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„Schulen und Kindertagesstätten müssen so schnell wie möglich eröffnet werden“

Herr Lindner, was erwarten Sie von der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz im Hinblick auf die Bekämpfung von Pandemien und Sperren?

Eine Perspektive und eine nachhaltige Strategie. Der soziale und wirtschaftliche Schaden nimmt zu. Wir müssen daher die Politik des ständigen Abschlusses durch einen innovativeren Ansatz ersetzen, der das soziale Leben Schritt für Schritt ermöglicht. Meine Prognose lautet auch: Der weitere Infektionsprozess wird von Region zu Region sehr unterschiedlich sein. Daher sollte den flächendeckenden Maßnahmen ein regional anderer Ansatz folgen.

Was bedeutet das genau?

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Deutschland kann von Schleswig-Holstein lernen. Die dortige Regierung hat mit Unterstützung der FDP einen Schritt-für-Schritt-Plan entwickelt. Im Wesentlichen geht es um eine Wenn-Dann-Regel, die eine Infektionssituation vor Ort mit Maßnahmen verknüpft. Wenn die Zahlen sinken, können Kindertagesstätten und Schulen wieder beginnen. Es folgen Handel und Gastronomie mit jeweils Schutzbestimmungen. Ich verstecke nicht die Tatsache, dass man noch ehrgeiziger sein könnte als Kiel. Mit Luftreinigern, einer Teststrategie, mehr Digitalisierung und mehr Personal der Bundeswehr in Gesundheitsämtern und Pflegeheimen wäre eine kontrollierte Öffnung denkbar. Aber gerade als Kompromiss zwischen der FDP, der CDU und den Grünen ist das Papier vielleicht besonders effektiv.

Die Sperrung wurde bis zum 14. Februar beschlossen. Wann muss entschieden werden, wie es weitergehen soll?

Niemand hindert die Bundesregierung und die Länder daran, zu klären, wie es weitergehen wird. In letzter Zeit gab es immer Indiskretionen von internen Sitzungen der CDU, in denen der Kanzler Bewertungen vorgenommen hat. Solche Fragen gehören ins Parlament. Das Verfahren sollte offen und im Voraus besprochen werden. Nur so können alternative Methoden zur Diskussion gestellt werden. Dies stärkt letztendlich die Akzeptanz der Bevölkerung.

Der Unterricht kann im leeren Kinosaal stattfinden. Der Unterricht kann abwechselnd in die Schule kommen.

Christian Lindner, FDP-Führer

Wann sollten Schulen und Kindertagesstätten wieder eröffnet werden?

Schulen und Kindertagesstätten müssen so schnell wie möglich eröffnet werden. Der Staat hätte schon vor langer Zeit Luftreinigungsgeräte für Klassenzimmer beschaffen können. Der Unterricht kann im leeren Kinosaal stattfinden. Der Unterricht kann abwechselnd in die Schule kommen. Sie können mit dem jüngsten beginnen. Wir müssen uns um viele Kinder sorgen, die zurückgelassen werden. Die Nerven sind in den Familien nervenaufreibend, weil insbesondere die Mütter enorme Belastungen tragen.

Müssen Lehrer und Erzieher früher geimpft werden?

Ja, die Impfsequenz muss angepasst werden. Menschen mit Behinderungen wurden vernachlässigt. Und Lehrer und Erzieher sollten früher ein Angebot erhalten. Diese Berufe sind für das Ultra-System relevant. Davon hängen Bildungschancen und die Möglichkeit für Eltern ab, ihren Beruf auszuüben.

Die Leistung eines Schülers hängt viel stärker als gewöhnlich davon ab, wie er zu Hause gepflegt werden kann. Muss die klare Botschaft jetzt nicht lauten: „Niemand darf sich dieses Jahr wegen Corona hinsetzen“?

Das Herz will sagen: Ja. Der Verstand muss hinzufügen, dass „niemand“ ein großes Wort ist. Die Bundesländer sind dringend aufgefordert, die individuelle Unterstützung so zu intensivieren, dass der Verlust eines ganzen Jahres so weit wie möglich verhindert wird.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat angekündigt, für eine Änderung des Grundgesetzes für eine engere Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern an Schulen zu kämpfen. Sie möchten sie unterstützen. Wie sollte Ihrer Meinung nach die Änderung des Grundgesetzes konkret aussehen?

Dies ist eine Kehrtwende der CDU, die ich begrüße. Wir haben lange Zeit mehr Verantwortung für die Bundesregierung im Bildungsbereich als das Richtige angesehen. Er braucht die Möglichkeit, zuverlässig Geld für die digitale Infrastruktur und die Gebäude geben zu können. Zukünftig sollte er auch in pädagogisches Personal und dessen Qualifikationen investieren können. Wir brauchen mehr Vergleichbarkeit der Bildungsinhalte. Wenn die CDU es wie Frau Karliczek sieht, könnte dies vor den Bundestagswahlen entschieden werden.

Wie soll die Bundesregierung konkret mitreden?

Es ist ein Bildungsrat denkbar, in dem sich Bund und Länder gemeinsam mit Experten und Praktikern schneller auf gemeinsame Schritte einigen können.

Wollen Sie die staatliche Konferenz der Bildungsminister entmachten?

Nein. Mein Vorschlag basiert auf dem bestehenden Wissenschaftsrat, der im Wissenschaftssektor eingerichtet ist. Wir brauchen eine Kooperationsanforderung anstelle eines Kooperationsverbots. Wir sollten das auch in das Grundgesetz schreiben.

„Wir müssen uns viel vergeben“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn. Glaubst du, er hat große Fehler mit Impfstoffen gemacht – und wenn ja, sind sie entschuldbar?

Ich bin vorsichtig, wenn ich die Impfung als die bisher größte Enttäuschung der Pandemie bezeichne. Der daraus resultierende Schaden ist gigantisch.

Du willst Spahn also nicht einfach so vergeben?

Verantwortung wird in einer Demokratie zugewiesen, aber das ist für mich heute nicht der Schwerpunkt. Jetzt muss es um Problemlösung gehen. Sanofi wird in Kürze den Biontech-Impfstoff herstellen. Vor ein paar Wochen wurde uns gesagt, dass es nicht funktionieren würde. Seit Wochen fordern wir auch einen Impfgipfel. Erst jetzt reagiert Herr Spahn endlich auf unseren Vorschlag. Die Bundesregierung muss mit der Pharmaindustrie, den Bundesländern, Landkreisen und niedergelassenen Ärzten darüber sprechen, was verbessert werden kann. Für Herrn Spahn ist dies die Chance, den politischen Schaden zu begrenzen.

Die Wirtschaft leidet unter der Blockade, wie die Prognosen im jährlichen Wirtschaftsbericht zeigen. Wie kann der Schaden besser abgefedert werden?

Für viele Unternehmen ist die Hilfe der Bundesregierung nur ein leeres Versprechen. Die Verzweiflung in der Wirtschaft wächst. Die Hilfe ist zu kompliziert und die Bedingungen werden manchmal später geändert. Wir brauchen einen schlanken Prozess: In diesem Prozess sehen Sie sich die Ergebnisse der vergangenen Jahre an – und auf dieser Grundlage gewähren Sie unbürokratisch Hilfe. Darüber hinaus muss die Regierung zulassen, dass die Verluste in den Jahren 2020 und 2021 mit der Steuerschuld der Vorjahre verrechnet werden. Auf diese Weise könnte das Geld sofort über die Finanzämter ausgezahlt werden.

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RND-Videoschalter: Fehlende Digitalisierung in Schulen – „schlechtes Zertifikat für die deutsche Politik“

Udo Beckmann, Leiter der Vereinigung für Bildung und Erziehung, spricht mit RND-Korrespondent Tobias Peter über den digitalen Nachholbedarf an deutschen Schulen. © RND

Der Staat hat gigantische Schulden in Milliardenhöhe aufgenommen, um die Corona-Krise zu bewältigen. Woher kommt das Geld, um all das zurückzuzahlen?

Im Wesentlichen müssen wir zu der Strategie zurückkehren, die sich nach 2010 bewährt hat. Zum einen muss das Defizit im öffentlichen Sektor verringert werden. Auf der anderen Seite brauchen wir eine Rückkehr zu einer Politik, die einen guten Rahmen für Beschäftigung und Wachstum schafft. Das wird in den nächsten zwei oder drei Jahren schwierig sein.

Bei den Steuererleichterungen ist die FDP leider ganz allein. Der Ehrgeiz der CDU glüht nur.

Christian Lindner, FDP-Führer

Dies bedeutet, dass die Schuldenbremse im Jahr 2022 nicht mehr eingehalten werden kann.

Ich gehe davon aus, dass die nächste Bundesregierung auch die Notstandsklausel in der Schuldenbremse anwenden muss. Wenn ich Finanzminister wäre, würde ich beispielsweise in dieser Ausnahmesituation die Steuern senken und zunächst auf Gegenfinanzierung verzichten. Wir müssen private Investitionen mobilisieren und als Investitionsstandort für internationales Kapital wieder attraktiv werden.

Wenn Sie in der nächsten Regierung wären, mit wem würden Sie das jemals tun wollen?

Bei den Steuererleichterungen ist die FDP leider ganz allein. Der Ehrgeiz der CDU glüht nur. Aber in der richtigen Konstellation können Sie es vielleicht wieder aufleben lassen.

Wir wollen so stark werden, dass Schwarz-Grün nicht automatisch zur nächsten großen Koalition wird.

Christian Lindner, FDP-Führer

Clevere Eigenwerbung – aber wo ist die rote Linie für Sie? Schließen Sie den Beitritt zu einer Bundesregierung aus, die Steuern erhebt?

Ich schließe eine Erhöhung der Steuerbelastung für das Einkommen von Arbeitnehmern und Personen aus, die unternehmerische Risiken für Arbeitsplätze tragen. Die Grünen und Teile der CDU versuchen ebenfalls, die Schuldenbremse des Grundgesetzes zu manipulieren. Das schließe ich auch aus. Am Ende würde das Geld entgegen den Behauptungen in den Konsum fließen. Es wäre auch ein fatales Signal für Europa. Die Schuldenkrise vor zehn Jahren sollte Lehre genug sein.

Der neue CDU-Vorsitzende Armin Laschet hat das Wahlziel 35 plus x für die Union festgelegt. Was vertrauen Sie der FDP?

Wir wollen so stark werden, dass Schwarz-Grün nicht automatisch zur nächsten großen Koalition wird. Die FDP muss wieder zweistellig sein. Das ist machbar, weil wir zu Beginn dieses Wahljahres besser sind als zu Beginn des Wahljahres 2017.

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