
Im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig wird eine neue Sonderausstellung eröffnet, die sich mit den bewegten 1990er-Jahren in der Stadt beschäftigt. Unter dem Titel „Zwischen Aufbruch und Abwicklung“ bietet die Ausstellung einen faszinierenden Einblick in ein Jahrzehnt, das nicht nur für Leipzig, sondern auch für ganz Deutschland bedeutende Veränderungen mit sich brachte. Diese multimediale Schau ist bis September 2025 geöffnet und zeigt rund 400 Exponate, darunter historische Dokumente, Film- und Hörbeiträge sowie Fotografien und Plakate. Ein besonderes Highlight ist die Theke des legendären Clubs „Distillery“, der bis zu seiner Schließung im Jahr 2023 einen wichtigen Platz in der Leipziger Technoszene einnahm.
Eine zentrale Rolle in der Ausstellung spielt ein großes Baugerüst, das als Symbol für den Wandel in den 1990er-Jahren dient. Dieses Gerüst steht für die Sanierung maroder Fassaden, die während der Wendezeit notwendig wurde. Aiko Wulff, der Kurator der Ausstellung, erklärte, dass das Baugerüst unterschiedliche Bereiche des Ausstellungsraums unterteilt und die Verbindung zwischen der Vergangenheit mit ihren Herausforderungen und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft verdeutlicht.
Erinnerungen an ein prägendes Jahrzehnt
Die Ausstellung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Erinnerungen an die 1990er-Jahre wachzurufen. Neben nostalgischen Elementen wird auch eine kritische Reflexion über die damalige Zeit angestoßen. Johanna Sänger, die Kuratorin, betont die Relevanz dieser Epoche, deren Nachwirkungen bis heute spürbar sind. „Die Ausstellung soll nicht nur nostalgische Gefühle wecken, sondern auch zur ernsthaften Auseinandersetzung mit den Widersprüchen und Herausforderungen dieser Zeit anregen“, stellt sie fest. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten über Identität und Geschichte an Intensität gewinnen, möchte die Ausstellung zu einem kritischen Dialog einladen und zur Reflexion über die Fragen anregen, die in den Werken von Autoren wie Oschmann und Kowalczuk behandelt werden.
Ein Bereich der Ausstellung widmet sich der Sportgeschichte Leipzigs, wo das Boxequipment von Henry Maske aus seinem WM-Kampf gegen John Scully im Jahr 1996 präsentiert wird. Darüber hinaus werden auch Themen wie Umweltbewusstsein, queere Kulturen und politische Bewegungen behandelt. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, sich aktiv an Debatten über diese Aspekte zu beteiligen und ihre Sichtweisen einzubringen.
Dialogformate und Begegnungen
Begleitend zur Ausstellung werden regelmäßig stattfindende Gesprächsformate, die sogenannten 90er-Talks, angeboten. Diese Veranstaltungen sollen Platz für migrantische Perspektiven, die Aufarbeitung der DDR-Geschichte und die Entwicklung der freien Kulturszene bieten. Zu den zugkräftigen Rednern gehören prominente Persönlichkeiten wie Sebastian Krumbiegel von den Prinzen sowie Bürgerrechtlerin Gesine Oltmanns. Die Ausstellung wird somit zu einem Raum, in dem nicht nur Exponate, sondern auch Meinungen und Geschichten ausgetauscht werden können.
Die Kuratorin hebt hervor, dass ein Teil der Ausstellung als Freiraum gedacht ist, der für Begegnungen und Gespräche zur Verfügung steht. „Deswegen haben wir einen Teil der Ausstellung explizit Freiraum genannt. Der ist offen für Begegnung und Meinung“, erläutert Johanna Sänger. Diese offene Gestaltung lädt alle Besucher ein, sich aktiv mit der Thematik auseinanderzusetzen und eigene Erfahrungen und Erinnerungen zu teilen.
Neben den ernsthaften Themen sind auch humorvolle und nostalgische Elemente Teil der Ausstellung. Die wechselnden Präsentationen im Eingangsbereich bieten den Besuchern die Möglichkeit, in eine Zeit vor etwa dreißig Jahren einzutauchen und sollen dazu beitragen, Gespräche zu initiieren. Ob an der Bar des Distillery-Clubs oder vor den Erinnerungen an Henry Maskes Boxkampf – das Ziel ist, dass die Ausstellung nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch zwischenmenschliche Verbindungen schafft.
Die Sonderausstellung „Zwischen Aufbruch und Abwicklung – die 90er in Leipzig“ ist vom 25. September 2024 bis zum 7. September 2025 im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig zu sehen. Interessierte Besucher finden das Museum in der Böttchergäßchen 3, 04109 Leipzig. Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, während Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre freien Eintritt haben.
Für mehr Informationen zur Ausstellung und weiteren Details besuchen Sie die Website des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig unter www.stadtmuseum-leipzig.de und bleiben Sie über aktuelle Entwicklungen informiert.
Quellen: MDR Kultur (Ole Steffen), Stadtgeschichtliches Museum Leipzig Redaktionelle Bearbeitung: os, td