Colditz und die Herausforderungen bei der Suche nach Windkraftflächen
Colditz. Wie keine zweite Kommune im Altlandkreis Muldental scheint sich Colditz seiner topografischen Weiträumigkeit wegen für die Windkraft anzubieten. Leicht werden dürfte es allerdings dennoch nicht, entsprechende Flächen für Windkraftanlagen zu finden.
„Ja, es stimmt, wir sind mit 84 Quadratkilometern eine große Flächenkommune“, bestätigt Bürgermeister Robert Zillmann (parteilos). „Andererseits befinden sich auf dieser Fläche auch 26 Ortschaften.“ Will heißen: Auch Colditz werde bei seiner Suche nach Flächen, mit denen der Mindestabstand von 1000 Metern bis zur nächsten Wohnbebauung eingehalten werden kann, nicht aus dem Vollen schöpfen können.
Kommunen in Sachsen müssen zwei Prozent Fläche für Windkraft ausweisen
Doch auch die Schlosskommune wird nicht darum herumkommen, diese Suche anzutreten. Dies bekräftigte im jüngsten Stadtrat Andreas Berkner, der Leiter der Planungsstelle im Regionalen Planungsverband Leipzig-Westsachsen. Dieser war ins Colditzer Waldhaus gekommen, um über das „Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land“ im Bundes- und Landesrecht zu referieren.
Wie schon zuvor gegenüber Stadt- und Gemeinderäten anderer Kommunen im Landkreis Leipzig erläuterte der Honorarprofessor am Institut für Geographie der Uni Leipzig, dass der Freistaat Sachsen den Abschluss der Planverfahren bis Ende 2027 anstrebe.
Danach drohe für den Fall, dass das sächsische Windkraftflächenziel von zwei Prozent gerissen werde, ein Wildwuchs. Um diese zwei Prozent geht es auch in Colditz. „Diese Zahl ist nicht verhandelbar. Und sie kann auch nicht mit Photovoltaikanlagen kompensiert werden, deren Bau den Menschen um einiges einfacher vermittelbar ist“, so Bürgermeister Zillmann.
Windkraft: Projektträger aus der Region ist gewünscht
Dieser kündigt deshalb an, dass er sich dieses Themas gemeinsam mit den Stadträten intensiv annehmen wolle. „Wir sollten handeln, bevor es andere für uns tun“, so der Colditzer Rathauschef. Entsprechende Anfragen von Projektträgern habe es bereits gegeben, aber nicht jeder käme für eine Investition mit einem solch großen emotionalen Potenzial in Betracht.
„Im besten Fall finden wir einen aus der Region kommenden Projektträger, der auch auf die kommunalen Befindlichkeiten eingeht“, so Zillmann. Dies heiße konkret, dass die mit einer solchen Investition verbundene Wertschöpfung zumindest teilweise in der Region bleibt und dass im besten Fall auch die Bürgerschaft davon profitiert.
Konfliktfreie Ansiedlungen gibt es bei der Windkraft nicht
„Wir sollten alles dafür tun, für die künftig von Windrädern unmittelbar tangierten Menschen das Bestmögliche herauszuholen. Denn ich denke, dass wir nur dann eine Akzeptanz dafür erreichen, wenn sich Investitionen in diesem Bereich auch finanziell vor Ort auswirken“, so der Colditzer Rathauschef.
Diesem und seinen Stadträten sicherte Planungschef Berkner seine Unterstützung zu, da sich sein Verband als Teil der kommunalen Familie betrachte. Und weil man um die Schwierigkeiten in diesem Bereich wisse. Denn wo immer Berkner in diesen Tagen zwischen Kohren-Sahlis und Röcknitz Station macht, redet er Klartext in dem Sinn, dass es konfliktfreie Ansiedlungen im Bereich der Windkraft nicht geben würde.
LVZ