Washington. Die Aufregung um die extreme Volatilität der Aktien des Videospielehändlers Gamestop und anderer Unternehmen auf dem US-Finanzmarkt hat endlich das politische Niveau erreicht. Der künftige Vorsitzende des Bankenausschusses im US-Senat, Sherrod Brown, kündigte am Donnerstag (Ortszeit) eine Anhörung „zum aktuellen Stand der Börse“ an. Es ist Zeit für die SEC und den Kongress, dass die Wirtschaft für alle funktioniert, nicht nur für die Wall Street. „Die Leute an der Wall Street kümmern sich nur dann um die Regeln, wenn sie derjenige sind, der weh tut“, sagte Browns Aussage.
Hintergrund ist der große Ärger der Anleger über die Beschränkungen des Handels mit Papieren von Gamestop und anderen Unternehmen, durch die sie sich auf einem Gewinnweg vereitelt sehen. Insbesondere der Online-Broker Robinhood wurde massiv kritisiert und vermutete, dass er Kleinanleger im Vergleich zu Großinvestoren an der Wall Street diskriminierte. Bei Unternehmen wie Gamestop oder der Kinokette AMC haben Hedgefonds in letzter Zeit viel Geld verloren, indem sie auf sinkende Preise gewettet haben, unter anderem, weil sich Hobbyhändler in Online-Foren organisiert und die Aktien des Unternehmens erfolgreich in die Höhe getrieben haben.
Robinhood-Schnallen – Handelsbeschränkungen wurden wieder gelockert
Die Tatsache, dass Robinhood den Handel mit Zeitungen einschränkte, so dass sie nur verkauft, aber nicht mehr gekauft werden können, könnte nun zu einem politischen Thema werden und eine größere Debatte über Regulierung auslösen. Laut den US-Medien plant die Vorsitzende des Finanzausschusses des US-Repräsentantenhauses, Maxine Waters, eine Anhörung. Es sollte sich um die jüngsten Turbulenzen auf dem Finanzmarkt und die Rolle von Hedgefonds handeln. Andere hochrangige Politiker der Demokratischen Partei wie Elizabeth Warren und Alexandria Ocasio-Cortez forderten ebenfalls eine Klärung. Beamte der Republikanischen Partei verstanden auch die Entscheidung von Robinhood nicht.
Nach dem Sturm der Empörung und den ersten Beschwerden von Anlegern, die sich aus Preisgewinnen herausgetrieben sehen, kündigte Robinhood am Abend an, die Handelsbeschränkungen für die Wertpapiere wieder zu lockern. Die Aktien von Gamestop stiegen dann im nachbörslichen Handel um über 70 Prozent, die von AMC um fast 50 Prozent. Auch die Papiere anderer Unternehmen wie des Smartphone-Pioniers Blackberry, für die ebenfalls Beschränkungen galten, wuchsen stark. Robinhood-Chef Vlad Tenev teilte dem US-Finanzsender CNBC mit, dass die Handelsbeschränkungen beschlossen worden seien, um sein eigenes Unternehmen und seine Kunden zu schützen.