In Leipzig erlebte der Literaturabend am Mittwoch eine besondere Würdigung durch den bekannten Schriftsteller Clemens Meyer. Der Autor stellte sein neues Meisterwerk „Die Projektoren“ vor, ein monumentales Werk von über 1.000 Seiten, an dem er mehrere Jahre geschrieben hat. Die Buchpremiere fand im Literaturhaus seiner Heimatstadt statt, wo Meyer vor einem neugierigen Publikum seine Ideen und Inspirationen teilte.
Meyer, der als einer der bemerkenswertesten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur gilt, gab einen tiefen Einblick in den Entstehungsprozess seines Romans. Mit Humor erzählte er, wie ihm selbst die besten Ideen manchmal an ungewöhnlichen Orten kommen: „Ich saß auf dem Deckel und wollte mich gerade vorbereiten – und da kam mir die Idee“, beschrieb er unter dem Gelächter der Zuhörer, wie Geistesblitze selbst während seiner Toilettenbesuche ihn überkamen.
Einblick in die Handlung und Themen
Die Erzählung beginnt in einer historischen Heil- und Pflegeanstalt in Leipzig, die es wirklich gab. Von dort aus entfaltet sich eine Erzählung, die in verschiedene Zeit- und Handlungsebenen eintaucht. Der Leser wird von der deutschen Wehrmacht während des Balkanfeldzugs bis zu den Jugoslawien-Kriegen in den 1990er Jahren geführt, und auch die düstere Präsenz von Neonazis aus Dortmund wird thematisiert. Meyer nutzt eine Montageform, um verschiedene Geschichten und Perspektiven zu vermischen und eine komplexe und vielschichtige Erzählung zu schaffen, die gewagte Themen der europäischen Geschichte beleuchtet.
Meyer bezieht sich auf literarische Vorbilder wie William Faulkner und James Joyce. Auch Karl May steht als Inspirationsquelle im Raum; Meyer teilt die Anekdote, dass er von seinem Begrüßungsgeld damals 20 Bücher von May gekauft hat. Im Roman selbst erscheint Karl May als „Dr. May“, was ein weiteres Verbindungsglied zwischen Myers Biografie und seiner literarischen Schöpfung darstellt.
Der Cowboy ist eine der Hauptfiguren des Romans und durchlebt derart vielschichtige Erfahrungen, dass der Krieg, der viele Männer in ideologische Abenteuer zieht, als zentrales Thema des Romans hervorsticht. Meyer beschreibt diese Figur als einen „Meldegänger“ bei den Tito-Partisanen, der nach dem Krieg auf die Gefängnisinsel „Titos Hawaii“ verbannt wird.
Ein Werk von enormer Bedeutung
Die Buchpremiere war nicht nur ein weiterer Meilenstein in Meyers Karriere, sondern unterstreicht auch die Relevanz seines Schaffens in der deutschen Literatur. Sein Werk hat die kritische Anerkennung gefunden und ist sogar für den Deutschen Buchpreis nominiert. Der MDR KULTUR-Kritiker Nils Kahlefendt hebt hervor, dass Meyer mit „Die Projektoren“ einen sprachgewaltigen Roman-Koloss geschaffen hat. Das Werk schafft es, mit einem einzigartigen Erzählstil und tiefgründigen Themen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur einen bedeutenden Platz einzunehmen.
Meyer selbst reflektiert über den langen Prozess der Buchentstehung mit den Worten: „Das Buch hat mein ganzes Leben bestimmt – über mehrere Jahre.“ Diese Offenheit führt zu einem größeren Verständnis für die Herausforderungen und Freuden, die samt der Schaffenszeit einhergingen. Trotz gesundheitlicher und psychischer Belastungen ist es Meyer Schlusendlich gelungen, das Werk zu vollenden und so ein beeindruckendes Kapitel seiner Schaffensbiografie zu schreiben.
– NAG