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Volle Züge und Personalmangel: Der Regionalverkehr in Dresden und Leipzig stößt an seine Grenzen

##Vom Erfolg überrollt: Das Deutschlandticket sorgt für volle Züge

In den Ballungsräumen Dresden und Leipzig stoßen Regionalzüge im Berufsverkehr oft an ihre Kapazitätsgrenzen. Zugleich haben Eisenbahnunternehmen weiterhin mit Personalmangel und Wartungsstau in den Werkstätten zu kämpfen, allen voran die Deutsche Bahn AG. Ein schnelles Ende der Misere zeichnet sich nicht ab, wohl aber Entspannung beispielsweise bei der Mitteldeutschen S-Bahn.

Eigentlich sollte es eine ganz normale Dienstreise von Leipzig nach Dresden werden. Was zwei MDR-Nutzer allerdings Ende August erlebt haben, war eher eine Tortur: „Wir wollten an einem Dienstag um 16 Uhr mit dem RE50 von Leipzig nach Dresden fahren. Der Bahnsteig war schon vor Eintreffen des Zuges brechend voll“, berichtet der erfahrene und überzeugte Bahnkunde.

Der Zug bestand aus zwei zusammengekuppelten dreiteiligen Talent-Triebwagen – geplant war eigentlich eine Kombination aus einem fünf- und einem dreiteiligen Triebwagen, wie der Vielfahrer weiß. In überfüllten Zügen quetschen sich die Passagiere. „Die vielen Menschen haben eigentlich nicht vernünftig in den Zug hineingepasst“, beklagt der Reisende. Mitunter hätten sich drei Menschen auf zwei Sitze gequetscht. „Die Gänge waren alle brechend voll und in den Türbereichen haben sich die letzten Fahrgäste noch so reingequetscht, dass die Türen gerade schlossen.“ Etliche Pendler gaben aber auf und blieben freiwillig am Bahnsteig zurück.

Beim Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), der gemeinsam mit dem Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) den Regionalverkehr auf der Strecke Leipzig – Dresden bestellt, sind die gut gefüllten Züge bekannt. Ein Sprecher sagte aber, man wisse bislang nichts davon, dass Menschen wegen überfüllter Züge zurückbleiben mussten. Insbesondere dann, wenn zu kurze Züge fahren, müssen sich Reisende in Gänge quetschen oder kommen gar nicht mehr mit. Gemeinsam mit der Deutschen Bahn werte man die Auslastung der Züge regelmäßig aus. In der Folge sei die Anzahl der Fahrten mit zwei gekuppelten Triebwagen bereits erhöht worden.

Laut VVO-Sprecher haben sich die Fahrgastzahlen in den Zügen der Regionalexpress-Linie zwischen Dresden und Leipzig deutlich erhöht. Er nennt als Beispiel den Vergleich zwischen Mai 2023 und Mai 2019: Im ersten Monat des Deutschlandtickets waren 50 Prozent mehr Fahrgäste auf der Linie unterwegs als im Vor-Corona-Mai. Rund 400.000 Fahrgäste nutzten demnach im Mai 2023 die Verbindung zwischen den beiden sächsischen Großstädten. Der ZVNL konnte eine Anfrage von MDR SACHSEN innerhalb von sechs Tagen nicht beantworten. Es sei nur der Geschäftsführer Bernd Irrgang befugt, Antworten auf Anfragen freizugeben, hieß es auf mehrfache Nachfrage. Irrgang sei derzeit aber nicht im Dienst.

Einige Bahnunternehmen berichteten von 20 bis 25 Prozent mehr Nachfrage seit Einführung des Deutschlandtickets. „Wir sehen uns daher bestätigt in unserer Forderung an die politischen Entscheider bei Bund und Ländern, nicht nur ein Deutschlandticket weiter zu finanzieren sondern vor Allem auch das Angebot zu ertüchtigen, auszubauen und die dafür notwendigen finanziellen Mittel dauerhaft bereitzustellen“, so die MDV-Sprecherin.

Die Deutsche Bahn meldet Entspannung bei der S-Bahn in Leipzig, jedoch widersprechen Reisende dem. Aufgrund vieler defekter Züge und eines leicht erhöhten Krankenstandes in der Werkstatt war es zu vorübergehenden Ausfällen und Einschränkungen insbesondere auf den Linien S1 und S10 gekommen. Teilweise fahren kürzere Züge. Bei der S-Bahn in Leipzig sollen wieder mehr Triebwagen verfügbar sein und damit weniger Züge ausfallen. „Die Schäden an den Zügen betreffen beispielsweise den Antrieb oder die Klimaanlagen, sowie gerissene Frontscheiben, die durch starke Temperaturschwankungen entstanden sind“, so eine Bahnsprecherin. Die Beschäftigten in den Werkstätten arbeiteten „mit Hochdruck an der Beseitigung der Schäden. Die personelle Lage habe sich „stabilisiert und die Arbeiten können wieder in voller Besetzung erfolgen“. Die Sprecherin: „Ein Großteil der Fahrten der S10 sind in der nächsten Woche wieder möglich.“ Ein Nutzerin des MDR widerspricht den Angaben der Bahnsprecherin und verweist auf vier in Folge ausgefallene S-Bahnen am Sonntagvormittag. Die Frau wollte von Stötteritz nach Grünau fahren. Auch am Montagnachmittag waren einzelne Fahrten, unter anderem auf der S1 und der S2, als gestrichen gemeldet.

Rund um Dresden kommt es laut VVO weiterhin zu Einschränkungen im Zugangebot der Deutschen Bahn wegen fehlenden Personals. Laut VVO-Sprecher nennt die Deutsche Bahn keinen Termin, ab wann wieder regulär die bestellten Fahrten auch angeboten werden. Bedingt durch die hohe Nutzung des Deutschlandtickets müssen Fahrgäste zudem auf den RE-Linien des Trilex zwischen Dresden und Görlitz sowie Zittau und auf der S8 zwischen Dresden und Kamenz mit vollen Triebwagen rechnen.

++Dieser Artikel basiert auf Informationen von MDR SACHSEN vom 05. September 2023, 13:39 Uhr. Weitere aktuelle Nachrichten finden Sie jederzeit auf mdr.de und in der MDR Aktuell App.++

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