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Verhaftung nach Razzia: Crystal Meth, Cannabis-Plantage und Waffen in Colditz entdeckt

Wer sind die Tatverdächtigen?

Der 66-jährige Ralf N. und seine Söhne, Uwe und Andreas, werden beschuldigt, in Colditz in den Drogenhandel verwickelt zu sein. Die Familie war in der Stadt bekannt für ihre Nobelfahrzeuge, darunter auch ein Lamborghini. Doch hinter dem Protzen steckte eine Machtdemonstration. Denn in Colditz hatte sich nach der Jahrtausendwende eine militante Neonazi-Szene gebildet, die gewaltsam gegen Kritiker vorging. Inmitten dieser Szene agierten Ralf, Uwe und Andreas N. und ihr Holzhandel wurde zu einem Treffpunkt für die rechtsextremen Aktivitäten.

Wann wird es einen Prozess geben?

Den Tatverdächtigen Ralf, Uwe und Andreas N. wird bandenmäßiger Drogenhandel vorgeworfen. Sie sollen Crystal Meth und Marihuana nach Deutschland geschmuggelt und verkauft haben. Das Landgericht Leipzig hat die Anklage zugelassen und der erste Prozesstag ist für den 26. September angesetzt. Weitere Verhandlungstermine sind bis in den November geplant.

Warum beschäftigt sich die Landespolitik mit dem Fall?

Experten und Innenpolitiker sind überzeugt, dass es sich in Colditz um eine etablierte Struktur rechtsextremer Kriminalität handelt. Ähnliche Verbindungen gab es auch schon in anderen Regionen, beispielsweise in Thüringen. Dort endete kürzlich der Prozess gegen die Gruppierung „Turonen“ mit hohen Haftstrafen. Die Frage, warum die Familie N. nicht bereits früher gestoppt werden konnte, ist daher von besonderem Interesse. Vor ihrer Verhaftung wurden bereits 424 Anzeigen gegen sie erstattet, darunter auch wegen Fahrens ohne Führerschein und eines Falls schwerer Körperverletzung, der allerdings nur mit einer Bewährungsstrafe geahndet wurde. Zusätzlich wird untersucht, inwiefern Bedrohungen und Einschüchterungsversuche gegenüber Polizei und Stadtverwaltung Erfolg hatten. Der Innenausschuss des sächsischen Landtags beschäftigt sich intensiv mit diesen Fragen.

Wie bewerten die Sicherheitsbehörden den Fall?

Das Innenministerium äußert sich zurückhaltend und möchte einer Entscheidung des Gerichts nicht vorgreifen. Innenminister Armin Schuster (CDU) weicht einer klaren Antwort aus und verweist lediglich auf die Anzahl der Anzeigen und die damit verbundene Ermittlungsarbeit der Polizei. Allerdings spricht Leipzigs Polizeipräsident René Demmler offen über das offensichtlich beschädigte Vertrauen der regionalen Bevölkerung in verantwortliche Institutionen. Er sieht es als seine und die Aufgabe der Beamten vor Ort an, dieses Vertrauen wiederherzustellen.

Wie ist jetzt die Lage in Colditz?

Ralf N. und seine Söhne sind zwar aus dem Stadtbild verschwunden, aber diejenigen, die unter der Gewalt der Familie N. gelitten haben, trauen sich nicht offen über ihre Erfahrungen zu sprechen. Ein Grund dafür ist, dass die Unterstützer der Familie N. immer noch in der Stadt leben. Bürgermeister Robert Zillmann, der keiner Partei angehört, verweist zwar auf positive Entwicklungen in der Stadt, vor allem im Bereich der Kinder- und Jugendbeteiligung. Zum Beispiel gibt es seit diesem Jahr das „Go-Team“, ein Projekt bei dem Kinder und Jugendliche Müll sammeln und sich mit der NS-Vergangenheit der Stadt auseinandersetzen. Doch am 18. Mai kam es zu einem brutalen Angriff auf engagierte Bürger und Betreuer, der an die Vergangenheit erinnerte.

Quelle: LVZ

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