Kirche im politischen Streit: Zwischen Rückzug und Verantwortung

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Bundestagspräsidentin Klöckner und Politiker diskutieren die politische Rolle der Kirche beim Kirchentag in Hannover am 24.10.2025.

Bundestagspräsidentin Klöckner und Politiker diskutieren die politische Rolle der Kirche beim Kirchentag in Hannover am 24.10.2025.
Bundestagspräsidentin Klöckner und Politiker diskutieren die politische Rolle der Kirche beim Kirchentag in Hannover am 24.10.2025.

Kirche im politischen Streit: Zwischen Rückzug und Verantwortung

Das Verhältnis von Kirche und Politik stand im Fokus einer Diskussion, die von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) angestoßen wurde. Klöckner fordert eine Zurückhaltung der Kirchen in der Tagespolitik und bemängelt, dass sich die Glaubensgemeinschaften zu Themen äußern, die nicht relevant genug sind, wie beispielsweise Verkehrsregeln. Diese Worte wurden im Rahmen eines Podcasts von Rundblick aufgegriffen, in dem auch Christian Calderone (CDU) und Michael Lühmann (Grüne) zu Wort kamen. Lühmann widerspricht Klöckner und betont, dass die Kirche politisch agieren sollte, um einen Schutzraum bieten zu können, was auf seinen Erfahrungen in der DDR basiert.

Lühmann hebt hervor, dass die Kirche eine zentrale Rolle während der Montagsdemonstrationen gegen das SED-Regime spielte. Er sieht es als notwendig an, dass die Kirche unbequem für alle politischen Seiten bleibt und sich mit relevanten gesellschaftlichen Debatten auseinandersetzt. Auch Calderone warnt davor, dass eine Überpolitizierung die Einzigartigkeit der Kirche verwässern könnte, betont jedoch gleichzeitig das Bedürfnis nach Demut in der politischen Auseinandersetzung.

Rolle der Kirche in der Gesellschaft

Die Diskussion rund um die politische Rolle der Kirche erstreckt sich über verschiedene Perspektiven. Anne Gidion von der evangelischen Kirche hebt hervor, dass es die Aufgabe der Kirche sei, wichtige gesellschaftliche Themen wie soziale Gerechtigkeit, Migration und Nachhaltigkeit in den politischen Diskurs einzubringen. Auch von Seiten der katholischen Kirche sieht Karl Jüsten die Erwartung, dass die Kirche zu bedeutenden Themen, wie dem Lebensschutz, Stellung nimmt.

In einem weiteren Austausch betont Christian Stäblein von der evangelischen Kirche, dass Kirchen nicht als bessere Politiker auftreten sollten, sondern vielmehr mahnen und ins Gewissen reden müssen. Die Ex-CDU-Bildungsministerin Annette Schavan führt aus, dass die Kirchen wichtige Gesprächspartner für politische Parteien darstellen, selbst wenn nicht immer eine Übereinstimmung in den Positionen besteht.

Kritik und Kontroversen

Der Dialog beleuchtet auch die Herausforderung, dass die Kirchen sich zu politischen Fragen äußern sollten, ohne sich in tagespolitische Themen zu verlieren. Kathrin Göring-Eckardt (Grüne) ruft dazu auf, dass Kirchen nicht als Werteagentur fungieren sollten. Das Motto des bevorstehenden Kirchentages „Bunt verbunden“ soll die Vielfalt des christlichen Bekenntnisses feiern und Räume für Begegnung und Verständigung bieten.

Insgesamt wird deutlich, dass das Verhältnis zwischen Kirche und Politik ein sensibles Thema ist. Während einige Politiker eine zurückhaltende Rolle der Kirche fordern, plädieren andere dafür, dass die Kirchen ihren Raum in gesellschaftlichen Debatten aktiv einnehmen. Das Gespräch um die politische Rolle der Kirche bleibt somit von Relevanz und wird auch im Kontext des bevorstehenden Kirchentages in Hannover weitergeführt, wo die Hotels nahezu ausgebucht sind und zahlreiche Veranstaltungen geplant sind.