Ost-West-Paar feiert Einheit: 70 Jahre Lebensgeschichte am Grünen Band
Rüdiger Baege reflektiert über seine Erlebnisse in Ost und West und die Bedeutung des Grünen Bandes kurz vor seinem 70. Geburtstag.

Ost-West-Paar feiert Einheit: 70 Jahre Lebensgeschichte am Grünen Band
Am 3. Oktober 2025 hat sich das Paar Rüdiger und Hiltrud Baege anlässlich des Nationalfeiertags der DDR auf eine ganz besondere Reise zurück in die Vergangenheit begeben. Rüdiger feiert am 7. Oktober seinen 70. Geburtstag und reflektiert über ein Leben, das zu gleichen Teilen in der DDR und im Westen verbracht wurde. Seit ihrer Ehe im Jahr 1983 haben die beiden eine einzigartige 1394 Kilometer lange Wanderung entlang des Grünen Bandes, der ehemaligen innerdeutschen Grenze, unternommen.
Für die Baege ist das Grüne Band nicht nur ein geographischer Ort, sondern auch Teil ihrer persönlichen Geschichte. Auf ihrem Weg begegneten sie vielen wichtigen Orten, darunter das einstige „Klein-Berlin“ Mödlareuth und der NATO-Beobachtungsstützpunkt Point Alpha. Gedenkstätten und Erinnerungsorte nehmen einen bedeutenden Platz in ihrem Leben ein. Rüdiger hat zahlreiche dieser Stätten fotografiert, um die Erinnerung an die Teilung Deutschlands wachzuhalten.
Persönliche Geschichten der Teilung
Rüdiger, der ursprünglich aus Halle stammt, erinnert sich an die Schwierigkeiten, die seine Familie während der Teilung erlebte. Sein Bruder stellte 1976 einen Ausreiseantrag und durfte erst vier Jahre später in den Westen reisen. Zur eigenen Hochzeit konnten die Angehörigen des Bruders aufgrund einer Stasi-Liste nicht erscheinen. Diese individuellen Geschichten der Trennung sind für das Paar von großer Bedeutung und haben ihre Sicht auf die deutsche Einheit geprägt.
Die Wende 1989 brachte eine Erleichterung, doch der Weg zur neuen Realität verlief nicht ohne Hürden. Rüdigers Firma wurde verkauft, was zu einem massiven Arbeitsplatzverlust für viele seiner ehemaligen Kollegen führte. Auch für ihn selbst war es eine Herausforderung, im Osten einen neuen Job zu finden, was letztlich seine Familie 1994 dazu veranlasste, in den Westen zu ziehen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kinder bereits 11, 13 und 15 Jahre alt.
Das Grüne Band und seine Bedeutung
Das Grüne Band ist nicht nur ein Wanderweg, sondern auch der größte Biotopverbund Deutschlands. Ab 2024 wird es auf der deutschen Vorschlagsliste für das UNESCO-Welterbe stehen. Diese Auszeichnung könnte das Bewusstsein für die Geschichte des Ortes erheblich stärken. Um die Bedeutung des ehemaligen Todesstreifens als Lebenslinie der Natur zu vermitteln, wurde die App „Das Grüne Band – Vom Todesstreifen zur Lebenslinie“ von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ins Leben gerufen. Sie wurde am 25. September 2025 veröffentlicht und bietet umfassende Informationen zu 900 Orten entlang der 1.378 Kilometer langen Grenze.
Diese Anwendung dient als interaktiver Reiseführer und Bildungsangebot. Nutzer finden digitale Karten, 2.500 Fotos, Archivmaterial sowie hörbare Informationstexte zu Themen wie der friedlichen Revolution und den Zwangsumsiedlungen in der DDR. Auch thematische Routen sind für Wanderer und Radfahrer verfügbar. Die Entwicklung der App ist das Resultat einer Zusammenarbeit zahlreicher Institutionen aus verschiedenen Bundesländern und Forschungsinstitutionen der FU Berlin.
Rüdiger und Hiltrud Baege sind überzeugt, dass persönliche Begegnungen helfen können, Vorurteile abzubauen und das Verständnis für das Leben im anderen Teil Deutschlands zu fördern. „Es mangelt an Wissen über das Leben im anderen Teil Deutschlands“, betont Rüdiger Baege und fordert mehr Aufklärung und Offenheit von der Politik. Anlässlich ihres langen Weges entlang des Grünen Bandes bleibt die Botschaft der Baege deutlich: die Brücken zwischen Ost und West sind zu bauen – und das beginnt mit dem Verständnis füreinander.
Die App, die ab heute verfügbar ist, könnte hierbei eine wichtige Rolle spielen, da sie die Geschichte und Natur entlang der ehemaligen Grenze verdeutlicht und so das Bewusstsein für den Wert der Einheit fördert Blick.