
Tag des offenen Denkmals 2023: „Talent Monument“ im Mittelpunkt
Mit einer monumentalen Doppelkuppel, die durch eine ausgefeilte Stahlbetonkonstruktion überhaupt erst technisch möglich ist, prägt der denkmalgeschützte „Kohlrabizirkus“ die Leipziger Stadtlandschaft. Folgerichtig rückt dieses Monument nun in den Fokus des Tages des offenen Denkmals am 10. September 2023: Baubürgermeister Thomas Dienberg eröffnet den Aktionstag um 10 Uhr in der ehemaligen Leipziger Großmarkthalle.
Das bundesweit 30. Jubiläum des Denkmaltages steht unter dem Motto „Talent Monument“. Beleuchtet werden dabei die außergewöhnlichen Eigenschaften von Kulturdenkmalen klein wie groß – und der Umgang von Eigentümerinnen, Bürgern und Restauratoren mit diesen Besonderheiten.
Von der thematischen Führung, über Ausstellungen bis hin zu Familienprogrammen umfasst das vielfältige Leipziger Angebot insgesamt rund 50 Punkte. Das zeitliche Spektrum der Angebote reicht von mittelalterlichen Kirchen bis hin zur Ostmoderne, neben großen Stars wie etwa dem „Kohlrabizirkus“ sonnen sich auch kleine Sternchen in der Aufmerksamkeit des Denkmaltages: Eine Führung erläutert die Leipziger Handschwengelpumpen, andere Veranstaltungen widmen sich Gartendenkmalen wie dem Robert-Koch-Park oder dem Heinrich-Heine-Park.
Kathrin Rödiger, Leiterin des Amtes für Bauordnung und Denkmalpflege, hebt hervor: „Nach der bundesweiten Eröffnung des Denkmaltages im vergangenen Jahr in Leipzig haben wir auch in diesem Jubiläumsjahr viele Highlights parat – etwa Führungen durch den Matthäikirchhof, das UT Connewitz oder das Gohliser Schlösschen. Leipzig beteiligt sich bereits seit 1993 an dem Aktionstag. In den vergangenen drei Jahrzehnten konnten tausende Denkmale für ein Millionenpublikum geöffnet werden. Ich denke da nur an das große Interesse am Bowlingtreff, am Stadtbad oder auch der Quartiersschule Ihmelsstraße. Leipzig weist einen unglaublichen Denkmalschatz auf, den wir mit diesem Aktionstag feiern.“
Ein Auszug aus dem Programm
Die Großmarkthalle (An den Tierkliniken 38)
Der „Kohlrabizirkus“ verdankt seinen heute weit gebrauchten Spitznamen seiner ursprünglichen Nutzung und der markanten Form mit Doppelkuppel: Das Gebäude entstand vor dem Hintergrund wachsender Bevölkerungszahlen ursprünglich als Großmarkthalle für Obst und Gemüse und wurde zwischen 1927 und 1930 nach den innovativen Plänen des Stadtbaurates Hubert Ritter sowie der Ingenieure Franz Dischinger und Hubert Rüsch erbaut. Jeder Kuppelunterbau hat eine quadratische Grundfläche von je 75 Metern Länge und Breite. Beinahe stützenlos werden die Flächen von bis zu 33 Meter hohen Stahlbetonkuppeln überspannt. Das Objekt wurde vollständig unterkellert, um eine damals fortschrittliche Logistik und Kühlung der Waren sicherzustellen. Der Bau gilt als einer die Stadtlandschaft prägendsten Gebäude der Weimarer Republik.
Seit Ende des Jahres 1995 wird der „Kohlrabizirkus“ nicht mehr als Großmarkthalle genutzt. Inzwischen bietet die Nordkuppel insbesondere den Leipziger Eissportclubs eine Heimat – mit der einzigen nutzbaren Eisfläche der Stadt und der näheren Umgebung. Die Stadt Leipzig hat den Bau 2021 wiedererworben. Die Umgebung der Großmarkthalle soll im Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbes saniert und weiterentwickelt werden.
Der „Kohlrabizirkus“ ist am 10. September von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Neben der zentralen Eröffnungsfeier gibt es zwischen 11 Uhr und 16 Uhr jeweils stündlich Führungen durch das Gebäude, eine Anmeldung dafür ist nötig. Ergänzt wird das Programm durch eine Präsentation des Buches „Stadt-Denkmal-Leipzig“ sowie Eisstockschießen in der Nordhalle.
Emaillemosaik (Hamburger Straße 17)
Nach einem Entwurf von Manfred Denda erhielt der Leipziger Betriebsteil des VEB Chemieanlagenbau-Kombinats Leipzig-Grimma zwischen 1977 und 1983 an der damaligen Leninstraße (heute: Prager Straße) einen großzügigen Neubau in zentrumsnaher Lage. Neben dem zweigeschossigen Sozialgebäude ist der bauliche Komplex hauptsächlich durch einen markanten 11-Geschosser geprägt. An dessen östlicher Giebelseite befand sich das im Auftrag des Büros für architekturbezogene Kunst entstandene Industrie-Emaillemosaik „Produktivkraft Wissenschaft“, das der Leipziger Künstler Hans-Hendrik Grimmling 1982 entworfen hatte.
Das beeindruckende Kunstwerk war weithin sichtbar und konnte nach Verkauf des Gebäudes nicht vor Ort erhalten werden. Es wurde geborgen, eingelagert und konnte nach seiner Restaurierung oberhalb des Zugangs des neuen Mehrfamilienwohnhauses in der Hamburger Straße 17 wieder angebracht werden.
Am Tag des offenen Denkmals können sich interessierte Besucher um 11 Uhr und 13 Uhr vor Ort das Kunstwerk und dessen Restaurierung erläutern lassen.
Klinikum St. Georg (Delitzscher Straße 141)
Die Leipziger Stadtgeschichte ist untrennbar mit dem Klinikum St. Georg verbunden. Seit seiner Gründung im 13. Jahrhundert nutzte es verschiedene Standorte, bevor es in den Jahren 1908 bis 1913 unter der Leitung des Architekten Otto Wilhelm Scharenberg im Norden Leipzigs neu gebaut seinen endgültigen Platz fand. Gleichsam vor den Toren der Stadt entstand – eingebettet in großzügige Frei- und Gartenflächen – ein neues Krankenhaus in offener Pavillonbauweise, das nicht nur durch zeitgemäße Architekturformen, sondern auch durch seine ausgereifte Krankenhaustechnik als äußerst modern gelten konnte.
In den nächsten Jahren steht das Klinikum vor der größten baulichen Veränderung in seiner Geschichte. Am Hauptstandort wird ein Neubau für das Zentrum für Innere Medizin entstehen. Höchste Priorität bei dieser Neuausrichtung des Klinikums hat dabei der gut erhaltene denkmalgeschützte Gebäudebestand inmitten der historischen Gartenanlage.
Führungen zu zahlreichen Aspekten der Bau- und Gartengeschichte des Klinikums werden am 10. September zwischen 10 und 14 Uhr angeboten.
Weitere Informationen
www.leipzig.de