Herausforderungen und Chancen der Gewebespende in Deutschland
01.01.2025 – 07:00
Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation gGmbH
Hannover (ots)
Die Gewebespende in Deutschland befindet sich in einem Wandel, der sowohl Herausforderungen als auch Fortschritte mit sich bringt. Im Jahr 2024 verzeichnete die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) einen Anstieg der Meldungen potenzieller Gewebespender, obwohl die Bereitschaft zur Spende insgesamt gesunken ist. Diese Entwicklung hebt die dringende Notwendigkeit hervor, mehr Bewusstsein in der Bevölkerung für das Thema Gewebespende zu schaffen.
Im Rahmen der Aktivitäten der DGFG wurden 55.691 Spendermeldungen aus über 300 medizinischen Einrichtungen erfasst. Trotz eines Rückgangs in der Zustimmungsquote – von 42,2 Prozent im Jahr 2022 auf 38,1 Prozent im Jahr 2024 – konnten 3.698 Gewebespenden realisiert werden. Dies bedeutete eine Versorgung für 8.340 Patient:innen mit wichtigen Gewebetransplantaten.
Spendenbereitschaft und Dokumentation von Wünschen
Ein zentrales Problem bleibt die Entscheidungsmüdigkeit unter den potenziellen Spender:innen. Nur etwa 30 Prozent haben ihren Wunsch zur Organspende und Gewebespende vor ihrem Tod klar dokumentiert. Diese Situation stellt Angehörige vor belastende Entscheidungen, da sie oft im Sinne des Verstorbenen handeln müssen. Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG, äußerte, dass eine Widerspruchslösung potenziell Veränderungen in dieser positiven Entwicklung bringen könnte. Eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz der Gewebespende ist nötig, um die Situation langfristig zu verbessern.
Besonderer Bedarf an Augenhornhauttransplantaten
In einer Zeit, in der immer mehr Menschen auf die Hilfe von Gewebetransplantaten angewiesen sind, bleibt die Augenhornhaut das am häufigsten gespendete Gewebe. Im Jahr 2024 spendeten 3.607 Personen ihre Augenhornhaut, was zu 5.470 durchgeführten Transplantationen führte. Gleichzeitig stehen jedoch noch über 2.800 Patient:innen auf der Warteliste, da die Nachfrage nach Augenhornhaut weiterhin hoch bleibt. Diese Transplantate sind für Menschen mit schweren Augenkrankheiten von entscheidender Bedeutung, da sie ihnen zu neuer Lebensqualität verhelfen können.
Herzklappen und die Bedeutung der Gewebespende
Die Versorgung mit Herzklappen ist ein weiterer kritischer Bereich, der durch den Rückgang der Gewebespende gefährdet ist. Nur 191 Herzklappen konnten aus Organspenden gewonnen werden, was die Anzahl der behandelten Patient:innen auf 167 reduzierte. Der Mangel an verfügbaren Herzklappen ist besonders besorgniserregend, da junge Patient:innen auf diese Gewebe angewiesen sind, um eine gesunde Entwicklung zu gewährleisten. Hier zeigt sich der hohe Bedarf an fortlaufenden Bemühungen zur Steigerung der Gewebespende, insbesondere bei Herz-Kreislauf-Verstorbenen.
Einführung des Organspende-Registers
Ein vielversprechender Fortschritt ist die Einführung des Organspende-Registers, das am 18. März 2024 seinen Betrieb aufgenommen hat. Mit der Datenspeicherung von rund 212.000 Bürger:innen wird es künftig einfacher, die Wünsche von Spender:innen zu berücksichtigen. Die rechtliche und technische Anbindung der Gewebeeinrichtungen ist für 2025 geplant, was die Gewebespende weiter unterstützen könnte.
Amnionmembran in der Wundversorgung
Ein weiterer Aspekt der Gewebespende ist die Verwendung der Amnionmembran, die sich als äußerst wirksam in der Wundversorgung erwiesen hat. Diese kann bei schwer-heilbaren Wunden oder als Hautersatz verwendet werden. Die Nachfrage nach Amniongewebe wird voraussichtlich in den kommenden Jahren weiter steigen, da immer mehr Mütter bereit sind, das Gewebe während einer geplanten Kaiserschnittgeburt zu spenden.
Angesichts der positiven Fortschritte und der Herausforderungen im Bereich der Gewebespende wird ein verstärkter Dialog in der Gesellschaft unerlässlich sein, um die Anzahl der Spender:innen zu erhöhen und somit eine größere Anzahl von Patient:innen helfen zu können. Die DGFG setzt sich weiterhin mit Nachdruck für die Aufklärung und Förderung von Gewebespenden ein.
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