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Studie des Leipziger Umweltforschungsinstituts enthüllt: Starke Pestizidbelastung in deutschen Kleingewässern

Pestizide belasten kleine Flüsse in Deutschland

Leipzig – Wo viel Dünger auf den Feldern landet, sind unsere kleinen Flüsse stark mit Pestiziden belastet. Das haben Wissenschaftler u.a. vom Leipziger Umweltforschungsinstitut UfZ in einer Studie mit über 100 Kleingewässern in ganz Deutschland herausgefunden. In Sachsen nahmen sie u.a. Proben im Elbe-Nebenfluss Jahnabach, in Nordsachsen in der nur 16 Kilometer langen Leine, die über den Lober-Leine-Kanal die Mulde speist, der Leipziger Parthe und der Luppa bei Meißen.

Das Ergebnis ist erschütternd: 81 Prozent dieser kleinen Fließgewässer im ländlichen Raum überschritten die zulässigen Konzentrationen von Pestizid-Wirkstoffen. In fast jedem fünften Bach (18 Prozent) wurden diese Höchstwerte sogar bei mehr als zehn verschiedenen Pestiziden nachgewiesen.

Insgesamt identifizierten die Wissenschaftler 75 Wirkstoffe aus besonders häufigen Pestiziden. Besonders das Insektizid Thiacloprid, das für das Bienensterben verantwortlich ist, überschritt den Höchstwert teilweise um bis zum Hundertfachen!

Ökotoxikologe Prof. Matthias Liess vom UfZ: „Wir haben eine viel höhere Belastung in den Kleingewässern nachgewiesen, als wir ursprünglich erwartet haben.“

Auswirkungen auf empfindliche Insektenarten

Für empfindliche Insektenarten wie Libellen oder Köcherfliegen bedeutet die hohe Pestizidbelastung den Tod. „Wir bräuchten bis um den Faktor 40 niedrigere Grenzwerte“, sagt Liess. Aber auch breitere Ackerrandstreifen oder Umstellung auf Öko-Landbau könnten helfen. Sachsens Umweltminister Wolfram Günther will Bauern bei der Umstellung auf eine nachhaltigere Bewirtschaftung unterstützen.

Kleingewässer als bedeutsames Ökosystem

Denn die Kleingewässer sind für unser Ökosystem bedeutsamer als viele denken: Insgesamt machen sie 65 Prozent der Gesamtlänge aller Fließgewässer in Deutschland aus. Doch während über Elbe, Donau oder Rhein fast alles bekannt ist, weil die EU mit der Wasserrahmenrichtlinie klare Vorgaben macht, fehlen bisher wichtige Daten für solche unscheinbare Bäche, die manchmal nur einen Meter breit sind.

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