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„Verzerrung der Wahrnehmung“: Astrazeneca-Vizechef kritisiert Impfstrategie in Deutschland

Verzerrte Wahrnehmung des Astrazeneca-Impfstoffs in Deutschland

Hamburg/London. Der Vize-Chef von Astrazeneca in Deutschland, Klaus Hinterding, weist auf eine „Verzerrung der Wahrnehmung“ des eigenen Impfstoffs hin. Laut Hinterding wird der Impfstoff vor allem bei jüngeren, also berufstätigen Menschen in Deutschland eingesetzt. Diese Gruppe habe generell stärkere Immunreaktionen und könne sich – im Gegensatz zu Rentnern – auf der Arbeit krank melden. Dies habe zu einer Verzerrung der Wahrnehmung in Bezug auf den Astrazeneca-Impfstoff geführt.

In vielen deutschen Regionen lag der Astrazeneca-Impfstoff in den vergangenen Tagen und Wochen aufgrund einer geringen Nachfrage auf Halde. Es gibt Studiendaten und Berichte, die nahelegen, dass viele Bürger den Impfstoff für weniger wirksam oder sicher halten als die Impfstoffe von Biontech oder Moderna.

Hinterding äußerte sich zu diesem Imageproblem und betonte, dass seiner Meinung nach nichts schief gelaufen sei. Er betonte, dass der Impfstoff vor schweren Verläufen der Krankheit mit hoher Wirksamkeit schütze. Es habe eine Vielzahl von wissenschaftlichen Daten und Presseberichten gegeben, die oft den Fokus auf andere Aspekte legten.

Ein weiterer Grund für die großen Mengen an Astrazeneca-Impfdosen, die in deutschen Kühlschränken liegen, ist die Zurückhaltung der zweiten Dosis für die Patienten. Dies soll sicherstellen, dass die zweite Impfung termingerecht durchgeführt werden kann. Anderswo, wie zum Beispiel in Großbritannien, wird auf den Liefernachschub vertraut und der Impfstoff sofort verimpft. Astrazeneca schließt Schwankungen bei den Lieferungen nicht aus, betont jedoch, dass der Impfstoff auch nach längerer Lagerung im Kühlschrank keine Gefahr darstelle. Bei Kühlschranktemperaturen sei das Vakzin bis zu sechs Monate haltbar.

Nach neuen Studiendaten aus England und Schottland, die die Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs auch bei älteren Menschen belegen, hat die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland das Astrazeneca-Mittel mittlerweile auch für Menschen über 65 Jahren empfohlen. In vielen anderen Ländern wurden alle Altersgruppen von Anfang an mit dem Astrazeneca-Impfstoff geimpft. Die Freigabe dieser Altersgruppe könnte den Impf-Fortschritt in Deutschland weiter voranbringen. Hinterding ist zuversichtlich, dass sich die Erkenntnis durchsetzen wird, dass die Impfungen der einzige Weg aus der Pandemie sind und der Astrazeneca-Impfstoff essentiell dafür ist.

In dieser Woche wurde erstmals die Lieferung von 250.000 Astrazeneca-Impfdosen aus der EU nach Australien gestoppt. Dies war eine Maßnahme im Rahmen der von der EU eingeführten Exportkontrolle von Impfstoffen, um eine Benachteiligung der Mitgliedsstaaten zu verhindern. Klaus Hinterding äußerte sich nicht zu Anträgen auf Ausfuhren aus der Europäischen Union und den konkret zugesagten Liefermengen.

RND/dpa

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