
Neuausrichtung des Stadtverbands der Hörgeschädigten Leipzig e.V.: Ein wichtiger Schritt in der Gemeinschaftsarbeit
06.05.2025 – 11:23
Leipzig befindet sich im Umbruch: Der Stadtverband der Hörgeschädigten Leipzig e.V. (SVHGL) hat die Weichen für eine essentielle Neuausrichtung seines Angebots und seiner Dienstleistungen gestellt. Dieser Schritt kommt im Kontext eines Insolvenzverfahrens, das Anfang des Jahres für den Verband beantragt wurde, und ist sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance für die hörgeschädigte Gemeinschaft in der Stadt.
Die vorläufige Insolvenzverwalterin Sarah Müller von der Kanzlei Korn & Letzas ist dabei, die wirtschaftliche Lage zu analysieren und Sanierungsoptionen zu prüfen. „Es ist von größter Wichtigkeit, dass die soziale Beratungsstelle für hörgeschädigte Menschen und deren Angehörige, die seit dem 1. Mai 2025 unter einem neuen Träger, dem Berufsbildungswerk Leipzig (BBW), operiert, ihre wertvollen Dienste ohne Einschränkungen fortsetzen kann,“ betont Müller. Diese Beratungsstelle ist eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene und deren Familien.
Mit etwa 275 Mitgliedern, die sich aus verschiedenen Angehörigen der hörgeschädigten Gemeinschaft zusammensetzen, spielt der SVHGL eine zentrale Rolle in der Unterstützung und Information der Betroffenen. Die Mitgliedsvereine übernehmen wichtige Aufgaben, die die Integration und Aufklärung fördern. Trotz der aktuellen Einschränkungen sind die Mitglieder über den Stand der Sanierung und die nächsten Schritte umfassend informiert worden.
Ein bedeutender Aspekt der Neuausrichtung des SVHGL betrifft das sogenannte „Haus ohne Barrieren“. Dieses Gebäude, das spezifisch für die Bedürfnisse hörgeschädigter Menschen ausgebaut wurde, ist nicht nur Heimat des Verbands, sondern auch ein Ort der Begegnung und Unterstützung. „Die finanzielle Situation des Verbandes ist unter anderem auf unerwartete Sanierungskosten des Hauses zurückzuführen, die in der Vergangenheit entstanden sind,“ erläutert Rüdiger Bauch, einer der Berater des Verbands von der Kanzlei Schultze & Braun.
Die enge Zusammenarbeit unter den sechs Mitgliedsvereinen des SVHGL hat dazu beigetragen, ein starkes Netzwerk zur Unterstützung der Gehörlosen zu bilden. Für viele Betroffene ist das Haus ohne Barrieren der einzige zentrale Anlaufpunkt, um Informationen zu erhalten und sich auszutauschen. In der jüngsten Sitzung wurde ein Ziel definiert: Ab Juni 2025 sollen die laufenden Kosten durch die Einnahmen aus den Aktivitäten und dem Betrieb des Hauses gedeckt werden.
Die Herausforderungen, vor denen der SVHGL steht, sind nicht zu unterschätzen. „Wir arbeiten daran, dauerhafte Lösungen zu finden und sind dabei, Gespräche mit der Stadt Leipzig über mögliche finanzielle Hilfen zu führen,“ erklärt Gunter Przybylski, der erste Vorsitzende des SVHGL. Diese Gespräche sind entscheidend, um den Verband wirtschaftlich zu stabilisieren und seine wertvolle Arbeit fortzusetzen.
Die Bedeutung eines inklusiven Umfelds für Menschen mit Hörschädigungen kann nicht genug betont werden. Die SPD-Fraktion im Leipziger Stadtrat hat bereits Initiativen ergriffen, um das „Haus ohne Barrieren“ als Ort der Inklusion zu sichern. „Eine barrierefreie und gut gelegene Einrichtung wie diese sollte ein zentraler Ort für alle Verbände und Dienstleistungen im Bereich der Inklusion werden,“ argumentiert die Stadträtin Pia Heine.
Insgesamt zeigt sich, dass trotz der Herausforderungen im Insolvenzverfahren eine große Unterstützung aus der Gemeinschaft und den zuständigen Behörden vorhanden ist. Der SVHGL bleibt optimistisch, dass die notwendigen Schritte zur Sicherstellung der Dienstleistungen fortgesetzt werden können, um die hörgeschädigte Gemeinschaft in Leipzig wirksam zu unterstützen.