Gesundheitliche Folgen von SED-Unrecht: Warum ehemalige Opfer leiden

Gesundheitliche Folgen von SED-Unrecht: Warum ehemalige Opfer leiden
Leipzig, Deutschland - Psychische Störungen, Gesundheitsprobleme und gesellschaftliche Relevanz sind zentrale Themen in der aktuellen Forschung zu den Langzeitfolgen von SED-Unrecht. Eine umfassende Studie, durchgeführt an Universitätskliniken in Jena, Leipzig, Magdeburg und Rostock, hat signifikante Unterschiede im Gesundheitszustand ehemaliger Jugendwerkhofbewohner und politisch Inhaftierter im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung festgestellt. Wie MDR berichtet, leiden diese Personen häufig unter einer höheren Häufigkeit psychischer Störungen und körperlicher Erkrankungen, einschließlich Herz-Kreislauf-Problemen und Schmerzsyndromen.
Die Forschung zeigt, dass Zersetzungsopfer, die von den ständigen Überwachungen und staatlichen Repressionen der DDR betroffen waren, eine erhöhte Entzündungsneigung aufweisen. Diese Neigung könnte ein Indikator für die häufigeren gesundheitlichen Beschwerden sein, die sich über Jahrzehnte entwickelt haben. Die betroffenen Opfer berichten überwiegend von schlechten Erfahrungen, die sowohl im Beratungskontext als auch bei juristischen Begutachtungen bei Verwaltungsbehörden zu einem Gefühl des Infragestellens führen. Prof. Dr. Bernhard Strauß hebt hervor, dass viele Opfer das Gefühl haben, ihnen werde nicht geglaubt.
Gesellschaftliche Verantwortung zur Aufarbeitung
Die Aufarbeitung des in der DDR verübten Unrechts, insbesondere durch die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) und das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), bleibt eine gesellschaftliche Verpflichtung. Nach über 30 Jahren deutscher Einheit ist eine objektive Betrachtung dieser Themen unerlässlich. Aktuell erreichen viele Betroffene das Rentenalter und setzen sich intensiver mit ihrer Vergangenheit auseinander. Eine Initiative der letzten Bundesregierung forderte eine Vereinfachung der Anerkennung traumatischer Belastungen für DDR-Opfer.
In der Drucksache 19/10613 des Deutschen Bundestags wird ein Kompetenzzentrum gefordert, das sich auf die Begutachtung und Behandlung von Langzeitfolgen konzentriert. Der Bundestag genehmigte rund 2,4 Millionen Euro für ein dreijähriges Projekt zur gesundheitlichen Aufarbeitung, das im Juli 2021 gestartet ist. Zwischen dem 1. Juli 2021 und dem 30. Juni 2024 bearbeiten die vier Universitätskliniken zwölf Forschungsthemen, die darauf abzielen, die therapeutische Betreuung von SED-Opfern zu verbessern.
Vertiefte Forschung und Erkenntnisse
Im Rahmen dieser Forschungen wurden verschiedene Teilprojekte durchgeführt. Unter anderem untersuchte ein Projekt in Jena die organisierte Gewalt in der DDR, einschließlich Interviews mit Therapeuten und Betroffenen. Die psychosozialen Folgen von struktureller Gewalt sind gut dokumentiert. Ein Vergleich zwischen Zersetzungsopfern und nichttraumatisierten ehemaligen DDR-Bürgern ergab deutliche Unterschiede in der Krankheitslast, die schockierende 35 Jahre nach der Wende ein breites Spektrum an psychischen und körperlichen Beschwerden aufzeigen.
In Rostock wurde zudem nachgewiesen, dass die Prävalenzrate für psychische Störungen bei Zersetzungsopfern signifikant höher ist. Bei Untersuchungen ehemaliger DDR-Leistungssportler wurde festgestellt, dass bei 98 % der Sportler mindestens eine psychische Störung diagnostiziert wurde, wobei Angst- und depressive Störungen häufig vorkommen. Diese hohen Zahlen verdeutlichen die Relevanz der medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung dieser Gruppen und das Vorhandensein von viel Unwissenheit über den Umgang mit Unrechtsbetroffenen in den professionellen Bereichen.
Die Ergebnisse dieser Studien verdeutlichen die dringende Notwendigkeit zur weiteren Aufarbeitung der Langzeitfolgen des SED-Unrechts, um den betroffenen Personen die Anerkennung und die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie benötigen.
Details | |
---|---|
Ort | Leipzig, Deutschland |
Quellen |