Jung: „Nach vier Jahren sind die alte Messe und der Wilhelm-Külz-Park wieder miteinander verbunden. Radfahrer und Fußgänger haben nun wieder eine direkte Verbindung über die Bahngleise. Die sachliche Gestaltung der neuen Brücke kommt mit einem Augenzwinkern: Die Der Bezug zur Stadtgeschichte wird nicht durch historisierende Elemente hergestellt, sondern in den Dimensionen der Brücke niedergeschrieben. Sie ist 18,13 Meter breit, angelehnt an die Leipziger Völkerschlacht 1813.“
Die ursprüngliche Messebrücke in Sichtweite des Völkerschlachtdenkmals überquerte die S-Bahn-Strecke und die Ferngleise der Deutschen Bahn und wurde ebenfalls 1912 für den Autoverkehr gebaut. Aufgrund des schlechten baulichen Zustands konnte er jedoch zuletzt nur noch von Radfahrern und Fußgängern genutzt werden. Letztlich war eine Sanierung wirtschaftlich nicht vertretbar, weshalb das denkmalgeschützte Gebäude 2016 abgerissen werden musste.
Der Neubau von April 2019 bis Mai 2021 basierte auf einem Entwurf des Architekturbüros Daab Nordheim Reutler, der als Sieger des Gestaltungswettbewerbs 2013 hervorging. Das Leipziger Büro für Brückenplanung König & Heunisch Planungsgesellschaft übertrug den Entwurf ins Finale Planung. Das Ergebnis ist eine integrale Konstruktion, die ohne Gelenke und Lager auskommt – und bei der die Wartungs- und Instandhaltungskosten auf ein Minimum reduziert werden können.
Die V-förmigen Brückenpfeiler wurden schräg angeordnet, so dass ein schlanker Überbau hinzugefügt werden konnte. Das Geländer der Brücke ist eine architektonisch gestaltete Stahlkonstruktion in Form eines gestreckten Bogens. Ein LED-Lichtband im oberen Bereich des Messegeländes beleuchtet die Brücke.
Eingerahmt wird die dreifeldrige Brücke einerseits von den Zu- und Abfahrtsrampen zum Messevorplatz und andererseits von der Zufahrt zum Wilhelm-Külz-Park. Aufgrund ihrer exponierten Lage mussten diese Flächen städtebaulich aufgewertet und denkmalpflegerische Aspekte berücksichtigt werden.
Der Vorplatz des denkmalgeschützten Wilhelm-Külz-Parks wurde in eine Asphaltfläche in Verlängerung der Brückenachse und zwei seitlich angrenzende parknahe Flächen mit einem unbefestigten, natursteingepflasterten Weg geteilt. Die sechsreihige Roteichenallee aus dem Park wurde in die Planung miteinbezogen und weitere Roteichen im historischen Pflanzraster neu gepflanzt. Die aufgeführten Ein- und Ausfahrten zum Messegelände, der sogenannte Stadtbalkon, wurden ebenfalls repariert. Der Stadtbalkon inklusive Treppenhaus wird ab 2024 von der Leipziger Entwicklungs- und Vermarktungsgesellschaft mbH zusammen mit der Mittelachse der Straße des 18. Oktober erneuert.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 10,7 Millionen Euro, wobei der Brückenbau mit Mitteln des Freistaates Sachsen in Höhe von knapp 7,1 Millionen Euro unterstützt wird.
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