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Entschärfung von Fliegerbomben im Tagebau Vereinigtes Schleenhain: Evakuierung in Neukieritzsch/Lippendorf geplant

Neukieritzsch/Lippendorf bereitet sich auf Bombenentschärfung vor

Neukieritzsch/Lippendorf. Die Gemeinde Neukieritzsch (Landkreis Leipzig) und das Bergbauunternehmen Mibrag bereiten sich auf die Entschärfung von zwei Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg im Tagebau Vereinigtes Schleenhain vor. Aktuell werden Vorkehrungen für den 14. September getroffen.

Im Augenblick ist noch nicht klar, ob es sich bei den Objekten, die im Vorfeld des Abbaufeldes Peres verdeckt in der Erde liegen, tatsächlich um Bomben handelt. Trotzdem organisieren die Gemeinde und die Mibrag die Evakuierung der Einwohnerinnen und Einwohner des Ortsteiles Lippendorf, der sich im vorsorglich festgelegten Sperrkreis befindet.

Es könnte auch ein eisenhaltiger Stein sein

Bevor die Bagger zugreifen, lässt die Mibrag die oberen Schichten des Erdreiches auf Kampfmittel untersuchen. Denn je näher der Tagebau an den Chemiestandort Böhlen heranrückt, um so größer wird die Wahrscheinlichkeit, Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg zu finden, die von Angriffen auf die Chemiewerke übrig geblieben sind.

Im aktuellen Fall spricht die Mibrag von zwei Verdachtsfällen. Die Sensorik für die Bodenuntersuchung reagiert allerdings auf alles Metallische. Sogar ein großer Findling mit hohem Eisenanteil kann als Treffer angezeigt werden. Am 14. September sollen die beiden unbekannten Körper freigelegt werden.

Das übernimmt zunächst eine von der Mibrag beauftragte Spezialfirma. Doch auch Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, sagt Mibrag-Sprecher Sebastian Exner, werden von Anfang an vor Ort sein. Sollten sich die Verdachtsfälle als noch scharfe Bomben herausstellen, würden die Experten der Spezialeinheit der sächsischen Polizei diese entschärfen.

Parkarena steht als Notunterkunft bereit

Für den Fall ist bereits vorsorglich ein Sperrkreis mit einem Radius von 1000 Metern gebildet worden. In dem befinden sich der Ort Lippendorf sowie Zufahrtsstraßen zu und Teile von Unternehmen. Den Ort Lippendorf will die Gemeindeverwaltung auf jeden Fall evakuieren.

Der Beginn der Evakuierung ist für 9.30 Uhr vorgesehen. Zu dieser Zeit dürften an dem Donnerstag viele der rund 130 Einwohnerinnen und Einwohner bei der Arbeit oder in der Schule sein. Ab dieser Zeit wird in Neukieritzsch die Parkarena in der Badstraße als Notunterkunft zur Verfügung stehen. Eine zentrale Anlaufstelle und das Lagezentrum werden in der Feuerwehr Neukieritzsch in der Leipziger Straße eingerichtet.

Für Menschen, die den Ort nicht mit eigenen Fahrzeugen verlassen können oder wollen, wird ebenfalls ab 9.30 Uhr ein Shuttle-Service angeboten. Die Fahrzeuge werden ab 9.30 Uhr am Mehrzweckgebäude „Deutschlandhalle“ in Lippendorf bereitstehen.

Kurze Umfahrung für Staatsstraße wird vorbereitet

Während Neukieritzsch die Bewohner des Ortsteils auf jeden Fall evakuieren will, soll die durch den Ort führende Staatsstraße 71 nur dann gesperrt werden, wenn sich die Verdachtsfälle wirklich als Bomben entpuppen. Auf der Straße liegen derzeit drei Umleitungen, weswegen deutlich mehr Fahrzeuge als üblich unterwegs sind.

Für die Dauer einer möglichen Entschärfung wird deswegen nur eine kurze, örtliche Umfahrung ausgewiesen. Die führt durch das Industriegebiet und hinter dem Braunkohlekraftwerk entlang. Das befindet sich mit Parkplatz, Zufahrt und einigen Gebäuden auf der Vorderseite selbst im 1000-Meter-Sperrkreis.

Kraftwerk läuft auch bei Evakuierung weiter

„Wir sind vorbereitet, haben ein abgestimmtes Evakuierungskonzept mit der Mibrag“, informiert Jens Löffel, Prozessmanager im Kraftwerk. Sollte es zu einer Bombenentschärfung kommen, sagt er der LVZ, werde das Werk evakuiert. Eine Notbelegschaft würde dann aus gesicherten Räumen heraus die Stromproduktion überwachen.

Auch das Gelände von Air Liquid, wo unter anderem Gase in großen Behältern lagern, liegt im Sperrkreis. Hier wird ebenfalls die Evakuierung vorbereitet, sagte ein leitender Mitarbeiter. Die Behälter seien nicht gefährdet.

Der jetzige Sperrkreis mit 1000-Meter-Radius basiert auf Erfahrungswerten von den bisher im Tagebau gefundenen Blindgängern. Sollte eine der Bomben eine deutlich höhere Sprengkraft haben, würden durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst neue Entscheidungen getroffen. Die endgültige Sicherheit, was auf der Tagebauoberfläche im Boden liegt, wird es erst am Vormittag des 14. September geben, wenn die Fundorte aufgegraben werden.

LVZ

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