigentümer entscheidet. Dies hat viele Bürger verärgert, da sie das Gefühl haben, nicht in den Entscheidungsprozess einbezogen worden zu sein. „Es wäre gut gewesen, das nicht hinter unserem Rücken zu entscheiden“, sagt ein Bürger, der gerade aus einem Bus aussteigt. Dies zeigt, wie wichtig Transparenz und Bürgerbeteiligung in einem demokratischen Prozess sind, insbesondere wenn Umstrukturierungen im Wohnumfeld betroffen sind.
Würde der Protest der Anwohner unterstützen
Eine für den kommenden Samstag geplante Demonstration gegen die Umnutzung der Gebäude wurde kurzfristig abgesagt. Der Organisator verwies auf technische Probleme und Auflagen der Behörden. Allerdings wird der Landtagsabgeordnete Holger Gasse (CDU) dennoch zur Veranstaltung erscheinen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Bürger wurden auf eine alternative Versammlung am 7. August hingewiesen, sodass sie dort ihre Bedenken äußern können.
Zukunft der Flüchtlingsunterkunft ungewiss
Die Stadt hatte ursprünglich 120 Flüchtlinge in den neuen Räumlichkeiten unterbringen wollen. Der Mietvertrag sollte über zehn Jahre laufen, doch nun könnte eine Änderung der Baugenehmigung die Pläne verzögern. Die Bewohner sind in Sorge, wer in die Nachbarschaft kommen könnte und wie sich das auf die lokale Gemeinschaft auswirken wird. Ein Mann fasst es treffend zusammen: „Man weiß ja nicht, wer reinkommt.“
Die Thematik der Flüchtlingsunterbringung in Thekla wirft Fragen zu Integration, sozialer Gerechtigkeit und dem Zusammenleben innerhalb der Gemeinschaft auf. Während einige Anwohner bereit sind, Flüchtlinge zu unterstützen, befürchten andere eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität. Der anhaltende Dialog zwischen Stadtverwaltung und Bürgern ist daher unabdingbar, um mögliche Sorgen ernst zu nehmen und ein respektvolles Miteinander zu fördern.
– NAG