Görlitz bangt um Straßenbahnen: Heiterblick pleite – was jetzt?
Die Insolvenz von Heiterblick bringt Unsicherheit für Görlitzs Straßenbahnprojekte. Politische und wirtschaftliche Konsequenzen im Fokus.

Görlitz bangt um Straßenbahnen: Heiterblick pleite – was jetzt?
Die zukünftige Lieferung von Straßenbahnen für Görlitz steht auf der Kippe, nachdem das Leipziger Unternehmen Heiterblick in ein Insolvenzverfahren geriet. Michael Kretschmer, der sächsische Ministerpräsident, äußerte heute Bedenken, dass das Unternehmen die bestellten Fahrzeuge noch liefern kann. Er empfahl eine Neuausschreibung der Straßenbahnen für die Stadt Görlitz, um den Fortgang des Projekts zu sichern. Heiterblick, ein Traditionsunternehmen in Leipzig, hatte zuvor gemeinsam mit Görlitz und anderen Städten wie Leipzig und Zwickau Straßenbahnen bestellt, um von günstigeren Preisen zu profitieren. Die Inbetriebnahme der ersten 24 Fahrzeuge ist bereits um etwa zwei Jahre verzögert worden, und Kretschmer schätzte, dass die Neuausschreibung insgesamt vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen könnte, was die Stadt in eine schwierige Lage bringt.
Die aktuelle Situation wird zusätzlich durch die vorläufigen Restriktionen in der Produktion im Alstom-Werk kompliziert. Dort wurde die Fertigung von Wagenkästen gestoppt, da zentrale Vertragsbestandteile von Heiterblick nicht erfüllt wurden. Alstom bestätigte, dass bis jetzt lediglich drei Wagenkästen übergeben werden konnten. Im Gegensatz zur Situation in Görlitz haben Städte wie Frankfurt/Oder, Cottbus und Brandenburg ihre Straßenbahnen bereits bei Skoda in Tschechien bestellt und sind somit nicht direkt von einem Komplettausfall betroffen. Allerdings gibt es auch in diesen Fällen juristische Auseinandersetzungen über gestiegene Produktionskosten.
Insolvenzverfahren und Solidarität
Die Insolvenz von Heiterblick begann Anfang April und betrifft rund 250 Beschäftigte, die in der Branche auf Unterstützung von Kollegen aus der Bahnindustrie zählen können. Eine Resolution, die bei der bundesweiten Branchentagung der IG Metall in Leipzig verabschiedet wurde, hebt die Bedeutung der Arbeitsplätze bei Heiterblick für die Mobilitätswende hervor. Die Entgelte der Beschäftigten sind für drei Monate durch die Bundesagentur für Arbeit abgesichert, jedoch fehlt den Angestellten eine Perspektive für die Zeit danach.
Michael Hecker, der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Leipzig, forderte alle Beteiligten, einschließlich der Politik, auf, ein zukunftsfähiges Konzept zur Sicherung der Produktion in Leipzig zu entwickeln. Der Wille, die Produktion von Straßenbahnen wieder aufzunehmen, ist auch in der Stadt Görlitz spürbar, wo der Landrat Stephan Meyer trotz der Schwierigkeiten optimistisch bleibt. Er sieht den politischen Willen für neue Straßenbahnen, auch wenn die Finanzierung durch mögliche Kostensteigerungen betroffen sein könnte. Die Geförderte Finanzierung, die bis 2038 läuft, gibt jedoch einen gewissen Spielraum.
Insgesamt zeigt die Situation um das Unternehmen Heiterblick und die damit verbundenen Straßenbahnen, wie komplex und herausfordernd die Realisierung von öffentlichen Verkehrswenden in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten ist. Alle Beteiligten hoffen auf eine zügige Klärung der Unsicherheiten und eine erfolgreiche Fortführung der Projekte.
Für weitere Informationen siehe auch die Artikel von Sächsische.de und igmetall-leipzig.de.