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Warum Schmölln Kohle will, aber keine Kohleregion ist

Warum Schmölln Kohle will, aber keine Kohleregion ist

Schmölln bewirbt sich mit seinem Knopffabrik-Projekt um Millionen aus dem Kohleausstieg, obwohl es nie Kohleregion war. Das bleibt nicht ohne Folgen für die anderen Projekte im Kreis, meint LVZ-Redakteur Jens Rosenkranz.

Schmölln. Für viele Millionen Euro soll und könnte in Schmölln die letzte, aber verfallene Knopffabrik saniert und zu einem Kulturzentrum mit großer Veranstaltungshalle umgebaut werden. Das wäre für die Stadt ein enormer, beinahe schon sagenhafter Gewinn, ein geschichtsträchtiges Vorhaben. Eine heruntergekommene Brache mitten in der Stadt würde nicht mehr verfallen, könnte wieder genutzt, die einzigartige Knopf-Historie gewahrt werden. Die Stadt erhielte einen touristischen Anziehungspunkt, würde enorm aufgewertet und bekäme endlich wieder einen Veranstaltungssaal, der seit dem Abriss der „Esse“ schmerzlichst vermisst wird und auch durch die Ostthüringenhalle niemals ersetzt werden konnte.

Freilich hätte Bürgermeister Sven Schrade (SPD) die Mieter der Knopffabrik längst in seine Pläne einbeziehen und diese, nicht wie jetzt, in Existenzängste versetzen sollen. Selbstverständlich darf mit der Umsetzung des Projekts kein einziger Job wegfallen und keine Firma gefährdet werden. Das sollte zu schaffen sein.

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Weit schwieriger sind die dazu benötigten Gelder. Schmölln erhofft sie sich von jenen 90 Millionen, die das Altenburger Land aus dem Kohleausstiegsprogramm des Bundes bekommen soll. Dabei gibt es nur ein Problem: Schmölln war nie eine Kohleregion. Diese Gebiete befinden sich im Landkreis ausschließlich in der Nordregion und betreffen einzig und allein Meuselwitz, Lucka, Rositz und Starkenberg. Nur der Tatsache, dass dort einst Braunkohle abgebaut wurde und die Region bis heute unter den Folgen leidet, ist es zu verdanken, dass das Altenburger Land vom Milliarden-Programm überhaupt profitiert. Nur findet sich dort unter den nun auf sechs Projekte angewachsenen Vorschlägen mit dem Ausbau der touristischen Infrastruktur am Haselbacher See nur ein einziges in der Nordregion.

Allerdings ist es legitim, dass auch Schmölln sich um das Geld bewirbt und mit seinem herausragenden und überzeugenden Knopffabrik-Projekt wohl auch gute Chancen hat. Diese steigen umso mehr, weil der SPD-Bürgermeister über exzellente Beziehungen zur rot-rot-grünen Landesregierung verfügt. Beides zusammengenommen könnte reichen, dass Schmölln einen guten Teil jener 90 Millionen abfasst, die auch nötig sind, um solch ein Vorhaben zu bezahlen. Womit der Betrag für die anderen Projekte natürlich kleiner wird.

LVZ

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