Wasserknappheit in Leipzig: Sind die Neuseen wirklich schuld?

Wasserknappheit in Leipzig: Sind die Neuseen wirklich schuld?

Leipzig, Deutschland - Im Süden von Leipzig erstreckt sich eine einzigartige Seenlandschaft, die als Neuseenland bekannt ist. Zu den größeren Gewässern gehören der Zwenkauer, Cospudener, Markkleeberger und Störmthaler See. Diese Flächen entstehen aus gefluteten Restlöchern des ehemaligen Braunkohleabbaus. Während ein Hörer aus Leipzig die Frage aufwarf, ob die Seen für den geringen Niederschlag in der Region verantwortlich sind, stellt sich heraus, dass die Antwort komplexer ist als gedacht.

Laut MDR trifft es zu, dass Leipzig zu den trockensten Regionen in Deutschland zählt. Sebastian Balders vom Deutschen Wetterdienst betont, dass die Mittelgebirge in der Umgebung, darunter das Erzgebirge und der Thüringer Wald, Niederschläge aus Westen abhalten. Wetterdaten verdeutlichen, dass es zwar in den letzten fünf Jahren ein Niederschlagsdefizit gab, jedoch dieses nicht mit den Seen im Neuseenland in Verbindung gebracht werden kann. Andreas Marx, Hydro-Meteorologe am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, erklärt, dass die Seen lediglich das Mikroklima beeinflussen und keinen direkten Einfluss auf den Niederschlag haben.

Einblick in das Mikroklima

Die Nähe zu den Seen führt zu niedrigeren Temperaturen und einer höheren relativen Luftfeuchtigkeit, was allerdings nicht bedeutet, dass die Seen dem Regen „klauen“. Diese Annahme basiert oft auf menschlichen Wahrnehmungen, besonders während der Sommermonate, wenn es zu kleinräumigen Gewittern kommt, die gelegentlich eine falsche Vorstellung von der Regenverteilung schaffen.

Dennoch ist die Situation für Leipzig besorgniserregend. In den letzten Jahren herrschte große Trockenheit in der Region. Daten zeigen, dass der durchschnittliche Niederschlag im Jahr 2021 deutlich unter dem Vergleichszeitraum lag. Gemäß L-IZ entspricht das Niederschlagsdefizit der letzten fünf Jahre netto etwa zwei Jahren. Diese Trockenheit hat bereits deutliche Auswirkungen auf Flora und Fauna sowie auf die Stadtplanung. Die Tagebaurestlöcher müssen mit Wasser geflutet werden, um die Böschungen zu stabilisieren. Ein Beispiel ist der Zwenkauer See, der mit hohen Sulfatwerten kämpft und daher als sauer gilt.

Wasserwirtschaft im Umbruch

Die Entnahme von Wasser aus der Elster zur Stabilisierung des Zwenkauer Sees ist nur gestattet, wenn der Flussdurchfluss über 6 m³/sec liegt. Sinkende Wasserspiegel in den Seen erhöhen den Sulfatgehalt und somit auch die Wasserproblematik. Die LMBV plant, die Tagebaurestlöcher basierend auf den hydrologischen Zuständen des 20. Jahrhunderts zu verarbeiten, was sich in Anbetracht des Wandels der Niederschlagsmengen als problematisch erweisen könnte.

Zusätzlich ist der geplante rasche Ausstieg aus dem Tagebau in Sachsen eine Herausforderung, da dadurch die Verfügbarkeit von Wasser in der Region weiter eingeschränkt werden könnte. Ein Umdenken in der Wasserwirtschaft wird als notwendig erachtet, um die Qualität der Wasserressourcen zu sichern. Der Blick in die Zukunft ist düster: In etwa 20 Jahren könnte Leipzig zwar noch über Wälder verfügen, aber der Auwald könnte der Vergangenheit angehören. Dies könnte all jene betreffen, die auf die einzigartige Natur der Region angewiesen sind.

Details
OrtLeipzig, Deutschland
Quellen

Kommentare (0)