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Pionierin des Frauensports: Lina Radke – eine vergessene Athletin aus Torgau

Erinnerung an die vergessene Olympiasiegerin Lina Radke

Torgau. Karoline Radke-Batschauer, besser bekannt als Lina Radke, war eine bemerkenswerte Sportlerin, die zwölf Jahre lang in Torgau lebte. Sie errang große sportliche Erfolge und war eine Pionierin des Frauensports. Besonders hervorzuheben ist ihr Triumph als Olympiasiegerin im 800-Meter-Lauf bei den Sommerspielen 1928 in Amsterdam. Anlässlich ihres 120. Geburtstages am 18. Oktober hält Dr. Wolf Dietrich Junghanns einen Vortrag über die fast vergessene Athletin.

Junghanns, ein renommierter Sport- und Kulturhistoriker, ist an der Universität Stanford in Kalifornien tätig und arbeitet auch in Kooperation mit der FU Berlin. Neben Lina Radkes sportlicher Laufbahn wird er auch das Wirken ihres Ehemannes Georg Radke beleuchten, der maßgeblich an der Gründung des Torgauer Teiche-Laufs beteiligt war. Die Veranstaltung, organisiert vom Torgauer Geschichtsverein, findet am Mittwoch, den 18. Oktober um 19 Uhr im Rathaus statt. Im Rahmen des Vortrags wird auch ein historischer Olympiafilm präsentiert.

Lina Radke erzielte bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam eine Weltrekordzeit von 2:16,8 Minuten im 800-Meter-Lauf (der aktuelle Weltrekord liegt bei 1:53,28 Minuten). Damit gewann sie nicht nur die erste Goldmedaille für deutsche Leichtathleten, sondern auch die erste für deutsche Frauen seit der Gründung der Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahr 1896. Sie war zudem mehrfache Deutsche Meisterin.

Der schwierige Weg für Frauen im sportlichen Wettkampf

Die Sportlerin, die am 18. Oktober 1903 als Karoline Batschauer in Karlsruhe geboren wurde, lebte von 1927 bis etwa 1945 in Breslau, wo ihr Mann Georg als Schneidermeister arbeitete. Nach ihrer Flucht als Heimatvertriebene gelangte sie zunächst nach Sömmerda und zog später mit ihrer Familie, einschließlich ihres Sohnes Norbert (1937-2002), nach Torgau um. Vor dem Bau der Berliner Mauer verließen die Radkes im Juli 1961 die DDR und zogen nach Karlsruhe. Dort verstarb die einstige erfolgreiche Läuferin am 14. Februar 1983. Lange Zeit waren sie und ihre Erfolge in der Öffentlichkeit, in Ost und West gleichermaßen, weitgehend vergessen. Immerhin beschloss der Stadtrat in Karlsruhe im Jahr 2021, eine Sporthalle nach ihr zu benennen.

Der Vortrag zum 120. Geburtstag von Karoline Radke widmet sich der Bedeutung und den gravierenden Folgen des Amsterdamer Olympialaufs. In den 1920er- und 1930er-Jahren gab es erbitterte Auseinandersetzungen darüber, ob Frauen für den Wettkampfsport physisch geeignet seien. Nach 1928 wurden sogar alle Distanzen über 100 Meter für Frauen gestrichen. Erst 1960 wurde der 800-Meter-Lauf von Frauen wieder olympisch.

Georg Radke – Einfluss auf den Laufsport und die DDR-Leichtathletik

Der Referent Junghanns wird außerdem die Torgauer Jahre der Sportlerin beleuchten und dabei auch die Verdienste ihres Ehemannes Georg Radke (1900-1993) hervorheben. Georg Radke war als ehrenamtlicher Trainer, Organisator und Journalist von großer Bedeutung für den Laufsport in Torgau sowie für die DDR-Leichtathletik. Ohne sein Engagement hätte es möglicherweise keine Gründung des Torgauer Zwei-Meilen-Laufs, später bekannt als Teiche-Lauf, im Jahr 1949 gegeben. Zudem trainierte er gemeinsam mit Elli Sudrow die erste DDR-Meisterin über die 800-Meter-Strecke im Jahr 1951.

Die Veranstaltung am 18. Oktober bietet somit die Möglichkeit, mehr über die beeindruckenden sportlichen Leistungen von Lina Radke zu erfahren und ihren Beitrag zur Frauen- und Sportgeschichte zu würdigen.

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