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West-Nil-Virus breitet sich in Leipzig und Umgebung aus: Gefahr vor allem für Risikogruppen

West-Nil-Virus breitet sich zunehmend aus

Leipzig. Das West-Nil-Virus (WNV) hat sich inzwischen weltweit verbreitet und ist auch in Deutschland angekommen. Erstmals wurde es 2019 beim Menschen nachgewiesen, und seitdem wurden weitere Fälle gemeldet, vor allem in Ostdeutschland. Besonders betroffen ist derzeit die Region Leipzig-Halle.

Das WNV wird durch gewöhnliche Stechmücken übertragen und zirkuliert vor allem zwischen Vögeln und Mücken. Menschen und Pferde gelten als sogenannte Fehlwirte, können aber dennoch gefährliche Erkrankungen entwickeln.

Im Jahr 2020 wurden in Leipzig innerhalb weniger Wochen neun Menschen mit schwerem Verlauf am Uniklinikum behandelt. Dabei kam ein Patient leider ums Leben. Alle Fälle konnten auf Mückenstiche im Großraum Leipzig zurückgeführt werden. Dieses vermehrte Auftreten wurde während der Corona-Pandemie kaum öffentlich wahrgenommen.

Dennoch besteht kein Grund zur Panik, erklärt Professor Christoph Lübbert, Experte für Infektiologie und Tropenmedizin. Die meisten Infektionen verlaufen asymptomatisch, das heißt, die Betroffenen merken gar nichts von ihrer Infektion. Nur etwa 20 Prozent der Infizierten zeigen Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber oder Hautausschlag. Oft wird eine mögliche WNV-Infektion in den Arztpraxen nicht in Betracht gezogen, da die Krankheit selten ist.

Allerdings kann es bei einigen Patienten zu schweren Verläufen kommen, bei denen das zentrale Nervensystem, insbesondere das Gehirn und das Rückenmark, entzündet wird. Dies kann zu langfristigen Schäden wie Lähmungen oder Sprachstörungen führen und in seltenen Fällen sogar tödlich enden. Besonders gefährdet sind Menschen über 60 Jahre mit Vorerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem.

Aktuell gibt es in der Region Leipzig-Halle noch keine bekannten Erkrankungen beim Menschen. Ob es zu neuen Fällen kommt, hängt von der Witterung in den kommenden Wochen ab. Das West-Nil-Virus vermehrt sich und wird übertragbarer, wenn die Temperaturen steigen. Ein warmer Winter, ein feuchtes und warmes Frühjahr sowie ein tropischer Sommer begünstigen die Vermehrung der Mückenpopulation und den schnelleren Entwicklungszyklus des Virus.

Das West-Nil-Virus kann bei Vögeln nachgewiesen werden, die den Erreger entlang ihrer Zugrouten verbreiten. Vor allem in Leipzig bietet die regionale Landschaft mit dem Auwald und den vielen Gewässern ideale Bedingungen für Mückenbiotope, vermutet Professor Lübbert. Es wird erwartet, dass sich das Virus weiter in Deutschland ausbreitet, ähnlich wie in den USA. Dort gab es vor 1999 keine Fälle des Virus, bis es Ende 2022 in sämtlichen Bundesstaaten nachgewiesen wurde.

Derzeit gibt es kein Medikament zur Behandlung des West-Nil-Virus. Allerdings wurde am Leipziger Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie ein Impfstoff-Prototyp entwickelt, der noch auf finanzielle Unterstützung aus der Pharmaindustrie zur Durchführung von Zulassungsstudien wartet. Für Pferde wurden bereits drei Impfstoffe zugelassen. Bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffs wird Risikogruppen empfohlen, sich möglichst umfangreich vor Mückenstichen zu schützen.

Quelle: LVZ

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