Hotels sind leer, Flugzeuge bleiben am Boden. Kreuzfahrten werden abgesagt, aber auch das Geschäft mit der deutschen Reisemobil- und Campingautobranche läuft bei der Koronapandemie gut.
Zwar produzierten die Hersteller im Jahr 2020 fast 116.000 Fahrzeuge, 6,9 Prozent weniger Mobilheime und Wohnmobile als im Vorjahr. Laut Branchenverband CIVD war dies nicht auf einen Mangel an Käufern zurückzuführen.
Insbesondere die Nachfrage nach Reisemobilen ist enorm, berichtete CIVD-Präsident Hermann Pfaff in einer Online-Pressekonferenz. Der Produktionsstau, der durch vorübergehende Betriebsschließungen und gestörte Lieferketten im Frühjahr 2020 verursacht wurde, „konnte trotz Überstunden und zusätzlicher Arbeit nicht aufgeholt werden“. Das Ergebnis: Die Auftragsbücher für 2021 sind voll.
Der Handel mit Gebrauchtfahrzeugen ist stark gewachsen. Fast 165.000 Mobilheime und Wohnwagen haben den Besitzer gewechselt. „Die extrem starke Nachfrage übersteigt manchmal das Angebot“, sagte Pfaff. Dank des wachsenden Handels mit Gebrauchtfahrzeugen und des zunehmenden Verkaufs von Zubehör stieg der Gesamtumsatz der Branche im Jahr 2020 um 6 Prozent auf einen Rekordwert von 12,5 Milliarden Euro.
Die Lösungsmittelzielgruppe wächst
„Caravaning-Ferien sind in Pandemiezeiten besonders sicher“, sagt Pfaff als einer der Gründe, warum immer mehr Menschen mit ihren Betten, Badezimmern und Küchen reisen. Die Branche profitiert auch vom demografischen Wandel. „Die lösungsmittelhaltige und unternehmungslustige Zielgruppe 50 plus wächst kontinuierlich“, sagte der Leiter des Verbandes. Weil der Kauf eines Wohnmobils nicht gerade billig ist. Mitte letzten Jahres hat die CIVD den durchschnittlichen Neupreis eines solchen Eigenheims auf vier Rädern auf über 70.000 Euro festgelegt.
Auch mit Reisemobilvermietern läuft das Geschäft gut. Nach einer Welle von Stornierungen in der Frühjahrssperre nahmen die Reservierungen schnell wieder zu, berichtete der Geschäftsführer der Caravaning Trade Association, Oliver Waidelich. „Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage im Jahr 2021 weiter wachsen wird.“ Vermieter hatten mehr Buchungen für Frühling und Sommer als zur gleichen Zeit im letzten Jahr.
Deshalb waren die Campingplätze in Deutschland im Jahr 2020 gut gefüllt. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Übernachtungen laut Bundesverband der Campingbranche wahrscheinlich nur um 4 Prozent gesunken. Im Vergleich zur gesamten Beherbergungsbranche haben sich die Campingplätze gut geschlagen. Die Gäste aus Deutschland verzeichneten sogar ein Plus von 4 Prozent.
Pfaff, der Chef des Caravan-Verbandes, befürchtet, dass ein Mangel an Parkplätzen seine Branche bremsen könnte. Wenn die Zahl der Mobilheime und Wohnwagen weiterhin so schnell steigt, „besteht die Gefahr von Engpässen an Hotspots und in der Hochsaison“. Der Geschäftsführer des Campingverbandes, Christian Günther, versicherte: „In vielen Regionen sind die Kapazitäten noch lange nicht ausgeschöpft.“ Besonders außerhalb des Sommers und an Feiertagen gibt es viele freie Plätze. Außerdem würden neue Systeme hinzugefügt.
Hat Caravaning einen besseren CO2-Fußabdruck?
Und Pfaff bringt ein weiteres Argument für einen Urlaub mit einem Mobilheim vor. „Caravaning hat einen besseren CO2-Fußabdruck als viele andere Urlaubsformen.“ Dies dürfte aber kaum an den Motoren der Wohnmobile liegen. „Wohnmobile sehen grün aus“, sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Im Betrieb sind die Fahrzeuge jedoch „alles andere als grün“. Die CO2-Emissionen der im Dezember 2020 in Deutschland verkauften Mobilheime betrugen durchschnittlich 289 Gramm pro Kilometer. Dudenhöffer hat berechnet, dass dies mehr als doppelt so hoch ist wie der durchschnittliche Neuwagen. Die Anbieter von Wohnmobilen sollten daher schneller auf Elektromobilität umsteigen, entweder mit Plug-in-Hybriden oder vollelektrischen Fahrzeugen, sagte er.
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dpa