Rettung in Sicht? Ulrike Draesner kämpft für das Literaturinstitut Leipzig!

Rettung in Sicht? Ulrike Draesner kämpft für das Literaturinstitut Leipzig!

Karl-Tauchnitz-Straße 8, 04107 Leipzig, Deutschland - Das Deutsche Literaturinstitut Leipzig (DLL) wurde im Jahr 1995 als Nachfolger des ehemaligen Instituts für Literatur „Johannes R. Becher“ gegründet und ist seither ein wichtiger Ort für die Ausbildung angehender Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Die wichtige Verbindung zur Geschichte der deutschen Literatur zeigt sich nicht nur in der Tradition, sondern auch in der aktuellen Entwicklung des Instituts.

Ulrike Draesner, die 2018 die erste Professorin am DLL wurde, weist darauf hin, dass das Institut aktuell mit Kürzungen konfrontiert ist. Um den Betrieb sicherzustellen, wurde ein Förderverein mit dem Namen „Institutsgesellschaft“ ins Leben gerufen. Die wesentliche Aufgabe des DLL ist es, kreative und literarisch begabte Studierende auf ihrem Weg zu unterstützen und zu fördern. Angehende Autoren lernen in einer Atmosphäre, die sich in den letzten Jahren stark diversifiziert hat, von einer einmal als „Männerbetrieb“ geltenden Einrichtung hin zu einer von mehr weiblichen Professoren geprägten Lehranstalt.

Wandel und Themenvielfalt

Der Generationswechsel am DLL hat auch Auswirkungen auf die Themen, die in Bewerbungen und eingereichten Texten behandelt werden. Besonders häufig finden sich Inhalte, die sich mit Coming of Age, Dystopien sowie Gender-, Sex- und Identitätsfragen beschäftigen. Diese Wandlung spiegelt sich nicht nur in den Texten der Studierenden wider, sondern auch in den Programmen und Veranstaltungen des Instituts, die darauf abzielen, die Teilnehmenden zu kritischen Kompetenzen zu befähigen.

Das DLL befindet sich in der Villa Giesecke, einem Ort mit einer eigenständigen Geschichte. Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude unter anderem durch die Volkspolizei und die Stasi genutzt. Draesner hat eine Ausstellung ins Leben gerufen, die die Verbindung der Institution zur Stadtgeschichte und deren literarischen Erbe verdeutlicht.

Historische Wurzeln

Die historischen Wurzeln des DLL sind eng mit dem Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ verknüpft, das 1955 gegründet wurde. Es war das erste seiner Art in Westeuropa und hatte das Ziel, die ideologische und künstlerische Ausbildung von Schriftstellern zu fördern, inspiriert vom Moskauer Maxim-Gorki-Literaturinstitut. Der Hochschulstatus wurde 1958 erlangt und das Institut im folgenden Jahr nach Hans R. Becher benannt.

Von 1955 bis zur Auflösung im Jahr 1990 absolvierte eine Vielzahl von Studierenden das Studienprogramm. Geprägt von einer relativ offenen Atmosphäre wurden hier einige international anerkannte Autoren hervorgebracht. Die Einrichtung sammelte über die Jahre wertvolle Erfahrungen, darunter auch die berühmte illegale Lyrik-Lesung von 1968 am Elsterstausee, die zur Entdeckung des Schriftstellers Wolfgang Hilbig führte.

Im Jahr 1995 kam es zur Neugründung des DLL unter der Universität Leipzig, nachdem Studierende erfolgreich für eine Wiederbelebung des Instituts protestiert hatten. Das heutige Studienangebot umfasst Theorie- und Praxisseminare sowie kreative Werkstattseminare. Jährlich werden etwa 15 Bewerbungen angenommen, und die Studierenden haben die Möglichkeit, ihre Werke in der Anthologie „Tippgemeinschaft“ zu veröffentlichen.

Wo sich das DLL in den kommenden Jahren hin entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Die Zeichen stehen jedoch auf Veränderung und Anpassung, um den Herausforderungen der modernen Literatur zu begegnen und neue Talente zu fördern. Ein erster Schritt wurde durch die Gründung der „Institutsgesellschaft“ getan, die eine tragende Rolle in der Zukunft des Instituts spielen könnte.

Details
OrtKarl-Tauchnitz-Straße 8, 04107 Leipzig, Deutschland
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